#Brieferl No.28 – Hirnederln und Arschkarten





Lieber Cousin Herbert,

gestern habe ich eine Nachricht bekommen, die ich fast witzig gefunden habe. Wenn es nur insgesamt nicht so traurig wäre.

Da beschwerte sich ein Herr, der lustigerweise auch Herbert heißt, über meinen zu liberalen Umgang mit Flüchtlingen und hoffte dann folgendes:
„Vielleicht haben ja auch Sie eines Tages eine andere Sicht auf die Dinge, wenn Sie einmal niedergeschlagen und/oder vergewaltigt worden sind oder Sie die volle Härte der Scharia trifft, weil Sie schon wieder ohne Kopftuch angetroffen werden.“

Dann habe ich heute gelesen, dass die Familie Tikaev (das sind die mit den 4 Kindern, die ihr nach Tschetschenien abgeschoben habt) in großen Schwierigkeiten steckt, weil man „vergessen“ hatte, ihnen ihre Dokumente mit auf die Reise zu geben.
https://derstandard.at/2000073822200/Behoerde-behielt-Paesse-in-Wien-Familie-Tikaev-in-Tschetschenien-in

Wie geht das überhaupt? Werden bei Abschiebungen keine Passkontrollen durchgeführt? So nach dem Motto – Hauptsache weg mit ihnen?

Also nur weil ich nicht mag, dass eine Familie mit vier Kindern nach mehr als 6 (!) Jahren in Österreich einfach so abgeschoben wird, habe ich einen unrealistischen Umgang mit der „Flüchtlingsproblematik“ (wie es der Schreiber ausgedrückt hat)???

Offensichtlich sind die Hirnederln noch verbreiteter, als ich bisher befürchten musste.

An alle Hirnederln da draussen, die immer noch glauben, die Welt sei entweder schwarz oder weiß, links oder rechts, geprägt von Herrenrassen und Untermenschen (das war ja auch wieder so ein glorreicher Einzelfall aus der FPÖ … http://www.noen.at/tulln/ihr-untermenschen-tullner-fpoe-funktionaerin-liefert-facebook-ausrutscher-facebook-miriam-rydl-nazi-sager/76.519.712):

– man kann ein Mensch mit Mitgefühl sein, ohne deshalb gleich jeden einladen zu wollen
– man kann tolerant gegenüber anderen Religionen sein, ohne sich selbigen mit Haut und Haar und Kopftuch auszuliefern
– man kann einen realistischen Blick auf die Welt haben, ohne deshalb gegen andere zu hetzen
– man kann arbeitslos sein, ohne deshalb ein „Durchschummler“ oder „Sozialschmarotzer“ sein
– man kann ein gutes Leben führen, ohne anderen das Leben zu vermiesen

Nun noch zu einem anderen Thema.

Sag mal, die FPÖ war doch immer so gegen den Proporz, korrekt? Ich habe mal ein paar Quellen herausgesucht:
https://diepresse.com/home/politik/burgenlandwahl/568739/FPOe-draengt-auf-ProporzAbschaffung
https://andreasmoelzer.wordpress.com/2017/10/15/vom-ende-der-proporz-republik/

Wie passt das jetzt genau dazu, dass die ÖBB eingebläut wird?
https://derstandard.at/2000073880303/Verkehrsminister-Hofer-fixiert-acht-neue-Mitglieder-imOeBB-Aufsichtsrat

Ich freue mich jedenfalls, dass die Monika Forstinger, die herausragende Infrastrukturministerium der Ära Schüssel auch endlich wieder einen ordentlichen, gut dotierten Job bekommen wird. Vielleicht wird die „Faschingsministerin“ ja mit der Zuordnung neuer Telefonnummern betraut, da kennt sie sich ja gut aus.
http://www.handelsblatt.com/archiv/faschingsministerin-fpoe-ministerin-nach-schwerer-panne-unter-beschuss/2043480.html

Und zu guter Letzt habe ich noch eine tolle Neuigkeit für dich: ich bin jetzt offiziell Unterstützerin des Frauenvolksbegehrens.
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/politik/945817_Warum-Frauen-und-Maenner-das-Volksbegehren-unterstuetzen.html

Man wollte da eine kurze Stellungsnahme von mir, warum ich das Volksbegehren für wichtig halte. Ich habe wie folgt subsumiert:

„Wenn man die Arschkarte zugewiesen bekommt, weil man kein Y-Chromosom hat, ist das einfach nur inakzeptabel“.

Die Frauenministerin von Bastis Gnaden unterschreibt im Übrigen nicht. Aber das werde ich sicherlich in einem gesonderten Brieferl noch einmal genauer beleuchten.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela