#Brieferl No.73 – Herbeizuschaffende, Umfallende und Cojones Tragende





Lieber Cousin Herbert,

mir tun die ganzen FPÖ-Wähler mittlerweile wirklich schon leid, das muss ich sagen. Nichts, aber auch gar nichts, wovon sie selbst profitieren könnten und was ihnen versprochen wurde, wird umgesetzt.

Ich bin so frei und möchte den Weg einer Neuorientierung für FPÖ-Wähler ebnen. Deshalb habe ich mir die drei aktuellsten Umfaller angesehen.

Sicherheitspaket
26. Juni 2017, Kickl: Sicherheitspaket der ÖVP ist gefährliche Drohung und wird von der FPÖ abgelehnt!
20. April 2018Überwachungspaket von Koalition beschlossen
„Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) betonte, er sei als Ressortchef für den größtmöglichen Schutz der Bevölkerung verantwortlich.“

12 Stunden Arbeitstag
16. September 2013, Frage im Wahlchat des Kurier: Wie stehen Sie zu einem 12 Stunden Arbeitstag?
HC Strache: Eine asoziale leistungsfeindliche Idee, da dies für alle Arbeitnehmer Nettoreallohnverluste bedeuten würde.
26. April 2018,  Ist ja alles (angeblich) gar nicht so, ist ja alles (angeblich) freiwillig!

CETA
31. Jänner 2017, Strache will Volksabstimmung über Ceta und TTIP
16. Mai 2018, Türkis-blaue Regierung segnet Ceta ab

„Vizekanzler Heinz-Christian Strache etwa sagte knapp vor dem Ministerrat zum STANDARD, dass Ceta eine Koalitionsbedingung der ÖVP gewesen sei, man also keine andere Wahl habe.“
(eh klar, der Basti war‘s wieder!)

Anders argumentierte FPÖ-Verteidigungsminister Mario Kunasek. Ceta seien die Giftzähne gezogen worden, darum könne die FPÖ zustimmen. „Welche Giftzähne?“, wollte DER STANDARD von Kunasek wissen. Kunaseks Antwort: „Nächste Frage.“

Die sind wirklich mittlerweile recht angepapperlt, eure Wähler, das kann man deutlich sehen. Verständlicherweise.
https://www.facebook.com/HCStrache/posts/10155937180518591

Weißt du, worüber ich aber immens erleichtert bin?
Dass der Basti endlich sein Burschi-Image abgelegt hat und uns allen endlich klipp und klar erklärt, wie das alles künftig mit ihm funktionieren wird. Oder halt auch nicht, man wird es ja sehen.

Wir werden unsere Reformprojekte durchsetzen, unabhängig davon, ob es jetzt Streiks oder Demonstrationen gibt. Wir werden das tun, was wir für richtig erachten.

Und es gibt viele Politiker, die Ängste vor Veränderung schüren und versuchen, den Menschen einzureden, dass Spitäler geschlossen würden oder der Sozialstaat in Gefahr wäre. Aber das ist reine Gräuelpropaganda.

Der Begriff „Gräuelpropaganda“ hat mich fasziniert. Deshalb habe ich mich mal näher damit beschäftigt. Dem Wikipedia-Artikel dazu ist Folgendes zu entnehmen:
„Der Begriff ‚Gräuelpropaganda‘ ist nicht wertneutral, sondern wirft dem Urheber der (vermeintlichen) Propaganda eine bewusst verfälschte Darstellung von Sachverhalten vor und wird selbst häufig propagandistisch eingesetzt. So wurde er insbesondere im Nationalsozialismus [….] verwendet

Und siehe da, auch unter den Zitaten aus „Mein Kampf“ ist der Begriff zu finden:

„Das Zeichen für die glänzende Kenntnis der Primitivität der Empfindung der breiten Masse lag in der diesem Zustande angepaßten Greuelpropaganda, die […. ] eine Lüge, die nur durch die unbedingte, freche, einseitige Sturheit, mit der sie vorgetragen wurde, der gefühlsmäßigen, immer extremen Einstellung des großen Volkes Rechnung trug und deshalb auch geglaubt wurde.“

Da kommt doch richtig Freude auf.

Zusammengefasst:
Wir haben einen Kanzler, der es mit der Demokratie nicht ganz so genau nimmt und Begriffe aus der NS-Zeit verwendet. Dieser Kanzler wird von einem Juniorregierungspartner unterstützt, der neben Einzelfällen nur Umfaller zu verzeichnen hat.

Heute habe ich übrigens etwas total Interessantes gelernt: es gibt die Parlament die Möglichkeit, einen Abwesenden mittels „Herbeischaffungsantrag“ ins hohe Haus bringen zu lassen, wenn dieser mal (wieder) meint, dass ihn die ganzen demokratischen Diskussionen nix angehen.
Heute wurde ein solcher Antrag für die Herbeischaffung – wer hätte das gedacht – des Basti eingebracht. Schade halt, dass der Antrag von den Regierungsparteien abgelehnt worden ist.

Zum Abschluss möchte ich noch die erste weibliche Preisträgerin der „Goldenen Cojones erster Güte“ vorstellen.

*Trommelwirbel * bumm bumm bumm *
Der Preis ergeht an die außergewöhnliche, coole und mutige Lucia Steinweder. Sie hat gestern unserem Möchtegern-Sonnenkönig das Mikrofon vor der Nase weggenommen und ihm im Namen von „System Change not Climate Change“ den Leviten gelesen!

Herzliche Gratulation liebe Lucia!

Liebe Grüße,
Cousine Daniela

P.S.: Ich bereite gerade das Buch mit den ersten 50 #Brieferl vor. Ich habe schon mal extra gut brennbares Material in Auftrag gegeben, weil ich diejenigen, die sich gerne das eine oder andere Feuerchen mit Büchern machen, nicht diskriminieren möchte!




13 Antworten auf „#Brieferl No.73 – Herbeizuschaffende, Umfallende und Cojones Tragende“

  1. Liebe Daniela Kickl, es ist gut zu wissen, dass es dir wieder gut geht. Ich habe da so eine Frage und ich glaube nicht, dass es eine Verschwörungstherorie ist. Ich habe den Eindruck, dass der Basti ultrakonservative Katholiken in viele Positionen einschleust. So wie der Bumsti seine Burschis hat, so hat der Basti Opus Dei und andere Grauslichkeiten. Unsere liebe Oberoma von den Omas gegen Rechts hat da so ein paar Dinge herausgefunden. Da geistern Legionäre Christi und Malteser und andere obskure Organisationen still und leise herum. Der Basti wirkt ja immer wie eine ferngsteuerte Sprechpuppe und das würde so einiges erklären. Darf ich dich bitten, dein Spürnäschen da hinein zu tauchen? Wenn das ruchbar würde, dann könnte das schon Sympathiewerte kosten.
    Liebe Grüße Gabi Waach

  2. Danke für die aufschlussreiche „Korrespondenz“. Es ist so wunderbar dass es Sie gibt und ich bewundere Ihre Ausdauer – BITTE weiter so! Bin gespannt ob der Verdacht von Frau Salzer von Ihnen bestätigt wird.
    Ich freu mich auf Ihr Buch, wann wird es erscheinen?
    Mit lieben Grüßen Doris Eybl

  3. Österreich ist wirklich gesegnet mit selten dummen Politikern, mit Politikern, welche wider besseren Wissens zum Schaden der Bevölkerung Entscheidungen treffen. Politikern, für die Charakterlosigkeit kein Fremdwort ist und dieses Verhalten sogar richtig finden und einen Bubikanzler, der glaubt dass Probleme nicht vorhanden sind wenn man sie nicht erwähnt. Und Wähler, die noch dümmer sind als ihre Politiker. Aber es gibt auch Daniela Kickl, die uns Hoffnung gibt dass wir nicht vergessen was richtig und wichtig ist.

  4. Liebe Daniela! Ich bin froh dass sie wieder gesund sind! Schließe mich jeder einzelnen Antwort an sie vollen Herzens an und hoffe ein Buch ihrer ersten 50 Brieferl zu ergattern! Bitte machen Sie weiter, ich könnte mich nicht so klar und treffend ausdrücken wie sie! Liebe Grüße ?ihre Gerda Lackerer

  5. Liebe Daniela! Ich denke, diesmal irrst du leicht. Der Großteil der FPÖ Wähler ist noch immer überzeugt davon, dass ihnen diese Regierung die verhassten Ausländer (insbesondere die muslimischen) vom Hals schaffen wird. Somit regt das Brechen der Wahlversprechen vorerst nur wenige auf. Auch weil sie die Auswirkungen noch nicht spüren. Erst wenn das mit den Ausländern auch nicht in ihrem Sinne klappt, erst dann werden sie wirklich zornig werden.

    Aber sonst bin ich über jeden deiner Briefe begeistert! Bitte weiter so!

    1. Das glaub ich leider auch:-( So lange den Ausländerhassern jeden zweiten Tag ein Zuckerl in die Richtung präsentiert wird, schnallns die nicht, was da los ist: Heute z.B. die Kürzung der Lehrlings-Beihilfe für über 18-Jährige, die laut Medien hauptsächlich Migranten trifft. Da jubeln die KURZsichtigen gleich wieder…

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