#Brieferl No.62 – Strategie und Vertrauen im Allerwertesten





Lieber Cousin Herbert,

zuerst möchte ich dich gerne darüber informieren, dass der Herr Lepuschitz mir wider Erwarten nicht geantwortet hat. Das finde ich nicht nett!
Aber gut, ich verstehe es. Es geht ja um die Optimierung des medialen Auftretens. Und dazu gehört sicherlich das Schweigen. Weil wer nix sagt, den kann man auch nicht hinterfragen. Habt ihr sicher vom Basti gelernt. Und der vom Wolfgang Schüssel.

Ganz so schweigsam, wie man immer glaubt, ist er ja eh nicht, der gute Basti. Zumindest hat er dem Viktor Orban gratuliert.

Die Leute sind immer goaschtig zum Basti. Da schreibt er endlich mal was und dann ist es auch wieder nicht recht.

Aktuell berichtet er sehr viel über den großartigen Besuch in China. Am besten hat mir gefallen, dass er den niederländischen Ministerpräsidenten zitiert hat.

Freihandel ist demnach fast wie der Jesus der heutigen Zeit. Nein besser sogar. Jesus konnte ja bloß Wasser in Wein verwandeln. Aber der Freihandel lässt sogar Kuchen größer werden! Und völlig richtig geht es dabei genau NICHT um die Verteilung der Anteile am Kuchen, sondern ausschließlich darum, dass selbiger größer wird.

Zur aktuellen Lage der Nation sagt der Basti freilich nix. Gut, das kann ich schon auch verstehen. Die Sache mit dem Kopftuch liegt ohnehin in den bewährten Händen der FPÖ und hat den Touch eines Ablenkungsmanövers.

Die KHB (keinesfalls zu verwechseln mit dem schönen KHG), deren Namen ich spaßeshalber umgedreht habe, um zu diesen hübschen Initialen zu kommen, liefert wenigstens eine witzig-traurige Performance. Wir müssen ihr schon dankbar sein, dass sie für die Erhöhung des Unterhaltungswertes der Regierung alles gibt! Gestern hat die Frau „Gesundheitsministerin“ in der ZIB 13:00 zum Thema AUVA unter anderem Folgendes zum Besten gegeben:

„Es ist mir klar, dass die Pläne von den bestehenden Personen, also die dort agieren, angefeindet werden. Da geht‘s letztendlich um ihre Pfründe, um ihre Macht, die sie dadurch verlieren.“

Ich finde diese Strategie so genial. Dem Kontrahenten gleich mal unlautere Motive unterstellen und damit diskreditieren. Damit erscheint es auch klar, dass man mit diesen Leuten eh nicht sachlich diskutieren kann und sie aufgrund ihrer unlauteren Motive im Unrecht sind.

Ich habe mir übrigens dein Interview bei „Fellner! Live“ angeschaut. Du verfolgst ja auch diese Strategie, was den Untersuchungsausschuß zur Causa BVT betrifft. Der Wolfgang Fellner hatte zurecht gemutmaßt, dass ein nicht gut funktionierender Geheimdienst irgendwie nicht so optimal ist, wenn sich auch schon andere Geheimdienste über den Zustand des BVT wundern. Und dass ein Untersuchungsausschuß ja einiges zu Tage fördern könnte, was uns dann vollends eintunken könnte.

Und schwupps – schon hattest du den vermeintlichen Kontrahenten eingetunkt, indem du dir zwar Aufklärung durch die Staatsanwaltschaft gewünscht, aber dann gleich weiter fabuliert hast:

„Der Rest liegt in der Verantwortung der SPÖ und anderer Parteien, was die dann vorhaben mit einem Untersuchungsausschuß. Da kann ich ihnen nur den guten Tipp geben, möglicherweise ein bisschen weniger aus parteipolitischem Kalkül heraus zu handeln und ein bisserl mehr als staatspolitische Verantwortung zukommen zu lassen. …. Aber ich habe manchmal bei der SPÖ das Gefühl, dass man sich jetzt bei der ÖVP rächen will ….“

Auch sehr gut, wirklich. Genau die gleiche Strategie wie die KHB (nicht zu verwechseln mit dem schönen KHG). Wozu genau braucht ihr eigentlich den Herr Lepuschitz? Vielleicht, weil diese Strategie so durchschaubar und plump ist?

Irgendwie scheint das Wahlvolk dennoch nicht so ganz von deiner Performance überzeugt zu sein. Na gerade, dass du noch ein bisschen vertrauenswürdiger bist als der Herr Rosenkranz.

Weißt du, was ich glaube, woran das liegt? Das liegt daran, dass du immer so gegen die Überwachung der Staatsbürger warst. Du kannst dich vielleicht an deine flammende Rede betreffend „DDR 4.0“ erinnern, oder? Im Juli 2017 war das.

„Das wäre das Ende des Rechtsstaates, wie wir ihn kennen. So ein ‚Papier der Grässlichkeiten‘ ist undenkbar!“

Und jetzt? Die Spatzen pfeifen es bereits von den Dächern. „Überwachungsstaat“ und „Polizeistaat“ hört man sie zwitschern.

Ich habe das Gefühl, dass sich so mancher FPÖ-Wähler betrogen fühlen könnte. Also ich persönlich würde mir mehr als nur verarscht vorkommen. Vielleicht vertrauen dir die Leute deshalb nicht (mehr).

Der Bumsti ist ja ebenfalls wenig vertrauenswürdig. Ich glaube übrigens, dass ich noch nie einen Politiker gekannt habe, dem dermaßen viele Spitznamen verliehen wurden. Bumsti ist ja „nur“ sein Name aus Kindheitstagen und eigentlich ganz lieb. Den „Wanzenheinzi“ hat er sich selbst erarbeitet, wie auch den „Witzekanzler“. Gestern habe ich eine (für mich) neue Anrede gefunden: „Braunschweiger“. Ist auch selbst und hart erarbeitet.

Der wahre Clou an der Sache mit dem Vertrauen ist aber, dass der Basti zwar das Ranking anführt, er in Wahrheit aber nicht vertrauenswürdig wirkt. Da gab es schon mal Bessere, viel Bessere.

Aber wen kümmert schon das Vertrauen des dummen Wahlvolkes, wenn man doch, ab sofort sogar mit Tasern, auf dem Weg nach Schasklapperdorf an der Banane ist, richtig? Danke für diesen absolut wichtigen und Sicherheit einflößenden Erlass!

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




9 Antworten auf „#Brieferl No.62 – Strategie und Vertrauen im Allerwertesten“

  1. Toller Brief wie immer!
    Das einzige was mich gewundert hat ist, dass Bumsti der Spitzname aus Kindheitstagen sein soll, ich hab immer gedacht es wurde von „Bumstinazi“ abgeleitet und bin jetzt ein bisschen enttäuscht muss ich gestehen ?

  2. Liebe Frau Kickl,
    der „Braunschweiger“ ist allererster Güte, dagegen verblasst sogar der Witzekanzler ??? Und unser Bundeskanzler hat seine Muskeln spielen lassen, um die EU-Gernzen zu schließen. Daher darf er sich zurecht als „Schließmuskel“ der EU bezeichnen.

Schreibe einen Kommentar