Lieber Cousin Herbert,
na, da haben sich ja wieder einige deiner Parteifreunde mit reichlich Ruhm bekleckert, als sie Kommentare zur neuen stellvertretenden Bezirksvorsteherin der Wiener Innenstadt geschrieben haben.
Stell dir nur vor, die ist nämlich schwarz!!!!! Skandal aber auch!!!!
Deine Partei-Kumpel machen das freilich auf den ersten Blick recht clever. „Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, ob ich noch weiß, welche Wurzeln und Identität meine Heimatstadt hat …“ schrieb der Robert Lizar und „Frau oder Mann?“ stammt von Evelyn Achhorner.
https://kurier.at/politik/inland/rassismus-vorwurf-gegen-fpoe-redakteur-wegen-facebook-posting/400020691
Weißt du, was mich immer wieder bei solchen Vorfällen fasziniert? Keiner mag irgendwie zugeben, dass er oder sie eben eine gewisse Einstellung hat. Die Evelyn Achhorner hatte auf Anfrage vom Kurier geantwortet:
„Als FP-Funktionärin (die in einem Männerberuf tätig ist) bekomme ich auch öfters diese Frage, ob ich Frau oder Mann sei. Darum habe ich an dieser Frage im Posting nichts Verwerfliches gefunden. Ich möchte deutlich betonen, dass mir jeglicher Rassismus fern liegt.“
Wirklich? So plump, um nicht zu sagen dumm?
Warum stehen Rechte eigentlich nicht zu ihrer Gesinnung?
Aus Angst vor dem Gesetz (Volksverhetzung, Wiederbetätigung etc.)?
Aus Feigheit?
Oder vielleicht deshalb, weil sie ganz genau wissen, dass ihr Gedankengut falsch ist, sie aber aus opportunistisch-populistischen Gründen nicht darauf verzichten möchten?
Deine persönliche Meinung dazu würde mich schon sehr interessieren, wegen der Praxisnähe halt.
Apropos Gesetze: meinst du stimmt es, dass der Josef Moser (ich wünsche ihm übrigens baldige Besserung) zurücktreten will? Der arme Basti, der macht schon was mit. Nicht einmal in aller Ruhe Pandabären streicheln oder grandiose Schweineteiledeals aushandeln lässt man ihn.
https://derstandard.at/2000077910587/Ruecktrittsgeruechte-um-Justizminister-Moser-bringen-Kurz-in-Bedraengnis
Aber mir würde das schon gut gefallen. So von der Signalwirkung her zumindest. Die potentielle Nachfolgerin Karoline Edtstadler, die jetzt bei dir im Ministerium sitzt, würde mir auch sehr gut gefallen. Die macht bekanntlich Rechtsreformen auf Zuruf aus den sozialen Medien. Noch direkter kann Demokratie eigentlich gar nicht sein. Kein Wunder, dass ihr mit Volksbegehren nix am Hut habt, wenn es doch viel einfacher geht.
Interessant finde ich auch die Vorgehensweise rund um den ORF. Ich habe diesbezüglich wieder etwas Interessantes gelernt: der ORF hat einen „Ethikrat“. „Dort entscheiden Vertreter von Redakteuren und Geschäftsführung, ob etwa Journalisten mit Auftritten bei parteinahen Veranstaltungen gegen Regeln für die Unabhängigkeit verstießen.“
So weit, so fesch. Jetzt hat der resche Herr Steger folgende Gelüste: „Er will noch vor einer Änderung des ORF-Gesetzes ein Kontrollgremium für den ORF-internen Ethikrat einsetzen.“
https://derstandard.at/2000076645924/Es-wird-ernst-mit-der-Teilung-der-ORF-Information
Das finde ich ausnehmend spannend. „Kontrollgremium für Ethikrat“. Ein Kontrollgremium für ein Kontrollgremium also. Das muss ja man erst einmal sickern lassen. Dazu sind mir spontan die „Sittenwächter“ im Iran eingefallen. Die haben die Scharia als Grundlage für ihre Einsätze.
Was wäre die Grundlage dieses Kontrollgremiums des Kontrollgremiums? Das FPÖ-Parteiprogramm? Das türkis-blaue Regierungsprogramm? Oder gar andere Literatur, die von der FPÖ-Historikerkommission zusammengestellt wurde?
„Auch von den Auslandskorrespondenten werden wir ein Drittel streichen, wenn diese sich nicht korrekt verhalten“, ergänzte Steger, der als künftiger Stiftungsratsvorsitzender des ORF im Gespräch ist. Als Beispiel nannte der Freiheitliche die Berichterstattung zur Ungarn-Wahl. Diese ist laut Steger nämlich ‚einseitig‘ abgelaufen.“
Ah, da haben wir es schon. „Nicht korrekt verhalten“! Das ist eindeutig ein Fall für die ORF-Sittenwächter!
Und warum eigentlich ein Drittel? Weiß man denn jetzt schon genau, wer sich da „nicht korrekt“ zu verhalten gedenkt?
Aber jetzt kommt‘s! Heute hat dieser renitente Alexander Wrabetz folgendes auf Twitter geschrieben:
Freue mich mitzuteilen,dass ich den Entsendungsvertrag von Ernst Gelegs als Korrespondent in Budapest nach der ausgezeichneten Berichterstattung zur ungarischen Wahl bis 2021 verlängert habe.
— Alexander Wrabetz (@wrabetz) April 13, 2018
Dafür *Trommelwirbel * bumm bumm bumm * verleihe ich ihm die „Goldenen Cojones erster Güte“. Für Verdienste um die Kurskorrektur der Route nach Schasklappersdorf an der Banane.
Und weil ich die Cojones nicht wieder teilen will, bekommt auch *Trommelwirbel * bumm bumm bumm * der Leiter des ORF-Büros in Brüssel die „Goldenen Cojones erster Güte“ verliehen. Ebenfalls für seine Verdienste um die Kurskorrektur der Route nach Schasklappersdorf an der Banane.
Weil er nämlich folgendes auf Twitter geschrieben hatte:
Ein ORF- Stiftungsrat, der gegen sein eigenes Unternehmen hetzt und einen untadeligen Kollegen erkennbar bedroht, wird uns als Redakteurssprecher der ORF- KorrespondentInnen selbstverständlich beschäftigen. https://t.co/VqhGtHHKx2
— Peter Fritz (@hpfpeterfritz) April 13, 2018
Nachdem er vom Harald Vilimsky eine auf den Deckel bekommen hat, hatte er das nachgeschossen:
Ich hatte nicht vor, Herrn Dr. Steger einen strafbaren Vorwurf zu machen, und bitte um Entschuldigung, falls dies so verstanden wurde. Kollegen gegen Angriffe in Schutz zu nehmen, halte ich aber für wichtiger denn je. pic.twitter.com/LD30oazGOC
— Peter Fritz (@hpfpeterfritz) April 14, 2018
Das wurde selbst von Harald Vilimsky mit einem „Das ist nun eine anständige Reaktion. Chapeau!“ goutiert.
Na bitte, so hat doch alles sein Gutes! Die einen kommen auf krude Ideen, die anderen bekommen fesche Preise.
Liebe Grüße,
Cousine Daniela
Jeden Tag neue Grauslichkeiten! Werden wir noch in einer Diktatur enden? Hoffentlich wachen die Wähler dieser Parteien bald auf.
Habe heute eine Kurzwählerin gesprochen, sie sieht den Fehler schon ein. Aber Viele sind noch immer verblendet.
Liebe Grüße und ein Danke für Ihre Briefe, die ein wenig Mut machen!
Liebe Frau Kickl!
Die letzte Tage waren sehr hektisch und voller Arbeit, aber heute Abend wurde ich wieder für alle Mühe entlohnt: ich las Ihr letztes Brieferl! Dankeschön, jetzt geht es mir wieder besser. MlG., Agnes Wagenhofer
In Zeiten wie diesen sind mir ihre Briefe Trost und Ansporn niemals aufzugeben. Unser Motto: Anarchie ist machbar, Herr Nachbar! Die werden sich noch wundern, was alles noch möglich ist.
Liebe Frau Kickl, danke für die Darstellung der Route nach Schass…,, einfach genial❣Manchmal bin ich schon am Resignieren ob der „tollen“ Volksvertreter und ihrer Nachläufer ,da tut so ein Brieferl echte Aufrichtearbeit. Würde Ihnen gerne mal über eine weitere schwarz/blaue Regierung der zweitgrößten Stadt Österreichs berichten.