Lieber Cousin Herbert,
eigentlich wollte ich ja von meiner großen Verzückung am Samstag schreiben, als ich feststellen durfte, dass unser Bundesmaturant nicht nur sprechen kann, sondern dies sogar im eingebläuten ORF tut.
Die Show hieß zwar “Die Veränderung hat begonnen. Bewegung für Österreich“, war jedoch zu meinem Bedauern kein Ableger der irischen Abnehm-Show “Operation Transformation“.
Wenngleich man dies hätte vermuten können, wurde sie doch auch von Dr. Vera Russwurm, einer studierten Ärztin und ehemaligem Tritsch-Tratsch-Mädchen moderiert.
Dennoch hatte die Show gesundheitliche Auswirkungen, die sich in Anfällen von Magenkrämpfen und Gehirnfieber manifestierten, weshalb mir der Genuss an eurer “verändernden Bewegung“ verwehrt blieb.
Als Alternative wollte ich dann mit dir darüber sprechen, ob du denn wirklich “dünnhäutig, streitsüchtig und nützlich“ bist.
Ein Nutztier für den Bundesmaturanten, oder, wie es der Spiegel schreibt:
“Beobachter glauben, Kurz sehe keine Notwendigkeit, etwas zu sagen, da seine ÖVP in Umfragen von den Entgleisungen der FPÖ profitiere. Es bleibt aber der verheerende Eindruck, dass Kurz gegen das, was Kickl tut und sagt, nichts einzuwenden hat. Und es ist meist Kickl, der der österreichischen Regierung international negative Schlagzeilen beschert.“
Dazu passt gut, dass du nutztiergerecht vor den Wagen gegen den UNO-Migrationspakt gespannt wirst und auch das wahre Übel dieses Pakts erkannt hast:
Migration sei “Quelle globalen Wohlstands, Innovation und
nachhaltiger Entwicklung“.
Na natürlich sicher nicht!
Nur das geistige wie räumliche Verharren in einem Land, am besten sogar an einem Ort, bringt die Menschheit voran.
Ich muss in dieser Stelle übrigens die vielen Bundesländler erwähnen, die sich in Wien eingenistet haben. Auch die innerstaatliche Migration sollte dringendst einer Regulierung unterzogen werden.
Wenn ein Asylwerber, der seit sechs Jahren in Österreich lebt und über gute Deutschkenntnisse verfügt, nach Pakistan abgeschoben werden kann, dann kann man beispielsweise auch einen Kärntner, der sich seit Jahren in Wien aufhält, wieder zurückschicken. Ist sogar billiger, weil da ein Zug fährt.
Von den Menschenrechten dürfte das nach meinen Informationen kein Problem sein. Also nach Kärnten meine ich, nicht nach Pakistan. Dort soll ja schon manch “Rückgeführter“ verschwunden sein, was dir aber vermutlich schnurz ist.
Ich bin ja gespannt, was du dem Bundespräsidenten ausrichten lassen wirst, weil der doch dein Ministerium um nochmalige Prüfung des Falles Qamar ersucht hatte.
Ich schlage vor, du lässt das den Verfasser der unverbindlichen “KURIER, Standard und Falter sind pfui“-Elektropost übernehmen. Wenn er jetzt einen neuen Posten bekommt, dann soll er auch gleich was hackeln.
Wenn du dich aber schon vor Bastis Anti-UN-Pakt-Karren spannen lässt, dann solltest du auch gleich mit der Antonella Mei-Pochtler ein ministeriales Huhn rupfen.
Du rupfst ja sehr gerne, was mich wieder dazu bringt, die ländliche Gegend als das für dich besser geeignete Habitat auszumachen.
Die gute Toni hat nämlich mit ihrer „Denkwerkstatt“ folgendes erdacht:
“Gute Platzierungen seien aber wichtig, um NEUE Unternehmen, Investoren und gut ausgebildete Menschen ANZULOCKEN:
‘Die besten Köpfe sollen sich entscheiden, in Österreich leben zu wollen, hierher zu kommen bzw. hier zu bleiben.‘“
Das geht so nicht, Herbert!
Wenn schon konsequent, dann ordentlich. Ich ersuche dich also dringend, diese Causa einer genauen Prüfung zu unterziehen und eine eventuelle Rückführung dieser Dame in ihre ursprüngliche Heimat Rom zu erwägen.
Da fährt übrigens auch ein kostengünstiger Zug , der Kärnten durchquert und zuvor auch in Knittelfeld halt macht. Damit die Reise nicht alleine angetreten werden muss, was oftmals fad sein kann.
In meiner Weitsicht habe ich auch bereits eine Betätigungsmöglichkeit für Frau Mei-Pochtler ausgemacht, nämlich als Servierdame für die italienischen Kinder, die endlich von der Last des gemeinsamen Mittagsmahls mit Migrantenkindern befreit sind.
Da es sich dabei um eine Maßnahme eures Kumpels Matteo Salvini handelt, könnte derartiges Einschleimen vielleicht zu einer neuerlichen Einreisegenehmigung führen.
Aber über Nutztiere ewig zu schreiben ist langweilig. Deshalb habe ich etwas viel Spannenderes mitgebracht.
Stell dir nur vor: letzten Donnerstag schickte mir ein aufmerksamer Leser einen Screenshot eines Facebook-Postings vom Account eines gewissen Herrn Steinacher. Ich betone hier und jetzt ausdrücklich, dass es vom ACCOUNT mit dem Namen “Hans Christian Steinacher“ war. Man weiß ja heutzutage nicht, wer aller Zugriff auf selbigen hat.
Ich habe kurzerhand auf Twitter eine Frage in die Runde gestellt:
Einen Tag später war das Profil des Accounts des Herrn Steinacher nicht mehr öffentlich zugänglich, was sein Account (und womöglich gar nicht er selbst) wie folgt erklärte:
Potzblitz! Das ging aber schnell.
Gestern passierte in der Twitteria etwas ähnliches.
Am Samstag war im Standard ein Text veröffentlicht worden, dessen Zitate so unglaublich waren, dass der geneigte Leser lieber von der humorigen Überspitzung durch den Autor phantasierte, als sich potentiellen Magenkrämpfen und Gehirnfieber auszusetzen.
Gestern wurde mittels Fotos des Druckwerks nachgewiesen, dass der gesamte Text des FPÖ-affinen Blattes “Zur Zeit“ nicht nur korrekt zitiert worden war, sondern dieser sogar noch exzessivere Phantastereien zum Thema “Recht, Ruhe und Ordnung im Land“ enthält.
Und plötzlich, aus heiterem, also blauem Himmel, flatterte eine Mitteilung via APA herum:
„Das Wochenmagazin Zur Zeit distanziert sich vollinhaltlich in dem in der Ausgabe 40/2018 erschienen Text ‘Mehr Recht, Ruhe und Ordnung im Land! – Was wünscht sich Otto Normalverbraucher?‘. Dieser Text eines freien Mitarbeiters, der ursprünglich als Brutal-Satire gedacht war und in keinster Weise der Blattlinie entspricht, rutschte aus Versehen bei einem allzu hektischen Umbruch ungeprüft ins Blatt. Die Redaktion bedauert dies und trennt sich umgehend von dem betreffenden freien Mitarbeiter, der nur sporadisch tätig war.“
Wenn man bedenkt, dass der “aus Versehen ins Blatt gerutschte“ Artikel sogar auf der Titelseite angekündigt wurde … nun ja …
Brandaktuell wurde nun die für den 8. November im Parlament vorgesehene Ehrung für diese “Zeitung“ auch noch abgesagt.
Ohne nähere Erklärung freilich. Wenngleich ich so etwas wie “unvorstellbare mediale Hetzjagd“ erwartet hätte.
Aber Gejammere in dieser Art kommt sicher noch.
Diese ewig gleiche Strategie der Blauen gefällt mir.
Zuerst wettern und ungustiöse Sachen verbreiten und dann, wenn man dabei erwischt wird, den Schwanz einziehen. Und dazu auch noch einen auf beleidigt machen.
Und was macht der Basti? Zusehen, schweigen und von den Entgleisungen profitieren.
Wie genau er das macht und warum er zwar nicht charismatisch, dafür aber heldenhaft ist, besprechen wir im nächsten Brieferl.
Liebe Grüße,
Cousine Daniela
Wie immer grandios und aus der Seele gesprochen! Wann und wo ist deine nächste Lesung in Wien?
PS :deine zwei Bücher sind gestern bei mir angekommen, freue mich schon sehr aufs Lesen!