#Brieferl No.127– Phantome im Retroland und der Entblödinator





Lieber Cousin Herbert,

endlich konnte ich mal wieder etwas vom Gelben des faulen Regierungseis in Person der KHB (nicht zu verwechseln mit dem schönen KHG) lesen.
Nicht, dass ich mich sonderlich über den Inhalt gefreut hätte. Aber eine Art Bespaßungsauftrag scheint sie jedenfalls zu erfüllen.

Eigentlich hätte es ein Ratstreffen der europäischen Sozialminister in Luxemburg geben sollen. Weil man nämlich an der Schaffung einer europäischen Arbeitsagentur arbeitet, die den Menschen nicht nur bei der EU-weiten Jobsuche helfen, sondern auch Mindestlöhne und Sozialstandards unter die Lupe nehmen will.

Und was ist passiert? KHB hat in ihrer Rolle des untalentierten Zauberlehrlings in der Bumbastischen Quacksalber GmbH dieses Treffen einfach abgesagt.

Sie war ja noch nie sonderlich begeistert von dieser Arbeitsagentur, wie sie bereits im März vor ihrer ersten Teilnahme an einem Ministerrat in Brüssel vermeldet hatte:

“Österreich braucht das nicht unbedingt“

Ob diese Absage vielleicht nur eine Retourkutsche für deine Ausladung beim Anti-Rassismus-Treffen war?
Das war ja schon gemein von der EU-Kommission, dich da nicht dabei haben zu wollen. Wenngleich irgendwie nachvollziehbar. Man lädt vermutlich auch nicht Gaston Glock zu einem Pazifistentreffen oder Hannibal Lecter zur jährlichen Gourmet-Tagung ein.

Umso bewundernswerter finde ich die Ehrlichkeit des Bildungsministers Heinz Faßmann, der im Interview zur Retro-Bildungspolitik nämlich gesagt hatte:

“Es ist eine politische Entscheidung, wie vieles, was ich entscheiden muss. Nicht hinter jeder politischen Entscheidung gibt es auch eine wissenschaftliche Fundierung.“

Da sieht man es wieder. Politik an und für sich scheint kein allzu schwieriges Geschäft zu sein. Einfach ein paar Ideen zusammensammeln und umsetzen. Ohne Rücksicht auf die Gescheiten. Vielleicht liegt das auch an dem “Rück“ in der “Rücksicht“, weil “Retro“ mag man ja nicht sein.

Und zum Denken gibt‘s ja doch “Think Austria“, die unglaublich innovative “Denkwerkstatt“.
Die haben es dort tatsächlich nach einem halben Jahr des “Denkens“ schon geschafft, das Experten-Board rund um Antonella Mei-Pochtler schon größtenteils aufgestellt zu haben! Herzliche Gratulation!

Was sagst du eigentlich zum gestrigen BVT-Untersuchungsausschuss? Frau G., die Leiterin des Extremismusreferats, hat erzählt, dass bei eurer Razzia mit dem Ziel, auch wirklich nichts zu vergessen, sogar Kindermusik-CDs mitgenommen wurden.
Ich kann das schon nachvollziehen. Man darf einem Cover unter keinen Umständen trauen. Da steht vielleicht harmlos “Schnappi, das kleine Krokodil“ drauf und in Wahrheit sind dann Daten zum Thema “Burschis und ihre Machen-Schaften“ drinnen.

Interessant war auch der “Tag X“.
Die Rechtsextremen reden also gerne von einem “Tag X“? Weißt du diesbezüglich Näheres?
Solltest du vermutlich, weil du doch (ich erwähne es nur zur Erinnerung) der zuständige Minister bist. Oder bist du eher eine Marionette an Bastis Fäden? Das wäre möglich, weil ein vernünftiger Kanzler dich schon längst vor die Tür gesetzt hätte.
Frau G. hat den Tag der Razzia jedenfalls so beschrieben:

„Ich habe mir gedacht, das muss er jetzt sein, der Tag X, von dem die Rechtsextremen immer reden. Die sagen ja, wenn wir an der Macht sind, dann hängen wir zuerst den Staatsschutz auf, und dann die Justiz“

Schon blöd, dass man sie nicht überzeugen konnte, in Pension zu gehen und man sich jetzt solche Sachen anhören muss.

Zumindest die Opposition scheint doch bessere Arbeit zu leisten, als man gemeinhin annimmt.
Du kannst dich sicherlich noch das Brieferl No.77 erinnern, in dem von der geplanten Streichung des § 278c Abs 3 StGB die Rede war.

Dabei ging es um eine Ausnahmebestimmung zu “terroristischen Straftaten“, die nämlich dann keine sind, wenn es um die “Herstellung oder Wiederherstellung demokratischer und rechtsstaatlicher Verhältnisse oder um die Ausübung oder Wahrung von Menschenrechten“ geht.

Es heißt ja, dass unser Basti höchstpersönlich diese Streichung wollte. Das konnte dank der widerständlerischen Opposition verhindert werden.

Ich kann mir auch vorstellen, dass sich die neue SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner gut in ihrer Rolle machen wird.
Zumal sie doch, und das hat sie dir und dem Maturantenbasti schon mal voraus, echte Berufserfahrung abseits der Politik hat, als Ärztin.

Vielleicht hatte sie sich ja auch deshalb schon im Juli dem Antrag von Martha Bißmann (du weißt, das ist die Leserin des Brieferls an dich im Parlament), Stephanie Cox und Gabriele Heinisch-Hosek angeschlossen, damit es zu einem “besseren Schutz von Betroffenen vor sexistischen Onlineübergriffen (Cyberbelästigung)“ kommt.

Bis jetzt hat man sich natürlich noch nicht den Kopf darüber zerbrochen. Warum auch. Ist doch viel lustiger, wenn man mit Popcorn vor den Berichten rund um den Prozess gegen Sigi Maurer sitzen kann.

Das ist irgendwie kurios. Die Sigi Maurer wird verurteilt, weil sie nicht ausreichend nachweisen konnte, dass die ungustiösen Nachrichten tatsächlich vom Absender stammten.
Auf der anderen Seite hat jetzt die AFD in Hamburg ein Portal eingerichtet, in dem Lehrer gemeldet werden sollen, die in irgendeiner Art und Weise die AFD kritisieren. Mit Namen versteht sich, die dann auch veröffentlicht werden.
Die AFD hat euch ja recht lieb, manche von ihnen bezeichnen die FPÖ überschwenglich sogar ihre “Schwesterpartei“.

Die AFD hat da auch ganz konkrete Vorstellungen, wann genau ein Lehrer zu melden ist:

“Diese (Anm.: Neutralitätsverstöße) reichen von plumpem AfD-Bashing über fehlerhaftes und unsachliches Unterrichtsmaterial bis hin zu Pädagogen, die mit „FCK-AfD-T-Shirts“ vor die Schüler treten oder Aushänge in den Schulen, in denen zu Demonstrationen gegen die AfD aufgerufen wird.“

Die arme AFD. So schön hatten sie sich das ausgedacht, und was ist passiert? Renitente Nachrichten bekommen sie. Wie zum Beispiel “Der Achmed hat bei meinem Sohn Heinz-Günter abgeschrieben. Unternehmen Sie was!“

Aber dir würde das sicher auch gefallen, so ein Meldeportal, nicht wahr? Vor allem das mit den Demos wäre doch super, oder?
Ich würde da an deiner Stelle allerdings weiter gehen und nicht nur Lehrer zum verpfeifen freigeben, sondern ALLE.
Zur Motivation könntest du Preise anbieten. So wie eine Fahrt in dem KTM X-Bow, wenn mal gerade keine angehenden Polizisten damit herumfahren. Oder vielleicht ein paar nette Liederbücher?

Für das Wochenende habe ich ein schönes Video für euch herausgesucht.
In “Jimmy Neutron – Wer hat Angst vor dem Phantom“ geht es um einen spannenden Ausflug ins “Retroland“.
Das wird euch sicher gefallen. Außerdem kann der Basti was für seine Bildung tun und lernen, was ein Foucaultsches Pendel ist, und wie und warum es funktioniert.

https://www.dailymotion.com/video/x68hqcn

Und für die Hartgesottenen unter euch kann ich auch noch die Folge “Jimmy Neutron – Der Entblödinator“ empfehlen. Vielleicht wirkt der ja auch durch den Bildschirm.

Viel Vergnügen und liebe Grüße,
Cousine Daniela




Eine Antwort auf „#Brieferl No.127– Phantome im Retroland und der Entblödinator“

Schreibe einen Kommentar