Lieber Cousin Herbert,
jetzt haben wir uns im letzten Brieferl wirklich wieder genug über die Einzelfälle deiner Partei unterhalten.
Ich habe mal spaßeshalber versucht, mich in die Rolle seiner Kürzlichkeit zu versetzen, was zugegebenermaßen gar nicht so leicht und noch weniger spaßig war.
Also das mit dem Kanzlerjob kann ich mir schon gut vorstellen, aber so das geistige Drumherum ist halt nicht so leicht. Ich will damit nicht sagen, dass er blöd ist. Nicht so richtig zumindest. Ein Mindestmaß an so etwas wie Intelligenz muss schon vorhanden sein, um es so weit bringen.
Was würde ich als minimal gebildeter, dafür umso braverer und schleimiger Partei-, Wirtschaftskammer- und Industriellenvereinigungssoldat machen, um Maßnahmen im Land umzusetzen, die für die meisten Menschen nachteilig sind?
Ich suche mir einen Koalitionspartner, von dem ich weiß, dass dessen Mitglieder nur eine einzige Aufgabe wirklich zuverlässig übernehmen:
Einzelfälle produzieren!
Das hat enorme Vorteile.
1) Wenn ich irgendwelche scheinheiligen Sauereien umsetzen will, schaut keiner mehr so genau drauf, weil sich doch alle über meinen Koalitionspartner echauffieren.
2) Wenn mein Partner mal über das Ziel hinausschießt, dann macht das auch nix. Weil dann mahne ich sie heldenhaft ab, was mir neue Fans bringt. Weil ich doch einer von den Guten bin und außerdem über Durchsetzungsvermögen verfüge.
Im Zufall des Einzelfalls, dem Unfall des Zerfalls, dem Wasserfall des verbalen Ausfalls liegt im Extremfall nicht nur Verfall, sondern vielmehr ein Vorfall für legistischen Abfall.
Also lass uns lieber den Fokus auf die “Veränderung“ legen, die unter seiner Kürzlichkeit begonnen hat. Dazu habe ich die BBHF, die “Basti & Bumstis Hall of Fame“ mal wieder auf den aktuellsten Stand gebracht.
Vielleicht bist du so nett und leitest die an den Basti weiter. Falls ich etwas von euren großen Taten vergessen haben sollte, an denen ihr gemessen werden wollt. Hier kannst du die BBHF auch als pdf herunterladen:
Er ist doch gerade in China und trifft sich dort mit einem der großen Vordenker für die 72-Stunde-Woche.
Das ist sicher auch nur Zufall, dass er gerade dann weg ist, wenn die neue Sozialhilfe beschlossen wird, die noch weniger als Hartz IV in Deutschland bringen soll, oder?
Ich finde es auch irgendwie gemein, dass er den armen Bumsti mit der “dringlichen Anfrage an den Bundeskanzler betreffend Bekämpfung des Rechtsextremismus in allen seinen Formen“ alleine lässt.
Ich mache mir große Sorgen um den Basti. Was soll der arme Bub machen, wenn er nicht mehr Kanzler ist. Nicht auszudenken, wenn er mit dem wenigen Geld von der neuen Sozialhilfe leben müsste.
Im Brieferl No.135 habe ich doch den neuen AMS-Algorithmus für ihn und die anderen türkis-blauen Helden durchlaufen lassen. Schlecht schaut‘s aus – auch für ihn.
Gemeinsam mit einem engagierten und ebenso besorgten Twitterianer habe ich mir Gedanken um seine Zukunft gemacht. Wir wollten ihn zuerst auf eine Uni zurückschicken, wobei sich die Frage stellt, welche ihn nimmt. Außer einer Privatuni, weil Geld er ja hoffentlich ein bissi haben.
Jedenfalls hat mir besagter Twitterianer eine Liste von Studien zukommen lassen, die auch für ihn in Frage kämen. Jus, BWL oder Medizin würden wir ihm nicht zumuten wollen.
Ich persönlich schwanke noch zwischen “Angewandten Freizeitwissenschaften“, “Blockflöte“ und “Kristallografie“.
Der Vorteil aller Studiengänge ist unter anderem, dass sie in Deutschland angeboten werden … Ich glaube, wir nehmen “Kristallografie“ für ihn.
Da kann er dann gemeinsam mit der Ministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Margarete Schramböck, der pendelnden Wünschelrutengängerin und zertifizierten Humanenergetikerin, ein hübsches Steinderlgeschäft irgendwo aufmachen. Vielleicht auch am besten In Deutschland. Dort gibt‘s mehr potentielle Kunden als in Österreich.
Liebe Grüße,
Cousine Daniela
Kein guter Vorschlag #Daniela
Da wird er sofort von seinen Freunderln bei Swarovski als Vorstandsvorsitzender untergebracht.
die liste führt (leider) vor augen, wo überall in salamitaktik der umbau erfolgt…
man schätzt die dinge erst, wenn man sie verliert. mir dräut, in welch‘ tollem land wir lebten.
2013, rainhard fendrich, „besser wird’s nicht“:
https://www.fendrich.at/musik/texte/b/besser-wirds-nicht/