#Brieferl No.135– Der Polit-Algorithmus





Lieber Cousin Herbert,

wegen der vielen anderen Arbeiten, die zu tun waren, komme ich erst jetzt dazu, mit dir dein Interview mit dem Kurier zu besprechen.

Wirst du eigentlich dem Standard oder dem Falter auch ein Interview geben? Weil doch damals in der Elektropost eines deiner Mitarbeiter gestanden ist, dass die Kommunikation mit “kritischen Medien“ wie eben Kurier, Standard und Falter “auf das nötigste Maß“ zu beschränken seien.

Das Kurier-Interview finde ich nicht wirklich erquickend, dafür jedoch die Tatsache, dass die Reporterin das Handy abgeben musste, bevor sie mit dir sprechen durfte. Diese Abgabe-Regelung soll ja sogar für deine Mitarbeiter gelten.

Warum denn? Angst vor dem eigenen Überwachungspaket?
Oder heimlichen Aufnahmen im Büro?
Hast du gar auch irgendeinen Reichsadler hängen, der nicht der aktuelle ist?
Oder tönen fidele Oldies aus der ministerialen Stereoanlage?

Wie auch immer. Jedenfalls scheinst du auf den Kurier einen grandios-famosen Eindruck gemacht zu haben. So grandios und famos, dass sich die neue Chefredakteurin Martina Salomon hinreissen ließ, einen Artikel mit dem Titel “Blau ist das neue Rot“ zu schreiben.

Weil nämlich “Die Freiheitlichen vor allem sozialpolitisch den Weg der Sozialdemokraten fortsetzen“.

Geht es irgendwie noch plumper? Dass sich ausgerechnet der Chef der Raiffeisen besonders über Frau Salomon gefreut hatte, braucht uns nicht zu verwundern, ist doch Raiffeisen einer der Kurier-Eigentümer.

Ich habe ja nicht allzu viel Vertrauen in durchdachte Strategien eurerseits, jedoch ist mir da eine gewisse Chronologie aufgefallen. Die Chronik eines angekündigten Qualitäts-Todes gewissermaßen.

24.09. Elektropost benennt kritische Medien (Standard, Falter, Kurier)

28.10. Du gibst dem Kurier ein Interview

03.11. Kurier-Salomon schreibt „Blau ist das neue Rot“ Artikel.
Kurz danach teilt dein Bumsti-Chef erstmals einen Artikel des Kurier.

Kann es sein, dass der Kurier in der Elektropost nur deshalb als “kritisches Medium“ bezeichnet wurde, damit du dann heldenhaft und im Sinne der Pressefreiheit ein tolles Interview geben kannst? Vielleicht wurde dieses Mail auch gar nicht geleakt, sondern bewusst weitergegeben – um in Folge nicht nur als Verteidiger der Pressefreiheit reüssieren zu können, sondern auch den Kurier besser im Griff zu haben?

Es geht ja jetzt das Gerücht um, ihr habt euch beim “Nein zum UN-Migrationspakt“ durchgesetzt, dafür stimmt ihr jetzt bei KurzIV, pardon, bei der neuen Mindestsicherung zu.

https://www.oe24.at/oesterreich/politik/Streit-um-Mindestsicherung-SPOe-schiesst-gegen-FPOe/354630090

Sparbücher, Autos, Eigenheim – kann alles erst einmal verscherbelt werden, bevor der in der sozialen Hängematte schwingende Schmarotzer auch nur einen Cent sehen wird.
Umso besser, dass da die Frau Salomon ihren Artikel geschrieben hat, richtig? Und zeitlich irgendwie tippitoppi passend.

Mit großer Sorge musste ich übrigens feststellen, dass es mit Jobaussichten für die Regierungsmitglieder mehr als nur schlecht bestellt ist. Du weißt doch sicher, dass beim AMS jetzt ein Algorithmus verwendet wird, der die individuellen Chancen am Arbeitsmarkt berechnet.
Der Standard war so freundlich und hat eine Simulation zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe ich eure “Chance für kurzfristige Arbeitsmarktintegration“ berechnet habe.

Herbie K. 19,5 – 35,7 %

Armer Herbert. Jetzt verstehe ich auch, warum du wirklich alles gibst, was man von einem populistisch-rechten Minister erwartet. Besser ein paar Asylwerber abschieben und Pferderln anschaffen, als ohne Job dazustehen.

Basti K. 29,9 – 49,5 %

Kein Wunder, dass der Bundesmaturant lieber Kanzler wird, als sich am freien Arbeitsmarkt bewähren zu müssen. Noch nicht einmal eine Fifty-Fifty-Chance hat er.

Bumsti Strache 35,9 – 56,2 %

Da hat es der Witzekanzler dank seiner Lehre zum Zahntechniker besser. Er ist der Einzige, der einen Spitzenwert von mehr als 50% aufweisen kann. Wenn er jetzt noch einen Deal mit den Krankenkassen abschließt, vielleicht im Zuge der Reformen, dann steht einer glänzenden Karriere als Zahntechniker nix mehr im Weg.

Und er darf sich keinesfalls von den Aussagen der Andrea Kdolsky erschüttern lassen, die betreffend der Kassenreform meint

“Es geht um Geld und Macht“

Vielleicht kann er sie mit einem eigens für sie angefertigten Spezial-Klapperl ruhig stellen.

Elisabeth Köstinger 24,2 – 42,3 %

Dank der Tatsache, dass die Ministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus eine Frau ist und außerdem ein Baby hat, was ich mit “Betreuungspflichten“ berücksichtigt habe, schaut es auch für sie sehr schlecht aus.
Das einzige, was sie also wirklich “nachhaltig“ für sich tun sollte, ist den Job zu behalten. Koste es ,was es wolle.

KHB (nicht zu verwechseln mit dem schönen KHG) 17,4 – 32,5 %

KHB ist wieder einmal das Schlusslicht. Alter und Frau-Sein machen es ihr beinahe unmöglich, irgendwann nach der Politik einen Brötchengeber zu finden.
Vielleicht sollte sie sich deshalb (sicherheitshalber, man weiß ja doch nie, was die Zukunft bringt) ihres Amtes als “Sozialministerin“ besinnen und entsprechend gegen die Mindestsicherung auftreten.
Ach so, ich vergaß. Sie wird wohl ordentlich im Regierungsboot mitrudern müssen, damit sie weiterhin mit drinnen sitzen darf. Und dann braucht sie auch keine Mindestsicherung.

Alles Gute schon jetzt für eure Zukunft!

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




7 Antworten auf „#Brieferl No.135– Der Polit-Algorithmus“

  1. Bei Blau sehe ich Rot…. aber so war es wohl nicht gemeint? Da nicht viele Berufsausichten in Aussicht sind, bleibt ihnen nicht viel anderes übrig als solange wie möglich weiter zu regieren. Da kann man doch ein bisserl vorsorgen um später nicht ganz ohne dazustehen. Ihre unsoziale Fratze wird immer unübersehebarer….. ob die tollen Anhänger das auch langsam merken…. Oder sind da die auch die fürchterlichen Immigranten schuld?

  2. Dank für die Brieferln 133,134 und 135, der Inhalt ist wie immer – messerscharf, wahrheitsgetreu und herzhaft witzig!
    Am Mittwoch wird zu Ehren Ihres Cousin eine Demo stattfinden, warte mit Vorfreude auf Ihre Stellungnahme dazu im kommenden Brieferl (136?).

  3. Dank für die Brieferln 133,134 und 135, der Inhalt ist wie immer – messerscharf, wahrheitsgetreu und herzhaft witzig!
    Am Mittwoch wird zu Ehren Ihres Cousin eine Demo stattfinden, warte mit Vorfreude auf Ihre Stellungnahme dazu im kommenden Brieferl (136?).

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