#Brieferl No.186 – Der Schoki-Tisch und der Brennessel-Topf





Lieber Cousin Herbert,

manchmal habe ich das Gefühl, die Regierungsmitglieder und da wiederum besonders die FPÖler sind wie die kleinen Kinder. Jahrelang haben sie nichts zu Naschen bekommen und jetzt, da sie am großen Schoki-Tisch sitzen, fressen sie förmlich in sich hinein, als ob es kein Morgen gäbe.

Wobei manche dieser Kinder öffentlicher schnabulieren und andere eher heimlich. Solange es halt geht. Du scheinst mir eher der Kategorie “Ich stopfe mir die Schoki lieber heimlich rein“ anzugehören.

Die Presse-Schoki

Was tut der geneigte Minister, wenn ihm die Presse-Schoki zu süß und außerdem nicht dunkelbraun genug ist?

1) Wenn er Inserate schaltet, dann hauptsächlich in Medien, die seinen Vorstellungen entsprechen. Wenn also eine Dame von “Reporter ohne Grenzen“ dazu meint

“Diese Zeitungen seriös anzuerkennen ist absurd, da sie nicht im geringsten versuchen objektiv zu sein. Sie schreiben Hetzartikel, falsche oder bewusst falsch recherchierte Artikel, nicht selten mit antisemitischen Inhalten. “

dann schmeckt die braune Schoki besonders gut.

Österreichs rechte Medienwelt

2) Ein Mitarbeiter seines Ministeriums versendet eine “Anregung“ per E-Mail, damit “kritische Medien“ künftig weniger saure Drops verteilen können.

Geheimpapier: Kickls brisante Medienkontrolle

3) Aufgeputscht durch den Zuckerschub der Presse-Schoki werden auch Nacht und Nebel-Aktionen möglich. Schwups, wird die Pressestelle des Bundeskriminalamts aufgelöst und ins eigene Ministerium integriert.

“Die Nachricht war offenbar für alle Beteiligte derartig überraschend, dass noch nicht einmal geklärt ist, wo die Pressemitarbeiter des Bundeskriminalamts überhaupt Platz im Innenministerium finden werden.“

Innenminister Kickl „zentralisiert“ die Öffentlichkeitsarbeit

Die Armen. Wo werden die denn untergebracht? Dein Kammerl mit dem Feldbett wird wohl nicht groß genug sein. Leider konnte ich kein Foto davon finden, um eine genauere Einschätzung treffen zu können.

Aber der Genuss der Schoki ist sicher umso größer, wenn du dich an Kritik durch den NEOS-Klubobmann Niki Scherak. erfreuen kannst:

„Mit der Zentralisierung der Pressestellen im BMI stellt er sicher, dass keinerlei Informationen, die nicht die Kickl‘sche Freigabe durchlaufen haben, an die Öffentlichkeit kommen. Das ist die nächste massive Einschränkung der Medienfreiheit.“

Ich frage mich, wie die Geschichte dich einmal rückblickend bewerten wird. Aktuell freut sich die Metapedia, die wir ja dank Martin Glier, dem Pressesprecher vom Bumsti, als rechtsextremen Wikipedia-Verschnitt kennen, darüber:

“Kickl gilt als der begnadetste Kommunikationsstratege seit Joseph Goebbels“

 

Herzlichste Gratulation übrigens zur neuen “Kriminalstatistik: Erstmals seit 20 Jahren unter 500.000 Anzeigen“. Ich nehme an, dass die erhöhte Sicherheit einzig und alleine auf dich zurückzuführen ist. Was total super ist, weil du dir dann deine ganzen Panikmache-Kampagnen, wie man in Wien so schön sagt, auf den Bauch hauen kannst. Ich würde das nur vorsichtig machen, nicht dass die Presse-Schoki wieder hoch kommt.

Die Bildungs-Schoki

Auch hier zeigt die Zuckerzufuhr spürbare Wirkung. Voller Elan hat der Bildungsminister umgebaut. Nicht unbedingt nach pädagogischen Qualifikationen, versteht sich.

“‘Man hat jetzt so ziemlich alle Pädagogen entfernt‘, hieß es in vertraulichen STANDARD-Gesprächen.“

Heinz Faßmanns Ministeriumsumbau sorgt für Aufruhr

Das kurze Brennesselgelee

Liebst du ungewöhnliche Schoki auch so sehr wie ich? Eine der besten Schokis gibt‘s nach meinem persönlichen Geschmack beim Zotter.

Da habe ich auch jene gefunden, von der ich annehme, dass es die Lieblingsschoki seiner Kürzlichkeit ist: die “Fake Chocolate – Erdnuss + Brennnesselgelee“ Ausgabe.

Gestern scheint er mir ein bisschen zu sehr Brennesselgelee geschleckt zu haben. Er hat sich förmlich in einen Brennesseltopf gesetzt, als er nämlich auf Twitter folgendes von sich gegeben hat:

Die Landespolizeidirektion Wien konnte zwar keine Gesetzesübertretung feststellen, aber das macht ja nix.

Verstehen kann ich ihn schon. Nachdem er in der ZIB2 am Dienstag doch zum “Bevölkerungsaustausch“ seines Bumsti befragt worden war, lag auf der Hand, seine Augen besonders offen zu halten. Zumindest das Linke, wenn schon das Rechte irgendwie kurzsichtig ist.

Warum hält er eigentlich seine Hände so komisch? Machen das seine Freunde bei Opus Dei auch so? Oder hat er bereits seine eigene Sekte gegründet?

Wäre auch eine mögliche Berufsalternative nach der Kurzlerschaft – pardon – Kanzlerschaft. Basti und KHB gemeinsam mit der neuen Zeitschrift “Der WachtLturm“ als Tür-zu-Tür-Missionare für die neoliberalere Zukunft. Schön, dass ich jetzt doch eine Aufgabe für das Gelbe im faulen Regierungsei gefunden habe. Ich fühle mich regelrecht erleichtet.

Blöd halt, dass seine impliziten Anschuldigungen nicht stimmen. Fake-News gewissermaßen.

Eines sollte man Kindern, die bei der Schoki sitzen und hineinfressen, als ob es kein Morgen gäbe, jedenfalls immer raten: esst lieber nicht zu viel, sonst gibt‘s am Ende noch einen verdorbenen Magen.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




3 Antworten auf „#Brieferl No.186 – Der Schoki-Tisch und der Brennessel-Topf“

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