#Brieferl No.75 – Opus Burschii





Lieber Cousin Herbert,

kennst du dieses Gefühl, wenn du etwas liest und dir denkst „Das ist das Blödeste, was mir jemals unter die Augen gekommen ist, aber zumindest ist damit der Gipfel erreicht, weil noch blöder geht es nicht“?

So trügerisch können Gefühle sein, denn täglich, beinahe stündlich werde ich eines besseren belehrt. Aber da ich denke dann immer an die legendäre Weissagung des großen Norbert Hofer und „wundere“ mich eh nicht mehr.

Hast du gestern zufällig das Interview mit deinem Parteikumpel Norbert Steger in der ZIB2 gesehen?
Ich kann meine Eindrücke nicht besser beschreiben, als es Claus Pándi (übrigens von der Basti&Bumsti-Prawda aka Kronenzeitung) bereits getan hat:

In der heutigen Presse ist der absolut allersuperbesteste Satz des gesamten Interviews niedergeschrieben:
„Auch die Frage, ob es ‚eines Stiftungsrats würdig‘ sei, von einem ‚linken Endkampf‘ im ORF zu sprechen, beantwortete der 74-Jährige nicht wirklich:“

„Erstens ist alles würdig, sonst würde ich es nicht sagen.“

Wetten über die mögliche Zukunft der Moderatorin Nadja Bernhard als Ordnerin im Kellerarchiv des Küniglbergs oder Auslandskorrespondentin am strahlenden Mururoa-Atoll werden noch angenommen.

Nach diesem skurrilen Interview habe ich übrigens einen interessanten Artikel über den Norbert Steger gefunden.
Ich finde es beeindruckend, dass Steger nicht nur zu Medien im allgemeinen und den ORF im speziellen eine handfeste Meinung vertritt, sondern sich auch über den Staat gleich insgesamt so seine Gedanken macht.

„Ein Anliegen ist dem früheren Freiberufler die Veränderung der Sozialpartnerschaft, ‚der Kammerstaat ist höchst fragwürdig‘.
Reformen sind laut Steger auch im öffentlichen Dienst oder bei den staatlichen Förderungen fix eingeplant, alles Bereiche, in denen es jahrelang kaum Bewegung gab.
Problem mit Burschenschaftern an Schlüsselstellen hat er keines: ‚Ihre Rolle in der FPÖ wird überschätzt. Sie sind wirklich keine Bedrohung für die Demokratie.‘ Nachsatz: „Das Problem war ja nie deutsch-national, sondern deutsch-irrational.

Ach, was dürfen wir stolz sein auf den weissagenden Norbert Hofer und den Hans-Dampf-in-allen-Gassen Norbert Steger. Aber am stolzesten macht uns doch immer der ultimative Supersonnenkanzler!

Stell dir nur vor!
80% der AFD-Wähler in Deutschland würden BASTI wählen.
Ist das nicht ein Renommee der Extraklasse. Das schließt sogar etwaige Exportoptionen mit ein!

Jetzt verstehe ich auch, warum der neue WKO-Chef Harald Mahrer auch Nazi-Sprech verwendet und von „Gräuelpropaganda“ plappert.
Alles für die AFD-Wähler! Vielleicht sollte der Basti nicht nur von schwarz auf türkis, sondern auch von ÖVP auf AFÖ wechseln. Dann tut man sich später beim (parteilichen) Anschluss leichter.

Der Basti scheint mir ja überhaupt ein stilles Wässerchen de Luxe zu sein, die ja bekanntlich immer besonders tief sind. Nein, ich meine jetzt nicht, dass er nicht viel redet und lieber im Parlament abwesend ist. Immerhin haben wir es ihm zu verdanken, dass jetzt auch das gemeine Volk den Begriff „Herbeischaffungsantrag“ kennt.

Du erinnerst dich vielleicht an das Original-Rezept des Schasklappersdorfer Reichenauflaufs. Dieser ist dann zuzubereiten, wenn sich die Minderheit der Reichen ihres Reichtums nicht mehr sicher sein können.
Die Frage, die sich stellt, ist: wer genau sind diese Reichen? Wer könnte genug Einfluss haben, um an Bastis Fäden zu ziehen?

Dazu fällt mir übrigens ein fesches Lied vom großartigen Sir Tom Jones ein, The young new mexican pupeteer.

The young New Mexican puppeteer
He saw the people all lived in fear
He thought that maybe they’d listen to
A puppet telling them what to do

You know he got some string and he got some wood
He did some carving and he was good
And folks came running so they could hear
The young New Mexican puppeteer

Es gibt Vermutungen, dass der Basti an den Fäden der katholischen Kirche oder gar Opus Dei hängt. Ich habe mir gedacht, ich schau mal, ob da was dran sein könnte.

Die Komischen von Opus Dei kenne ich persönlich ja eigentlich nur aus Dan Browns Roman „The Da Vinci Code / Sakrileg“. Man möchte es ja nicht für möglich halten, dass es solche Selbstgeißelungs-Typen wirklich gibt. Ist aber so.
Opus Dei, also „das Werk Gottes“ verfügt zumindest über ziemlich viel Kohle. 2005 werde deren Vermögen auf ca. 2,8 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Besonders interessant: Opus Dei kann nach einem Urteil des Schweizer Bundesgerichts als Geheimorganisation bezeichnet werden.
Michael Schmidt-Salomon, ein deutscher Philosoph sieht in Opus Dei übrigens „Demokratiegefährdungspotential“.
Na gut, dass tät schon irgendwie passen zum Basti und seinem Gegenwind und der Gräuelpropaganda, was meinst du?

Glaubst du, dass es Zufall ist, dass unser Basti im Juli 2013 Trauzeuge von Bernhard Bonelli war, als er in den Bonelli-Clan eingeheiratet und den Namen der Göttergattin angenommen hat. Ob dieser eine Tochter des „Radio Maria Österreich“ Vorstandsmitglieds Lukas Bonelli oder doch einen Sproß von Opus Dei-Strategen Johannes Bonelli geheiratet hat, kann nicht restlos geklärt werden.

Dieser Bernhard Bonelli taucht im Oktober 2017 wieder in den Medien auf, als er mit einigen anderen jenem Team zugeordnet wird, auf das Kurz hört.
Es ist ganz sicher auch ein witziger Zufall, dass die erzkonservative Abtreibungsgegnerin Gudrun Kugler mit dem ehemaligen „Opus Dei“-Pressesprecher Martin Kugler verehelicht ist und für die ÖVP im Nationalrat sitzt, oder?

Meinst du, könnte „Opus Dei“ für den Basti das sein, was für Euch die Burschenschaften sind? Offiziell hat man nix miteinander zu tun, aber im stillen Kämmerlein geht wohl ordentlich die Post ab?

Ich würde es ausnehmend schick finden, wenn die gemeinsame Reise nach Schasklappersdorf an der Banane inoffiziell als Operation „Opus Burschii“ gehandelt würde. Das hätte Schmackes und jeder wüsste gleich, worum es geht.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




10 Antworten auf „#Brieferl No.75 – Opus Burschii“

  1. Hervorragend recherchiert und hervorragend geschrieben. Das Sahnehäubchen (ich bitte um Entschuldigung wegen des leicht norddeutschen Einschlags, aber das trifft es) sind die weiterführenden Links.
    Ich fühle mich wie in dem hervorragenden Horrorfilm „Traum ohne Ende“ („Dead of Night“, GB 1945), man öffnet die Augen, ist aber noch immer im Traum in einer Schleife.

  2. Wie immer exzellent, aber die Textzeilen von Tom Jones hätten’s dem Cousin schon übersetzen können. Jetzt zwingen Sie ihn ja geradezu a ausländische Sprache zu lesen, also echt jetzt?

  3. Was ist schlimmer…. Burschenschaften oder Opus Dei? Opus Dei arbeitet noch mehr im Hintergrund….ein Albtraum. Solange man das ganze noch mit Humor nehmen kann geht’s noch. Aber wie lange noch?!

  4. Liebe Daniela! Hoffentlich kann ihr Cousin sich das übersetzen lassen – falls seine Sprachkenntnisse nicht ausreichen! Ich persönlich finde Opus Dei mindestens genauso grauslich wie die Burschis, aber noch viel gefährlicher, da umso scheinheiliger und geheimer!! Danke wie immer hervorragend!! Ihre Gerda Lackerer

  5. Möchte Ihnen zu ihren Brieferln gratulieren. Sie machen das einfach spitze.
    Übrigens, haben sie schon das Interview ihres Cousins im Fellner-TV (OE 24.at) gestern schon gehört? Wenn nicht, bitte unbedingt anhören.
    Mit freundlichen Grüßen und
    Weiter so….
    Wilfried aus Villach

  6. Liebe Daniela Kickl, warum zitieren Sie bezüglich der Demokratiefeindlichkeit des Opus Dei ausgerechnet einen Antireligionspolemiker wie Schmidt-Salomon? Das ist ja so, als ob Sie die Existenz eines Rotfunks mit Aussagen von FPÖlern belegen.
    Zum Opus Dei gibt es massenhaft seriöse Quellen.
    Ansonsten wieder ausgesprochen gelungen.

  7. Danke schön für dieses Brieferl!
    Wie treffend, auch die Erwähnung von Opus Dei. Als Mitwirkende an der Verhinderung eines Opud Dei Mitgliedes an einer sehr bekannter Mittelschule in Wien, kann ich nur Ihrer Ausführungen beipflichten. Sie sind gefährlich.
    Übrigens, diese Aktion bewirkte, dass die berühmte Schule die erste Frau als Direktorin erhalten hat. Bis heute bin ich froh und stolz, damals tatkräftig mitgewirkt zu haben. In Erwartung vieler Briefe, mslG.⚘⚘⚘

  8. Sorry! Es tut mir leid, dass Sie sich mit Ihrem Cousin so ärgern müssen. Umso mutiger finde ich Ihre Aufklärungen.
    Leider, wie uns die neuesten Ideen zeigen, wird er immer gefährlicher. Ich habe den Eindruck, je mehr er kritisiert wird, desto schneller und unmenschlicher kommen seine aus einer tiefen Ausländerphobie stammenden Entwürfe. Das schadet nicht nur Ausländern, sondern auch Österreich. Er wurde nicht von der Mehrheit der Österreicher gewählt!
    LG und danke

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