Lieber Cousin Herbert,
du hast es wahrlich nicht leicht. Anstatt gemütlich den Sommer genießen zu dürfen, kommen die bösen NEOS daher und zeigen dich an. Weil du möglicherweise – es gilt freilich die Unschuldsvermutung – im BVT-Untersuchungsausschuss doch falsch ausgesagt haben sollst.
Dass du dem Ganzen “gelassen entgegen siehst“, kann ich mir schon vorstellen. Ist schon gut, wenn man einen schicken Posten im Nationalrat und mit diesem einhergehend Immunität hat.
Aber alles tritt in den Hintergrund, weil wir doch unseren Basti haben. Ich glaube ja, dass er bereits für eine alternative Karriere übt. Viel kann er ja nicht, also sind die Perspektiven ein bisserl eingeschränkt.
Ich könnte ihn mir aber gut auf der “Löwinger Bühne“ vorstellen. Du kannst dich sicherlich auch noch erinnern, als deren Stücke damals im Fernsehen gezeigt wurden, oder?
Da gibt‘s aus meiner Sicht gleich mehrere Vorteile für den Basti:
1) Die Stücke waren nie wahnsinnig anspruchsvoll
2) Es war irgendwie eh immer das Gleiche
3) Darstellerisches Talent bringt er mit
Um mich einzuschmeicheln war ich so frei und habe schon mal zwei Theaterstücke für ihn zu Papier gebracht. Praktischerweise konnte ich auf bereits vorhandene Werke zurückgreifen.
1) Der unschuldige Sünder
Es war einmal ein junger Kanzler namens Kuno Schnurz, dessen Name Programm war. Dem Kuno war so ziemlich alles schnurz, was für die Menschen gut war. Aber er hatte ein gutes Auftreten, weshalb er trotzdem sehr beliebt war.
Am meisten haben die Menschen bewundert, dass er sich nicht scheute, auch “unpopuläre Maßnahmen“ zu setzen. Weil er doch von seinen Beratern gelernt hatte, dass dies “der Stoff ist, aus dem die heutigen Helden gemacht sind. Von wegen Katzen aus Bäumen retten! Je mutiger man Entscheidungen trifft, die noch mehr weh tun, desto mehr Held!“
Der Kuno ist fachlich leider nicht sehr firm, weshalb ihm manche übergeordnete Stelle schon mal einen Strich durch die Rechnung macht. So wie bei der Kürzung der Familienbeihilfe.
Kuno Schnurz ist und bleibt ein süßes Unschuldslämmchen. Wenn wieder einmal was zu tun ist, was vielleicht hinterfragenswert wäre, dann machen das möglichst junge Mitarbeiter, denen man dann die Schuld in die ungeschickten Schuhe schieben kann.
Kuno wird von seinen Fans auch gerne als Heiland gesehen. Und so strahlt er weiter, bis auch die letzten Brösel jeder Festplatte unter den Nehammer gekommen sind.
2) Doppelt hält schlechter
Juli 2019. So gerne möchte der junge Kuno Schnurz wieder einmal den Chef der renommierten Firma Peach treffen. Er ist eh schon im Land der unbegrenzten Möglichkeiten unterwegs, wo auch Peach sein Hauptquartier hat.
Es war im Jänner 2019, als der junge Kuno, welcher damals noch Kanzler einer kleinen, aber feinen Republik sein durfte, besagten Chef Tom Cick schon einmal traf.
Tom Cick ist für vieles bekannt. Zum Beispiel dafür, dass er schon um halb fünf in der Früh E-Mails versendet oder seine Mitarbeiter immer am Sonntag in der Nacht anruft, um ihnen die nächste Woche zu erklären.
Auch ist er dafür bekannt, dass er sich sehr leutselig und volksnah gibt. Bei seinen Besuchen in der irischen Dependance lässt er sich sogar mit schnöden Mitarbeitern ablichten und verteilt dann die Fotos auch auf Twitter.
Had a wonderful time back in Cork visiting our Apple family and friends. See you again soon! 🇮🇪 pic.twitter.com/V0KawUEJRv
— Tim Cook (@tim_cook) June 19, 2018
Nun ist eben der junge Kuno Schnurz wieder unterwegs, um sich wichtig zu machen. Blöd nur, dass er nimmer Kanzler der kleinen, aber feinen Republik ist. Macht aber nichts, denkt er sich. Den Tom Cick kenne ich ja schon, den gehe ich wieder besuchen.
Kuno ist sich nicht sicher, ob Tom ihn überhaupt empfangen will. Jetzt, da er eigentlich nix mehr ist, kriegt er vielleicht gar keine Audienz. Da erinnert sich Kuno, dass es doch völlig schnurz ist, ob er den Tom wirklich trifft oder nicht. Denn …
„Dass (…) unabhängige Medien und freie Journalisten nicht schätzt, ahnte ich. Für ihn nehmen Medien bestenfalls eine Funktion innerhalb der Politik ein – und Journalisten sind dazu da, damit Mächtige sie für die eigenen Zwecke einsetzen.“
„Kurier“-Herausgeber Brandstätter schreibt über Kurz‘ Interventionen
Eine ganze Stunde lang, also doppelt so lange wie eigentlich vereinbart, sollen sich die beiden getroffen haben – so steht es zumindest geschrieben. “Absolutes Stillschweigen ist über die Inhalte des Gesprächs vereinbart. Selbst ein gemeinsames Foto war nicht drinnen.“
Na macht ja nix. Immerhin kann sich Kuno Schnurz auf eine Zeitung verlassen, die mit einem alten Foto vom Jänner den Artikel über das Treffen aufpeppt. Dass sie das nicht dazu schreibt, braucht niemanden zu interessieren.
Der ehemaligen Peach-Mitarbeiterin Calamity Jane fällt das natürlich auf und sie schreibt auf Twitter einen Kommentar.
Offenbar wird das von Mitarbeitern der Zeitung gelesen und der Artikel um den Kommentar unter dem Bild korrigiert.
Und die Moral von der Geschicht:
der Kuno war beim Tom – oder eben auch nicht …
Liebe Grüße,
Cousine Daniela
Superartikel! Kann leider‘ kein gefällt mir ‚geben, da ich von FB gesperrt bin! Habe einen dummen, jungen User als blöd bezeichnet ! Hatte mich ständig provoziert und als nicht mehr zeitgemäß in Bezug auf meinen sprachlichen Ausdruck bezeichnet! U.s.w…….
Auf der Seite der SPÖ ständig negativ gepostet und mich provoziert! Eine Woche bin ich gesperrt und dann kann ich wieder mein GEFÄLLT MIR posten und die Beiträge teilen!
Liebe Grüße und danke für die tollen Briefe und Einschätzungen unserer TOLLEN POLITIKER der beiden Parteien FPÖ und TÜRKIS
Deine von spitzer Feder getragenen Brieferl sind es immer wieder wert, gelesen zu werden! Humor, der bei deinen Kommentaren nie fehlen darf, ist derzeit wohl die einzige Währung, die das Unerträgliche ertragen lässt! Vielen Dank!
Große Literatur und extrem hoher Wahrheitsgehalt. Immer wieder ein Genuß.