#Brieferl No.50 – Mit Schaumrollen zum sauren Apfel in Gold





Lieber Cousin Herbert,

heute darf ich dir gleich dreifach gratulieren!

Gratulation No1: Dies hier ist unser 50-Brieferl-Jubiläum! Hätten wir uns auch nicht gedacht, dass es so viele in so kurzer Zeit sein werden, oder?

Gratulation No2: Du bist noch keine 100 Tage im Amt und hast schon deine erste Klage bekommen. Wegen Amtsmissbrauchs. Das ist vermutlich neuer Rekord. Es gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung! Ich habe mir gedacht, ich mache dir eine Freude und schicke dir eine Kopie mit. Der Dr. Peter Kolba war so nett und hat mir diese zur Verfügung gestellt. Ich nehme an, er wollte dir damit auch eine kleine Freude machen.

Gratulation No3: Aufgrund deiner vielfältigen Verdienste für die Menschen, nein, die gesamte Republik *Trommelwirbel * bumm bumm bumm * verleihe ich dir hiermit den „Sauren Apfel in Gold“! Das ist die höchste Auszeichnung der sauren Sorte, die du von mir bekommen kannst!

Solltest du jetzt nicht mehr genau wissen, was diese Ehrung bedeutet, darf ich dich hiermit auf Brieferl #42 verweisen.

Ich hoffe, du bist nicht eifersüchtig, aber ich muss noch einen Preis vergeben. Keine Sorge, er ist absolut gleichwertig vom Gold-Rang her.
Die „Goldenen Cojones erster Güte“ gehen an Dr. Alfred J. Noll, der gestern, anlässlich des Misstrauenantrags wegen der BVT-Angelegenheit, das Vertrauen hinsichtlich Hirn und Bildung in der Politik wiederhergestellt hat.

Du warst ja dabei, hast mir aber einen beinahe zerknitterten Eindruck gemacht. Solltest du gar ein Einsehen gehabt haben, dass du dich als Minister wirklich nicht am geeigneten Platz befindest? In der Aufregung kann man ja schon mal das eine oder andere Wort überhören. Deshalb mache ich dir, zum Ehrentag, noch eine kleine Freude und habe die Highlights aus Dr. Nolls Rede für dich transkribiert!

Ich habe mich ja brav vorbereitet, das kann ich aber jetzt fast alles beiseite lassen, denn was wir von unserem Herrn Innenminister an heißer Luft und rhetorischen Schaumrollen bekommen haben, rechtfertigt es durchaus auch, auf dieses Niveau einzusteigen.

Ich nehme an, er hat sich, ebenso wie wir Zuschauer, zu Recht darüber gegiftet, dass du immer noch zu glauben scheinst, als Oppositionspolitiker auf den politischen Gegner hinhacken zu müssen, anstatt deine Arbeit als Minister zu tun und ordentliche Antworten zu geben.
Dabei hattest du dich selbst am 5. November 2014 darüber echauffiert, dass seitens der Regierung zu wenig Zeit für Antworten aufgewendet wurde. Na ja, das scheinst du wohl überdacht zu haben. Oder vergessen.
https://www.youtube.com/watch?v=ET4EbbDSa8U

Lassen wir an dieser Stelle die Vergangenheit ruhen und widmen wir uns lieber wieder der Rede von Dr. Noll.

„Wenn ich mir anschaue, was der Innenminister die letzten 100 Tage gemacht hat, dann wissen wir jetzt auch, dass nicht jeder verbummelte Philosophiestudent unsere Republik als Innenminister führen kann.“

Es fasziniert mich immer noch. Ein Maturant als Bundeskanzler, ein Zahntechniker als Vizekanzler, ein Studienabbrecher als Innenminister. Irgendwie scheint es keine Mindestanforderung an (Bildungs-)Niveau für politische Ämter zu geben. Beim gemeinen Fußvolk schaut das freilich anders aus.

Ich zB habe meinen eigenen „Frisiersalon“ eingerichtet, in dem ich privat und unentgeltlich meinem Schatzi regelmäßig die Haare schneide. Ich mach das echt gut, weil mit dem elektrischen Haarschneider ist das keine Hexerei. Einen echten Frisiersalon darf ich dennoch nicht aufmachen, weil man dafür nämlich einen amtlichen Befähigungsnachweis braucht!

Merke: der Schaden, den ich als unfähige Friseuse anrichten würde, schlägt sich maximal in einer krummen Frisur nieder und wird von der Natur durch Nachwachsen korrigiert. Den Schaden, den unfähige wie amoralische Politiker anrichten, haben tausende, manchmal Millionen Menschen auszubaden.
Für das eine gibt es gesetzlich verankerte Mindestanforderungen, für das andere nicht! Komisch, oder?

Aber wenden wir uns wieder Dr. Noll zu, der dich freundlicherweise zitiert hat.

„Mein Problem ist, dass er (Anm: du, Herbert) nicht kann, was er übernommen hat als Amt. Und ich glaube ja, dass die Selbsteinschätzung des Herrn Innenminister, die er im Jahr 2009 der Presse gegenüber gegeben hat, viel sprechender ist, als alles, was er uns heute an Rabulistik hier serviert hat.
Der Presse hat er nämlich damals gesagt:
‚Selbst ganz vorne stehen möchte ich nicht, dafür gibt‘s Begabtere.‘
Und diese Selbsteinschätzung ist berechtigt, bis heute.“

Mit der rechtlichen Belehrung seitens Dr. Noll mag ich dich nicht behelligen, das macht jetzt dann eh die Staatsanwaltschaft. Und die Sache mit der Suspendierung Gridlings wird vielleicht auch noch ein juristisches Nachspiel haben.

Auch Dr. Nolls Reaktion auf den Zwischenruf deines Parteifreundes Johann Gudenus hat mir sehr gut gefallen.

„Herr Gudenus, Sie haben nicht nur davon keine Ahnung,
sondern von fast allem anderen auch nicht.
Also san‘s bitte ruhig.“

Lustig war mitanzusehen, wie dein Parteifreund dann nervös auf seinem Sessel herumgeschaukelt ist. Wo er sonst doch immer so bemüht ist, eloquent zu klingen und intelligent zu wirken. Auch wenn dies selten bis nie gelingt.

Und das waren gestern die Abschlußsätze von Dr. Noll:

„Mein Problem ist eines, dass dort ein Mann sitzt (Anm.: er zeigte dabei auf dich), der das, was er der Republik versprochen hat,
auch mit eigenen Worten gesagt, einfach nicht kann.
Suchen Sie einen Besseren!“

Dem kann und will ich nichts hinzufügen.

Liebe Grüße,
Cousine Mag. Daniela

P.S.: Und weil ich gerade am Preise vergeben bin, bekommt unser Niki Nazionale auch noch einen. Der heutige „Saure Apfel honoris causa“ ergeht hiermit feierlich an Andreas Nikolaus Lauda, für den Verkauf der „angekündigten österreichischen Lösung“ an die irische Ryanair.                Darauf trinken wir ein Guinness!
https://derstandard.at/2000076464069/Ryanair-steigt-mit-24-9-Prozent-bei-Laudamotion-ein




30 Antworten auf „#Brieferl No.50 – Mit Schaumrollen zum sauren Apfel in Gold“

  1. Lauda versteht sein Geschäft und weiß seine Kontakte zu nützen. Dass er im Wahlkampf die ÖVP unterstützte, war in der Frage der Landerechte für Niki – Leiharbeitsverträge hin oder her – sicher kein Nachteil. Laudas ehemaliger Mitarbeiter und nunmehrige Verkehrsminister Norbert Hofer schwärmte für die österreichische Lösung und trug seinen Teil dazu bei. Von der ist nun nicht mehr viel zu sehen. Schlecht muss das trotzdem nicht sein. Wenn Ryanair die Lauda-Flotte aufstockt und ein attraktives Liniennetz von Wien und anderen heimischen Städten aus anbietet, profitieren die Konsumenten und Beschäftigten. Zumindest so lange, bis Laudas Scherben von anderen aufgeräumt werden. Lauda, der geniale Abzocker, hat es wieder allen gezeigt. (Andreas Schnauder, 20.3.2018) – derstandard.at/2000076466943/Niki-Lauda-der-geniale-Abzocker

  2. Sie könnten ein bißchen mit Thomas Bernhard verwandt sein. Zumindest lese ich ihre Briefe so gerne, wie ich gerne Thomas Bernhard gelesen habe. Wenn es Ihnen leicht fällt, senden Sie mir bitte die Strafanzeige. Als Jurist habe nur ein juristisches Interesse daran.

    1. Lieber Herr Ebner, ich leite grundsätzlich nichts weiter. Ich gebe auch keine Quellen preis, außer diese gestatten es mir ausdrücklich. Das ist einfach eine Sache der Ehre und des Vertrauens. Ich hoffe auf Ihr Verständnis 🙂

  3. Liebe Daniela, während der gestrigen Übertragung der Sondersitzung aus dem Parlament ist mir wieder die „Historikerkommission“ aus FPÖ Mitgliedern eingefallen, von der es in den letzten Wochen nichts mehr zu hören gab. Da es ja auch Dateien zum Thema Rechtsextremismus gibt und die kopiert wurden, frage ich mich, ob die Brauneder-Kommission erst nach Sichtung zu arbeiten beginnt und dann wie der Phönix aus der Asche steigt- liebe Grüße Gisela

  4. Liebe Cousine mit ❤! Vielen herzlichen Dank für diesen genialen Brief! Für mich bist Du der Kickl gewordene Beweis, dass es in jeder Familie mindestens einen liebenswerten Menschen gibt! Lieblings-Cousine mit ❤ und Hirn, bitte lass nicht locker! Liebe Grüße, Manfred

  5. Liebe Frau Kickl
    Bekommen sie überhaupt eine Antwort auf ihre Brieferl
    Oder ruft er sie an und fragt sie
    „Bist ganz deppert wie kannst du nur so über mich schreiben“

    Frau Kickl meine Hochachtung für ihre wahren Worte

  6. Vielen Dank. Ihre Brieferl an Ihren werten Herrn Cousin sind nicht nur Balsam auf den Wunden des ‚kleinen Mannes‘, sondern lindern den Zorn der Bürgerinnen und Bürger ein bißchen.
    Aber leider hat ja der Wahnsinn Methode, und eröffnet immer wieder neue Wunden!

  7. Ich glaube wir sollten einen neuen Preis für besondere Verdienste ins Leben rufen. Das braune Hundstrümmerl im goldenen Gackisacki! Unser Freund Herbert sollte die Auszeichnung am blauem Band und mit Burschischaftshymne bekommen und dann sollte er an den Schandpfal im ersten Bezirk. Gibt’s den noch? Die frühere schwarzbrauneblaue Präsidentin des ersten Bezirks könnte
    sich ja für die Reaktivierung desselben einsetzen mit ihrem Privatvermögen. Sie hat eh zu viel, das ist nicht gut für den Charakter.

  8. Hallo Dani,
    Einfach genial wie immer. Ich verrate Dir was: meine Freundin ist seit immer Diplomkrankenpflegerin, hat eine Studienberechtigungsprüfung gemacht mit 2 Kindern, macht z. Zt. 3 Masterlehrgänge zugleich (2x in Klagenfurt – Erwachsenen- und Berufsbildung, Sozial- und Integrationspädagogik sowie den Master für Pflegewissenschaften mit anschließendem PhD in Salzburg an der Uni für Pflegewissenschaften) und durfte sich für einen verkackten B-Karenzvertretungsposten beim Land nicht bewerben, weil der Bachelor nicht zählt und sie keine Vollmatura hat. Erst ab dem Master (den sie im Juni hat), darf sie sich für diesen Kackposten bewerben. Aber ein Maturant und ein Studienberechtigungsprüfungsabsolvent mit Zahnersatzpolierausbildung dürfen die zwei höchsten Ämter im Land besetzen und ein Maturant und Möchtegern-Filosof wie dein Cousin darf Innenminister spielen. Mir wird kotzübel.
    Danke für Deinen Jubiläumsbrief. Du wirst auch noch einen 100sten schreiben, ich hoffe, das wird der Abgesang für diese unselige Koalition der Deppen.
    LG
    Brix (see ya in Cork in July or so)

  9. Sehr geehrte Frau Kickl! So beängstigend, beschämend und traurig die Sache mit dieser Regierung ist, so aufmunternd und ermutigend sind Ihre Brieferl! Ich genieße jeden einzelnen und hoffe, dass sie nicht mehr lange notwendig sind. Und ich hoffe, dass dies auch weiterhin ein Land ist, in dem solche Texte veröffentlicht werden dürfen! Ach ja, kann man Sie für den Pulitzer Preis nominieren? Die besten Grüße!

  10. Die Intelligenz, Eloquenz, Empathie und soziale Kometenz sind in der Familie Kickl eindeutig direkt absteigend mit der Stellung des ersten Buchstabens des Vornamens im Alphabet gewertet. Bis zum vierten Buchstaben ist alles da, beim sechsten Buchstaben endet die Wertung…

    Für mich ist das Jubiläumsbrieferl das beste bisher…

  11. Wirklich traurig dass man als Politiker keinen Nachweis über fachliche oder moralische Kompetenz bringen muss. Viele Idioten wären uns dadurch erspart geblieben. Auch diese Regierung würde dann ganz anders aussehen. Freue mich schon auf ihr nächstes Brieferl. Danke für die ersten 50.

Schreibe einen Kommentar