#Brieferl No.47 – Gutmenschen und Schlechtzombies





Lieber Cousin Herbert,

hat dir die Rede vom André Heller auch so gut gefallen wir mir, heute beim Gedenktag an die grauslichen Ereignisse von vor 80 Jahren?
http://tvthek.orf.at/profile/Gedenkakt-anlaesslich-des-80-Jahrestages-des-12-Maerz-1938/13888582/Gedenkakt-anlaesslich-des-80-Jahrestages-des-12-Maerz-1938/13969411

Er war eigentlich eh der Einzige, der wirklich mit Schmackes gesprochen hat. Ich glaube auch zu wissen, warum dein Bumsti-Chef meistens mit verschränkten Armen da gesessen ist. Damit man das Schnackerl nicht so sieht, wenn über Populisten gesprochen wurde.

Mir hat ja besonders an André Hellers Rede gefallen, dass wenigstens einer auf die wahren Probleme dieser unseren schönen Welt hingewiesen hat. Während der Basti, ganz seinem Horizont entsprechend, das „Staatsziel Wirtschaftswachstum“ in der Verfassung verankern will, hat Heller den Klimawandel angesprochen. Aber ich weiß schon, was du mir jetzt antworten willst. Alles nur FakeNews.
Auch hat er uns daran erinnert, dass unser Wohlstand auf der Ausbeutung anderer beruht. Ist aber eigentlich wurscht, man kann sich ja schließlich nicht um alles kümmern, oder?

Außerdem habe ich mich sehr gefreut, dass der Verfassungsgerichtshof die Regelung zur Mindestsicherung in Niederösterreich mit sofortiger Wirkung aufgehoben hat. Da habt ihr euch wieder einmal, allen voran der Basti mit seiner umfassenden Bildung, ordentlich in die Nesseln gesetzt. „Das niederösterreichische Modell war von der türkis-blauen Bundesregierung als vorbildlich bezeichnet worden.“ steht da geschrieben.
Ich weiß schon, dass wir uns auch auf den VfGH vielleicht nicht mehr allzu lange verlassen werden können, soll der doch auch mit einem der „Euren“ bestückt werden. Aber noch ist es ja nicht so weit.
https://derstandard.at/2000075915510/VfGH-hebt-Mindestsicherungsregelung-in-Niederoesterreich-auf

Ich hatte aber auch Grund zum Ärgern. Eure Gesinnungsgenossen gehen auf die „Omas gegen Rechts“ los, da kommt einem das Speiben. Ich entschuldige mich für meine Wortwahl, aber treffender kann ich es nicht formulieren.
https://fpoefails.org/2018/03/12/unfassbarer-hass-in-der-oeffentlichen-fpoe-gruppe-gegen-die-omas-gegen-rechts/

Das am häufigsten gebrauchte Wort ist „Gutmensch“. Ich habe es immer schon komisch gefunden, dass die Kombination aus „gut“ und „Mensch“ zu einem, ich möchte fast sagen, „hasserfüllten“ Schimpfwort werden kann.
„Wie der Herr, so das G‘scherr“ sagt der Volksmund und so habe ich mal nachgeschaut, wie denn dein Bumsti-Chef das Wort so handhabt. Den letzten Eintrag habe ich aus dem Juni 2017 gefunden.

Ich wollte dann gerne erfahren, ob es eigentlich ein Antonym zu „Gutmensch“ gibt. Lustigerweise findet man da nur „Realist“, was freilich unglaublich kreativ und durchdacht ist.
Also habe ich selbst überlegt. Das Antonym zu „gut“ ist „schlecht“. Ein Antonym für „Mensch“ ist gar nicht so leicht auszumachen. „Unmensch“ ist naheliegend und korrekt, erscheint mir aber unpassend. Eine weitere Möglichkeit wäre „Tier“, aber die gefällt mir gar nicht, denn Tiere verfügen über keine Bösartigkeit. Aber gibt es noch den „Zombie“ als Antonym zum „Menschen“. Das erscheint nach Durchsicht der grauslichen Kommentare durchaus naheliegend. Wie die Zombies stürzen sie sich hirn- und gedankenlos auf ihre Mit-Menschen.

Das Antonym zu „Gutmensch“ ist also „Schlechtzombie“. Nette Wortkreation, findest du nicht auch? Ui, was wäre da wohl los, wenn plötzlich alle „Gutmenschen“ sich zur Wehr setzten und ihre Kontrahenten als „Schlechtzombies“ bezeichnen würden, oder? Was würde dein Bumsti-Chef dazu sagen, wenn er zum „König der Schlechtzombies“ gekrönt würde?

Und darin liegt das Dilemma. Die „Gutmenschen“, also jene, denen Anstand und Achtung. Würde und Miteinander, Respekt und Wertschätzung wichtig sind, sind der Ansicht, dass diese Werte für jeden gelten. JEDEN! Auch für den „Schlechtzombie“.

Was also tun? Sollen sich die „Gutmenschen“ die ewige Hetzerei einfach gefallen lassen? Sollen sie weiter höflich und respektvoll bleiben, weil sie diese ihre Werte dermaßen verinnerlicht haben, dass sie eigentlich gar nicht anders können?

Ja! Weil wir diejenigen sind, die Spaß und Freude am Leben haben. Eben genau im Miteinander. Ich habe nämlich eines gelernt aus den zahlreichen Begegnungen mit diversen „Schlechtzombies“: die haben so überhaupt keine Lebensfreude, sind nur verzopft, regelrecht frustriert und absolut humorbefreit. Irgendwann werden sie alle nur noch jammernd in ihrer rechten Ecke sitzen und heulen. Aber wer weiß, vielleicht werden wir sie einladen und mitmachen lassen. Damit aus Zombies wieder Menschen werden können.

Liebe Grüße,
Cousine „der unverbesserliche Gutmensch“ Daniela

P.S.: Ich bin ja gespannt, wie lange du dich noch im Ministersessel halten kannst. Du sollst nämlich die Bestellungsurkunde für den BVT-Chef Peter Gridling zurückgehalten haben. Das macht gar keinen schlanken Fuß, das muss ich sagen.
https://derstandard.at/2000075925084/Van-der-Bellen-verlaengerte-BVT-Chef-Gridling-bereits-im-Februar
Keine Sorge, ich werde dir trotzdem weiter Brieferln schreiben. Weil wir uns doch immer so nett unterhalten und mir deine Meinung als Politikexperte wichtig ist. Also meinetwegen brauchst du nicht zu bleiben!




16 Antworten auf „#Brieferl No.47 – Gutmenschen und Schlechtzombies“

  1. Eine berührende Rede und ein Satz war für mich ganz besonders “ Der Hauptgewinn ist in der Geburtslotterie, wenn du in Österreich geboren wirst“ Sag ich manchmal in ähnlicher Form zu diesen Wohlstands Jammerern, man sollte ganz demütig und froh darüber sein in Österreich leben zu können. Mit lieben Grüßen und immer in freudiger Erwartung des nächsten Briefes.

    1. Österreich muss verbessert werden, so geht es nicht weiter!!!!

      Das waren die Worte im Wahlkampf…. Und siehe da, 1 Wochenende nach dem „bom-bastischen“ Wahlsieg kam in den Medien die Info, dass Österreich etin viel höheres Wirtschaftswachstum als der EU-Durchschnitt hat… ???

      Jetzt im Ernst:
      Wir – bzw Politiker/innen & Medien -sollten endlich mehr Komponenten bzgl Wohlstand der gut entwickelten, reichen Länder vergleichen…
      Wie z.B. Gesundheitswesen, bezahlte Gesundheitsleistungen, Bildung, Rechte für Arbeiter, Pensionen, Arbeitslosengeld, Arbeitsmarktfördererungen, Karrenzzeiten, Kindergeld, Universitäten ohne €10.000 Gebühr pro Jahr, Sicherheit, sprich Polizei, Cobra usw… Rettungsdienst, auch in den Bergen…

      Wenn man das alles mit Deutschland, Schweden, Frankreich, GB, USA oder Japan vergleicht, dann sind wir garantiert ganz weit vorne, also am Stockerl ??

      Und ein Vergleich mit Nachbarländern wie Ungarn, Slowakei, Slowenien oder Nordafrika usw… Dann kann man nur sagen, dass wir mega Glück haben hier geboren zu sein und in so einem Luxus-Land beheimatet zu sein… Froh sein, nit jammern und brav und fair daran arbeiten dass so bleibt. Fair gegenüber anderen Ländern und Regionen… ?

  2. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich am Höhepunkt der Flüchtlings-Migration ebenfalls ein „Gut-Mensch“ werden wollte.
    Ich habe nämlich im Fernsehen gesehen, wie junge Leute rasch und ohne zu zögern aufstanden und dort zupackten, wo es notwendig war.

    Letztlich habe ich dann dasselbe gemacht, was die „Besser-Menschen“ gemacht haben:
    1.) auf der Couch sitzenbleiben und sich entrüsten,
    wie schlecht die Welt doch ist
    2.) in Zeitungsartikeln und Leserbriefen den „Gut-Menschen“
    erklären, wie die Welt funktioniert und dass man verant-
    wortungs- bewusst erst einmal lange und reiflich überlegen
    muss, bevor man etwas zu tun beginnt.
    3.) Natürlich muss man als „Besser-Mensch“ den „Gut-Menschen“
    auch klarmachen, dass aus Syrien nur Wirtschaftsflüchtlinge
    kommen (wer weiß das besser, als der „Besser-Mensch“?), die
    ja gerne zuhause geblieben wären, aber durch die verant-
    wortungslose Willkommenskultur der „Gut-Menschen“
    erst dazu ermuntert werden, zu kommen.
    Und dazu nehmen sie auch noch ihr erspartes Geld mit
    und ihre Handy’s!!

    So ein „Besser-Mensch“ hat halt schon den Überblick und den
    Durchblick und genießt daher entsprechendes Ansehen.

    Zur Klarstellung:
    Ich schäme mich nicht dafür, dass ich ein „Gut-Mensch“ werden wollte –
    mir ist es peinlich, dass ich es nicht geschafft habe, einer zu werden,
    so, wie es damals viele junge Leute geschafft haben …

    … und denen das „Gutmensch-Sein“ dann durch die „Besser-Menschen“ ausgetrieben wurde!

    P.S.:
    Holen wir uns die Worte „Gut“ und „Mensch“ für die guten Taten zurück!
    Kümmern wir uns nicht darum, dass die „Besser-Menschen“ sich für die „Besten“ halten und uns in der Kronenzeitung in Form von Briefen an Irgendwen erklären, wie die Welt funktioniert.

    JA – ich will ein GUTMENSCH werden!!!!

  3. Immer wieder: Danke für diese herrlichen Brieferln. Jeder Satz ein Genuss und auch eine Bestärkung, dass wir Gutmenschen uns nicht unterkriegen lassen und unsere Stimmen erheben, wenn auch nicht alle so sprachgewandt und witzig sind wie Daniela Kickl.

  4. Mir fällt zu den menschenrechtsverachtenden Kommentatoren das Wort Antimensch ein. Denn mit Menschsein haben diese braunen Kreatürchen geistig nichts am Hut.
    Derzeit üben sich ja diese Antimenschen um den Berufslügner Strach, Hofer und den unseligen Cousin Herbert in der Abschiebung von AsylwerberInnen. Viele PolizeibeamtInnen werden dabei zu Handlungen gezwungen, die sie nie und nimmer mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Ekelhaft.
    Wenn es dieser Antimenschenrunde, zu der auch der basisgebildete und ausbildungslose Bundeskanzler Österreichs gehört, gelingt, die Demokratie noch mehr auszuhöhlen, dann drohen wohl „Schutzinhaftierungen im Namen des Volkes“ wie von Andre Heller beschrieben, diesmal halt gegen Muslime, Flüchtlinge und politische Gegnerschaft.

  5. Es tut gut, ein Mensch zu sein, mit Anderen für Andere da zu sein. Wäre ich ein Unmensch und fände das auch noch richtig, müsste ich mir in einem klaren Moment meine Lebensberechtigung absprechen. Und die spreche ich auch allen Unmenschen ab.

  6. Liebe Daniela Kickl!
    Vielen Dank für all die klaren und treffenden Texte. Allerdings stoße ich mich ein wenig am „Schlechtzombie“, das hat ja auch etwas Entwürdigendes – für die Zombiesn atürlich. Die sind arm und viele leiden, oft sind sie Opfer sinsitrer Umstände. Mit ihnen habe ich eher Mitleid, das habe ich für die rechten Recken nicht.
    Ein alternativer Vorschlag: Das Bessere ist es ja, was bekanntlich der Hauptfeind des Guten ist. So würde ich den links-linken Gutmenshen die rechts-rechten Bessermenschen gegenüberstellen. Das antspricht am ehesten deren Intention: „Wir sind die wahren Guten!“

  7. Danke für die guttuenden Brieferln. Ich bin immer auf der Suche nach Gutmenschen, es kann doch nicht nur mehr Bösmenschen geben.
    Nach dem gestrigen „Im Zentrum“ hat sich mein Zorn auf die Bösmenschen noch erhöht. Vilimsky, der Ungustl der Nation, hat in seinem Repertoire sowieso nur die Ausländerhatz, dass jedoch ein Kohl auch noch in das selbe Horn stößt hat mich noch mehr empört.
    Ich bin gespannt wie lange sich die Österreicher es gefallen lassen, dass sie nur mit Antworten befriedigt werden, an allem sind die Schutzsuchenden schuld. Oder hat die Aussage von Karl Kraus wieder Gültigkeit erlangt:
    „Die Österreicher sind das einzige Volk, das aus Erfahrung dümmer wird“

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