#Brieferl No.6 – HartzIV und die Gerberei





Lieber Cousin Herbert,

da rutscht man frohen Mutes ins Neue Jahr und schon wird man wieder mit den neuesten Streichen von Basti und Bumsti konfrontiert. Basti und Bumsti nennen viele Menschen das Duo an der Regierungsspitze. Wusstest du das? Heinzian würde mir auch noch gut gefallen. Ist irgendwie ähnlich wie Brangelina. Ob sie das selbe Schicksal der schmerzlichen Trennung ereilen wird?

Jedenfalls war der Beste aller Neujahrsstreiche das Streichen des Jobbonus sowie der Aktion 20.000. Nicht auszudenken, welch fatale Auswirkungen mehr Beschäftigte auf die Republik gehabt hätten. Andererseits wären die bisher Arbeitslosen doch dann den von Euch als Zielgruppe auserkorenen „Fleißigen und Anständigen“ zuzurechnen gewesen, oder täusche ich mich da? Irgendwie verstehe ich das wieder nicht.

Es könnte natürlich auch sein, dass es andere Gründe für diesen Streich gibt. Vielleicht wollte sich der türkise Kurze ja von den schwarzen Mittätern distanzieren, die damals die Programme befürwortet haben. Vielleicht wollten Heinzian ja auch unter allen Umständen verhindern, dass sich auch nur ein Einziger der Profiteure dieser Aktionen daran erinnert, wem sie diese eigentlich zu verdanken haben, nämlich der SPÖ. Diese sozialen, ja linken Ideen auch immer. Na wie gut, dass das alles jetzt endlich ein Ende hat.

Dennoch mache ich mir Sorgen um Eure Wählerschaft. Was passiert denn mit Euch, wenn sie dahinter kommen, Eure Wähler, dass sich ihr Leben Euretwegen verschlechtert hat? Ob ihnen ihre eigene Haut letztlich doch näher sein wird, als ein paar Asylanten weniger? Was, wenn sie bemerken, dass sie letztlich nichts anderes haben, als ihre Haut?

Ich habe ja stets deine Kreativität bewundert, wenn dir so markige Sprüche wie „Daham statt Islam“ oder „Pummerin statt Muezzin“ eingefallen sind. Da habe ich mir gedacht, so frisch motiviert im neuen Jahr, ich probiere das auch einmal.

Als Erstes ist mir „Lieber schlau statt blau“ eingefallen. Das reimt sich so schön und polarisiert total. Aber irgendwie gefällt es mir dennoch nicht. Weil es ja implizieren würde, dass jeder FPÖ-Wähler unschlau ist. Und ich weiß, dass das nicht stimmt. Aber vielleicht sollten solche Sprücherln ja genau das machen – irgendwas implizieren, was so gar nicht stimmt. Weil es ja nicht um Achtung und Respekt, sondern um Aufhussen und Auseinanderdividieren geht. Aber das ist nicht meine Art.

Ich habe aber ein anderes Sprücherl, das ich gut vertreten kann:

„Lieber Marx statt Hartz“.

Was meinst du dazu? Werden die Menschen da draußen verstehen, dass mit „Hartz“ das von Heinzian angestrebte „Hartz IV Modell“ gemeint ist? Werden die Menschen da draußen verstehen, dass Karl Marx ein Philosoph ersten Ranges war und sein Werk „Das Kapital“ noch immer – oder besser – leider schon wieder brandaktuell ist? Ich hab dir dazu einen schönen Artikel herausgesucht:
http://www.zeit.de/2017/05/karl-marx-kapitalismus-probleme-rechtspopulismus-ungleichheit

Der Marx hat ja nicht nur klug, sondern irgendwie auch witzig geschrieben. Diese Stelle hier gefällt mir ja besonders gut:

„Der ehemalige Geldbesitzer schreitet voran als Kapitalist, der Arbeitskraftbesitzer folgt ihm nach als sein Arbeiter; der eine bedeutungsvoll schmunzelnd und geschäftseifrig, der andre scheu, widerstrebsam, wie jemand, der seine eigne Haut zu Markt getragen und nun nichts andres zu erwarten hat als die – Gerberei.“

Vielleicht bemerkt auch der Blau- oder Türkiswähler bald, dass der Kurze und der Zahntechniker nichts anderes für seine Haut bereit halten, als die Gerberei …

Liebe Grüße,

Cousine Daniela

#marxstatthartz




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