Lieber Cousin Herbert,
bevor uns heute wieder der Reise nach Schasklappersdorf an der Banane widmen, möchte ich mit dir eine andere Reise unternehmen – eine in die Vergangenheit.
1980er
Stell dir vor, es die graue Vorzeit, März 1984 – kein Internet, kein Google. Was man weiß, muss man im eigenen Kopf haben oder mühsam dem Lexikon entnehmen.
Unter diesen steinzeitlichen Umständen erhält ein Regierungsmitglied eine förmliche Einladung der Wiener US-Botschaft. Mit dem Hinweis, der Dresscode sei „black tie“.
Was macht unser Regierungsmitglied also? Er zieht sich einen hübschen dunkelblauen Anzug an und schmückt sich mit einer „black tie“, einer schwarzen Krawatte.
Gerüchte besagen, dass verdutzte Botschaftsmitarbeiter dem Gast einen Eilboten zum Wiener Kostümverleih Lambert Hofer zwecks Beschaffung eines Smokings angeboten hatten. Warum er diese generöse Hilfestellung nicht angenommen hatte, ist nicht überliefert.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13510574.html
Das selbe Regierungsmitglied war bereits 3 Monate zuvor aufgefallen, durfte der Sekt-Liebhaber doch einen Staatspreis für Werbung vergeben.
Überschwänglich, möglicherweise ein paar Kisten der Prickelbrause vor dem geistigen Auge, verkündete er strahlend im Zuge der Überreichung der Auszeichnung: „Ich trinke die Produkte Ihres Hauses so gern.“
In Ermangelung von Fotografen vor Ort sind die Gesichtsausdrücke der Mitarbeiter der Firma Henkel (Waschmittel-Hersteller) bei dieser Preisverleihung nicht überliefert. Auch wissen wir nicht, ob es doch noch zu einer freundlichen Lieferung seitens der Firma Henkell (Sekt-Erzeuger) gekommen ist.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14024661.html
Diesen und vermutlich vielen anderen Anekdoten ist es zu verdanken, dass besagtes Regierungsmitglied im Juni 1986 vor Gericht zog, weil es in der Zeitschrift „Wiener“ als „Witzekanzler“ verspottet worden war.
Wie hatte sein Anwalt das Begehren begründet? „Er ist halt sehr verletzlich“. Der Richter lehnte die Forderung nach Schadenersatz jedoch ab.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13517343.html
Wir müssen uns aber keine Sorgen um das ehemalige Regierungsmitglied und den ersten Witzekanzler der zweiten Republik machen. Er hat sich jetzt einen guten Posten gefunden. Norbert Steger ist jetzt Vorsitzender des ORF-Stiftungsrates.
2015
„Einen Koffer mit 70.000 außibracht“
Es war einmal ein Generalsekretär. Du weißt jetzt sicher schon, dass du damit gemeint bist, oder? „Die Staatsanwaltschaft fand bei einer Razzia geheime Verträge von diesem Generalsekretär. Er war Gesellschafter einer Firma, die Steuergelder über Regierungsinserate in die Parteikassa umleiten sollte.“
Glücklicherweise müssen wir uns aber um dich (es gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung!) keine Sorgen machen. Du als Innenminister bist jetzt auch Chef vom BAK, dem Bundesamt für Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung.
Und erst deine hübsche Ansprache zum Thema „Nationale Anti-Korruptionsstrategie“!
Aber du gibst hoffentlich eh keine Weisungen an das BAK, die diese Koffer-Causa betreffen, oder? Weil wenn da irgendwer irgendwann mal dahinter käme …. ui ui ui. Weißt doch eh, wie diese Journalisten sind. Überhaupt die vom Falter! Die blatteln ja immer alle möglichen Ungereimtheiten auf.
Das Profil ist auch so eine Nervensäge. Nicht nur, dass euch der Rainer Nikowitz so oft belauscht und das Ausspionierte dann auch noch niederschreibt! So wie zu Thema CETA gestern.
Jetzt haben die auch noch herausgefunden, dass in der BVT-Angelegenheit verdeckte Ermittler aufgeblattelt wurden. Kann man da um Himmels willen nicht einfach mal drüber hinwegsehen!
Gestern Abend, als ich am Smartphone noch die Nachrichten durchgeschaut habe, konnte ich feststellen, dass Schasklappersdorf jetzt nimmer weit weg ist.
Das ist wirklich zu gut, oder?
Da gibt es zwei Nachrichten im Bereich „Inland“.
Die eine befasst sich damit, wie die Basti&Bumsti Allianz künftig die steigende Mitarbeiterzahl in den Ministerien besser kaschieren will. Also „einheitlich und schlanker“ darstellen. „Darstellen“! Nicht schlanker machen!
Im zweiten Bericht geht es darum, dass Familienberatungsstellen in Oberösterreich um ihre Existenz bangen müssen. Warum? Na ja, so genau wissen wir das nicht. „Familienministerin Juliane Bogner-Strauss (ÖVP) will sich zu den Einsparungen nicht äußern. In ihrem Ministerium verweist man auf den Spardruck.“
Wie war das nochmal? „Wir sparen am System und nicht bei den Menschen“?
Zumindest hatte das Bumsti, der zweite Witzekanzler“, noch am 17. April so gesagt:
https://www.fpoe.at/artikel/hc-strache-beim-system-sparen-nicht-bei-den-menschen/
Und auch „Sankt Sebastian der Kürzer“, wie unser Basti liebe- und ehrfurchtsvoll beispielsweise von Nikolaus Kern genannt wird, hatte noch am 5. Dezember 2017 vollmundig gezwitschert:
Liebe Grüße,
Cousine DanielaAber bitte, das soll und darf uns jetzt keinesfalls irritieren! So ist das nun mal, wenn man die Reiseroute ändert. Aber eigentlich ist das ja falsch. Die wurde ja gar nicht geändert!
Wir wurden nur falsch informiert! Eingelullt könnte man auch sagen.
Aber auch das ist ja nicht ganz richtig. In Anlehnung an die Weissagung des Norbert Hofer können wir ab sofort eine kleine Abänderung des Hits von Katja Ebstein vornehmen und fröhlich trällern:
Wundern gibt es immer wieder
heute oder morgen
wundern wir uns sehr.
Wundern gibt es immer wieder
wenn es dir begegnet
gibt es noch viel mehr.
Man kommt aus dem wundern gar nicht mehr raus bei dieser Regierung.wenns nicht so traurig wäre, könnte man nur unentwegt lachen.aber langsam wirds ein lachen der Verzweiflung!. Trotzdem alles liebe
Natürlich wird schlanker dargestellt nach der vielen Kritik, dass das Personal 9% mehr kostet als vorher.
Ich gehe jetzt auch sparen und kaufe mir bei Amazon irgend etwas unnötiges..
Liebe Daniela,
Vielen Dank, Sie schaffen es immer wieder trotz der Umstände mir ein breites Grinsen ins Gesicht zu zaubern.
Bitte geben Sie gut auf sich Acht!
Also heute habe ich schon einiges an Greuelpropaganda- ich schreib’s jetzt so, wie ich es gelernt habe, zu fleiß?-gelesen. Und das einzige, das mir zum Basti einfällt – der ist mir ja der Liebste -, dem gehören mal ordentlich die Ohrwaschln langgezogen! ?
Wieder einmal mehr treffend und klar! Alles liebe – bitte weiter so, denn so kann man wenigstens noch ?- ?ihre Gerda Lackerer
Grandios und immer wieder ein Genuss – du solltest auf der Kabarettbühne stehen und unseren Komödiens zeigen, was Satire heißt!