#Brieferl No.90 – Freiwillige Zeugen Bastiwahns





Lieber Cousin Herbert,

bist du auch so begeistert von St. Sankt Sebastian dem Kürzer wie ich? Er war eindeutig der Star dieser Woche.

Begonnen hat alles mit seiner flammenden Rede vor dem EU-Parlament. Da konnte er endlich wieder zu seinem Lieblingsthema „Migration“ referieren. Ich habe eine gewagte Theorie dazu, warum von den 751 verfügbaren Plätzen noch nicht einmal 100 besetzt waren.

Man kann sich das Leben der EU-Parlamentarier ja dank der Berichte über die Champagner-Gelage als ein recht Fideles vorstellen. Ich hoffe übrigens, dass die Rückzahlung der insgesamt 544.400 Euro, an der sich die FPÖ beteiligen müssen wird, ein nicht allzu großes Loch in die Parteikasse reißen wird.
http://www.heute.at/politik/news/story/Champagner-Gate–ENF-muss-halbe-Million-zahlen-48250731
Wobei es eigentlich wurscht ist. Letztlich zahlt es eh der Steuerzahler.

Aber lass mich meine Theorie aufstellen.
Ich sehe sie förmlich vor mir, die EU-Parlamentarier der FPÖ, wie sie sich mal wieder gesellig zusammenfinden und schlemmen und gluckern. Irgendwann kommt das Thema auf die morgige Rede vom Basti, an der eigentlich keiner teilnehmen will, gilt es doch den drohenden Kater auszuschlafen.
Kreativ, wie die Abgeordneten aber sind, finden sie eine faire Lösung: ein Teil der übrig gebliebenen und noch nicht mit Kaviar kontaminierten Pizzastangen wird abgebissen und zusammen mit noch Ganzen in einen leeren Sektkübel gestellt. Der Sektkübel macht die Runde und wer den Kürzeren zieht, muss dem Kürzer zuhören gehen.

Der arme Basti! Nicht nur, dass sich kaum jemand für seine Rede interessiert hat, werden ihm auch noch die Leviten gelesen.
Damit komme ich zum ersten Preisträger des heutigen Tages. Er hat nicht nur Durchblick bewiesen, er ist auch auch der erste Preisträger, der nicht aus Österreich stammt.

*Trommelwirbel * bumm bumm bumm *
“Goldene Cojones erster Güte“ ergehen hiermit an den belgischen EU-Politiker Guy Verhofstadt!
Weil dieser nämlich die “sogenannte Migrationskrise“ für nicht wahr hält, dafür aber eine “politische Krise, die auf dem Rücken der Migranten ausgetragen wird“ ausmacht.
http://www.faz.net/aktuell/politik/asyldebatte-eu-parlamentarier-liest-kurz-und-seehofer-die-leviten-15674964.html

*Trommelwirbel * bumm bumm bumm *
Ein weiteres Paar “Goldene Cojones erster Güte“ ergehen an Eugen Freund, der unserem Basti die richtigen Fragen gestellt hat, die freilich unbeantwortet blieben. Was soll er denn auch sagen, der Arme, wenn es um die Routen und deren Schließungen geht?
https://twitter.com/EugenAFreund/status/1014162778993647616

“It takes a great deal of bravery to stand up to our enemies,
but just as much to stand up to our friends.”

hatte J.K. Rowling ihren Schuldirektor Dumbledore sagen lassen. Das soll uns an dieser Stelle als Inspiration für den dritten Preisträger dienen.

*Trommelwirbel * bumm bumm bumm *
„Goldene Cojones erster Güte“ werden hiermit feierlich an den Tiroler AK-Präsidenten Erwin Zangerl übergeben.

Diese Regierung hat sich sektenartig strukturiert. Ein kleiner Kreis entscheidet, und der Rest wird dumm gehalten.
Das hat diktatorische Züge, das ist erschütternd.

Die türkisen Putschisten sitzen nun an der Spitze und bezahlen mit Zinsen an die Großsponsoren und die Industriellenvereinigung zurück,
was die ihnen im Wahlkampf gespendet haben.
Das gab es früher in diesem Ausmaß nicht, das ist demokratiegefährdend.

https://derstandard.at/2000082825314/Tirols-schwarzer-AK-Praesident-nennt-OeVP-Putschisten

Ob sich diese Sekte rund um St. Sebastian den Kürzer schon einen feschen Namen überlegt hat? Zeugen Bastiwahns könnte ich als Vorschlag beisteuern. Wurde eigentlich schon ein Antrag auf Anerkennung als Religionsgemeinschaft gestellt?

Ich finde es im Übrigen ausgesprochen unnett, dass die Opposition den 12-Stunden-Tag immer so kritisiert. Umso schlauer freilich, dass der jetzt schon ab 1. September und freiwillig gelten wird.
Manch einer vermutet, dass damit die unnötige, demokratische Diskussionsroute geschlossen werden soll. Weißt du, was auch sein könnte? Von 1. bis 8. Oktober werden doch die Volksbegehren abgehalten, jenes für die Frauen und jenes gegen das Rauchen in der Gastronomie.
Mit dem 12-Stunden-Tag und gekürzten Eintragungszeiten kriegt man es sicher locker in den Griff, dass nur wenige Menschen unterschreiben werden.

Zum Abschluss habe ich noch ein schönes Zitat:

“Robert Bosch zögerte auch nicht, schon 1906 den umstrittenen 8-StundenTag einzuführen, gegen heftige Proteste seiner Unternehmer-Kollegen. Er tat das nicht aus philanthropischer Neigung, sondern weil er die Idee der kürzeren Arbeitstage für die wirtschaftlichste hielt und am zuträglichsten für die Erhaltung der menschlichen Arbeitskraft“.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wie-wir-reich-wurden/serie-wie-wir-reich-wurden-28-wieso-robert-bosch-acht-stunden-arbeiten-liess-1953846.html

Aber wir wollen doch St. Sebastian den Kürzer, gefeierte Ikone aller Maturanten und Studienabbrecher mit dem Ingenieur, Industriellen und Erfinder Robert Bosch nicht vergleichen, nicht wahr?
Sonst könnte uns nämlich gewahr werden, dass wir alle den Kürzeren gezogen haben.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




6 Antworten auf „#Brieferl No.90 – Freiwillige Zeugen Bastiwahns“

  1. Schon vergessen dasd 2/3 der Wähler endlich eine Änderung der Stillstandspolitik wollten. Mit Demokratie hast du wohl ein Problem weil nicht mehr das 30 Jahre alte System weiter regiert! Endlich hat es die Mehrzahl der steuerzahlenden Bevölkerung durchschaut!!!

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