#Brieferl No.200 – Wenn Bastis Blüten blühen …




Lieber Cousin Herbert,

gestern haben wir erfahren müssen, dass dein Ex-Chef, unser aller Bumsti, nun doch sein Mandat im EU-Parlament nicht annehmen wird. Schade, aber verständlich. Ich nehme an, dass er sich um den kleinen Hendrik kümmern wird, während die Mama im Nationalrat sitzt

So soll es sein! Mama geht arbeiten und Papa passt aufs Baby auf. Hätte ich ihnen gar nicht zugetraut, eine dermaßen schrecklich moderne Familie zu sein, ich gestehe es.

Erinnerst du dich an das Brieferl No.54, in dem wir den Global Peace Index besprochen hatten?

“Geht der positive Frieden zurück, werden Länder anfällig für populistische politische Bewegungen“

Stell dir nur vor – da ist Österreich jetzt von Platz 3 auf Platz 4 herunter gepurzelt!

Dein Verdienst? Sicherlich nicht alleine, schon gemeinsam mit dem Basti, so fair müssen wir sein!

Ach, war das am Sonntag nicht schön, als er da in der Stadthalle für sich beten hat lassen …

„Vater, wir danken dir so sehr. Für die Weisheit, die du ihm gegeben hast. Für das Herz, das du ihm gegeben hast für dein Volk“

Das zeigt uns, dass Ben Fitzgerald ein sehr bescheidener Mann sein muss. Immerhin bedankt er sich selbst für minimalst vorhandenen Dinge.

Ich freue mich jedenfalls, dass du ebenso irritiert bist wie ich, das muss ich schon sagen.

Weißt du, was ich eigenartig finde? Er hat gestern in der Pressekonferenz erklärt, er habe die Einladung als Bundeskanzler bekommen und wäre eben deshalb hingegangen.

Ob der Freiherr von Knigge das goutieren würde? Ich finde ja, dass man Einladungen, die man auf Grund seines Amtes erhalten hatte, nicht mehr nachkommen sollte, wenn man das Amt nimmer inne hat. Sondern die Einladung weiterzuleiten hat an die Nachfolgerin im Amt. Aber bitte. Da bin ich wahrscheinlich wieder pingelig.

Dass sich seine Kürzlichkeit gerne als Heiland verkauft, wissen wir eh schon lange.
Die Gudrun Kugler hat auch auf diesem Event gesprochen. Die Frau Kugler mag ich ja besonders.
Sie ist doch nicht nur eine erzkonservative Abtreibungsgegnerin und Fan von Kim Davis. Sie ist auch mit dem ehemaligen “Opus Dei“-Pressesprecher Martin Kugler verheiratet.

Auch der Kardinal Schönborn war dort, was wohl für die Qualität der Veranstaltung sprechen hätte sollen. Wir brauchen das aber alles eh nicht allzu ernst nehmen, ist doch der Youtube-Kanal “Kath.Net – Katholische Internetzeitung“ explizit ein Comedy-Kanal. Das beruhigt.

Und damit das Lachen dann nicht allzu sehr um sich greift, hat seine Kürzlichkeit gestern zur Pressekonferenz geladen. Weil doch angeblich “gefälschte E-Mails“ an ein nicht näher genanntes “Medium“ weitergeleitet wurden.

Bei dem “Medium“ scheint es sich weder um seine Kürzlichkeit selbst, noch um den gebenden Braco zu handeln, der freilich auch sehr gut geeignet wäre. Außerdem ist dieser ja schon von deinem Kollegen Norbsi in Beschlag genommen worden, wenn du dich an das letzte Brieferl erinnerst.

Vielleicht geht es um Ibiza-Gate: Im stillen Auge des Taifuns. Dann haben wir das “Medium“ gefunden.

Die ganze Sache mit diesen E-Mails müffelt dermaßen an allen Ecken und Enden, dass nicht einmal ein ganzer Sack Knoblauch dagegen hilft.

Er scheint mir insgesamt ein wenig … instabil zu sein, der arme Basti.

Als halbwegs erwachsener Mensch lässt man sich von einem Prediger nicht überraschen und von angeblichen E-Mails nicht schockieren.

Ich vermute ja eher, dass er auf den Bumsti eifersüchtig ist. Nein, nicht weil dieser jetzt zu Hause und Papa sein darf. Sondern, weil der Bumsti das “Opfer-Dasein“ so gekonnt und fast schon genüsslich zelebrieren kann. Weil doch nicht mehr zählt, was er in Ibiza gesagt hat, sondern nur, dass das Video heimlich aufgenommen wurde. Und er ja außerdem nie irgendwas von dem in die Tat umgesetzt hat, was er dort vollmundig versprochen hatte.

Das erinnert mich an den damaligen Herrn Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der im Jahr 2005 den mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagenen Tookie Williams von seinem Todesurteil hätte begnadigen können. Warum hat er das nicht getan? Unter anderem deshalb, weil dieser Fluchtpläne ausgeheckt haben soll. Die wurden zwar nicht durchgeführt, aber für die Giftspritze hat es dennoch gereicht.

Tja, so ist das im Leben. Der eine heckt Pläne zur Flucht aus und wird hingerichtet. Der andere heckt Pläne aus, um das ganze Land unter seine Herrschaft zu bringen, und wird mit einem Berater-Vertrag für sich selbst und einem Posten im Nationalrat für die Gattin belohnt.

Apropos Nationalrat: ich würde da auch gerne einziehen, wenngleich ich dieses Vorhaben nicht um jeden Preis durchziehen will. Was nützt es denn, wenn mich die Grünen begeistert in die Arme schließen, ich aber nicht für das einstehen kann, was mir wichtig ist? Nix. Mir nix und meinen potentiellen Wählern noch weniger.

Das Vertrauen in die Politik und deren Akteure ist eh schon so desolat, da braucht‘s nicht noch eine mehr davon. Insofern freue ich mich schon sehr auf meine Rede zur Kandidatur am Samstag. Weil ich dann endlich (wieder) sagen kann, wie der Hase meiner Meinung nach läuft.

Ich werde dich auf jeden Fall auf dem Laufenden halten und dir im nächsten Brieferl auch meine Rede schicken. Und dir überhaupt erzählen, wie es so war bei den Grünen. Damit du siehst, wie oder wie nicht ich auf die Grüne Liste gewählt wurde..

Ich könnte natürlich, für den Fall dass ich dort ausgebuht werde, auch die Opferrolle einnehmen. Opfer-Sein ist ja schicker und verbreiteter, als man annehmen mag. Wennst heutzutage als Frau nicht auch mal Opfer von Sexismus, als Zuwanderer nicht Opfer von Rassismus bist oder sonst irgendwie gemein und ungerecht behandelt wirst, gibt‘s fast nur zwei Möglichkeiten: entweder du lügst und redest dir die schreckliche Welt schön oder aber du hast nicht alle Tassen im Schrank und bist deshalb daneben.

“So wie die Anzahl der Erdnussallergien dort am stärksten gewachsen ist, wo man versucht hat, Kinder früh von Erdnüssen fernzuhalten, braucht es auch im Hinblick auf die Ausbildung demokratischer Fähigkeiten ein Training in Sachen Antifragilität.“

Die folgsame Schar der Moralisten

Lieber ordentlich für seine eigenen Gedanken und Ideale auftreten und das auch lernen, als ewig wegen jeder Kleinigkeit ang‘rührt sein.

Weil nämlich auch “die militant-korrekte Linke tut sich mit ihrem derzeitigen Todestanz nicht nur selbst keinen Gefallen, sondern betreibt auch noch ein Rekrutierungsprogramm für autoritäre Kräfte“.

Aber so ein tolles Opfer wie der Basti könnte ich eh nie sein! Und er bekommt sogar endlich, endlich auch wieder die internationale Aufmerksamkeit, die er sicherlich schon vermisst hat.

Austria’s Kurz says emails linking him to scandal are fakes

Was wäre eigentlich, wenn es diese angeblich gefälschten E-Mails gar nicht gäbe? Was, wenn es sie gäbe und nachgewiesen wird, dass sie in Wahrheit echt sind?

Wenn gefälschte E-Mails so etwas wie Elektropost-Blüten sind, was wären dann in ihrer Falschheit gefälschte Blüten?

Vielleicht ist der Basti aber auch nur die neue Nebelgranate, die an den Fäden der Wirtschaft (die ja einzig und alleine die Arbeit schafft) hängt!

So ein Bet-Event und das räkeln am Opferaltar der E-Mail-Verschwörung sind gut geeignet,um zum Beispiel die zehn ÖGK-Millionen Euro für Berater vergessen zu lassen. Oder auch die absehbare soziale Not in Niederösterreich, weil die zugelassenen Spielräume bei der Mindestsicherung nicht ausgenutzt werden. Aber das sind nur die Blüten der Ex-Regierung seiner Kürzlichkeit.

Selber schuld, diese Mindestsicherungsbezieher. Sollen sie halt Berater werden. Oder lernen Logos zu zeichnen. Und in der allergrößten Not, wenn das nicht klappt, können sie noch immer dem Tipp der KHG-Gattin (nicht zu verwechseln mit der wärmenden KHB) folgen und Salat und Tomaten auf ihren Terrassen züchten. Amen. Und Hallelujahhhh.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




12 Antworten auf „#Brieferl No.200 – Wenn Bastis Blüten blühen …“

  1. Liebe Daniela Kickl,
    wie immer sachlich fundiert und sprachlich pointiert geschrieben!
    Eine wahre Freude, das zu lesen!
    Ich bedaure zwar, dass Sie bei Grün angedockt haben – nicht weil ich die Grünen nicht mag, schließlich scheint Kogler das nahezu Unmögliche geschafft zu haben, wieder Einigkeit ins grüne Lager zu bringen, sondern weil ich denke, dass Sie bei den Roten besser aufgehoben wären.
    Trotzdem viel Erfolg, und wer weiß? Vielleicht kommen sich rot und grün irgendwann doch bundespolitisch näher.
    Und so gern ich die Brieferln lese, am liebsten wäre es mir, sie wären nicht mehr nötig, weil der liebe Cousin Herbert seinen politischen Ruhestand genießt.
    Danke!

  2. Meiner bescheidenen Meinung nach tun wir Kurz etwas unrecht wenn wir ihn zu arg kritisieren. Ich glaube dass Kurz von seinem Verstand her gar nicht all das selber produzieren kann was er macht und von sich gibt. Er hat ja nichts gelernt und auch niemals gearbeitet, somit kann er ja in gewissen Bereichen gar keine Ahnung haben wovon er spricht. Für mich ist er eine bemitleidenswerte Marionette am Gängelband seiner Gönner. Es muss ja furchtbar für ihn sein, sich all das zu merken was in ihn da hineingebläut wird. Wir kennen das ja aus der Schule wenn man zu dumm für etwas ist und es trotzdem können muss. Also etwas Mitleid mit ihm bitte. Für die alten Damen genügt es anscheinend dass er Segelohren hat und sie ihn deswegen schützend wie Glucken unter ihre Fittiche nehmen. Meine Damen, Mitleid alleine sollte kein Grund sein, jemanden zu wählen. Schlimm finde ich halt dass Kurz wirklich glaubt dass er so gut ist wie ihm suggeriert wird. Er macht sehr oft den Fehler dass er andere für dümmer hält als er selber ist, leider ein Kardinalfehler. Aber das kann man mit seiner Jugend und wenigen Erfahrung vielleicht noch erklären.

    1. Lieber Herr Knotzer!

      Das find ich aber gar nicht nett, dass sie hier die Meinung verbreiten, nur alte Damen wählen Basti I, den Kürzer. Dagegen muss ich die alten Damen aber schon verteidigen.
      Ich denke da eher an männlich, weiß, hetero (zumindest offiziell) und vor allem „Leistungsträger“ . Ansonsten stimme ich Ihnen zu.

      Und diesen Brief finde ich einfach genial. Eh klar, ist ja ein Jubiläumsbrief.

      Weiter so liebe Daniela Kickl, meine Vorzugsstimme haben Sie und auch die meiner Tochter.

      1. Vielen Dank liebe Karin 🙂 Ich kenne (leider) ganz viele Männer, die seine Kürzlichkeit verehren … Warum? Wer er das repräsentiert, was sie selbst vielleicht nicht sind. Jung, dynamisch und erfolgreich. Die Konsequenzen seines Handelns übersehen sie leider. Aber ich arbeite fleißig daran, ihn zu entzaubern 🙂

      2. Liebe Frau Dalmatiner,
        es ist schon richtig dass vielleicht sogar mehr Männer als Frauen den Kurz wählen. Wollte damit nur meine Vermutung ausdrücken warum ältere Frauen Kurz wählen, dass sie aus den falschen Motiven Kurz ihre Stimme geben. Der Beschützerinstinkt dürfte da eine große Rolle spielen. Alles nur meine Vermutung.

  3. „‚Vater, wir danken dir so sehr. Für die Weisheit, die du ihm gegeben hast. Für das Herz, das du ihm gegeben hast für dein Volk‘

    Das zeigt uns, dass Ben Fitzgerald ein sehr bescheidener Mann sein muss. Immerhin bedankt er sich selbst für minimalst vorhandenen Dinge.“

    Das ist der geeignete Blickwinkel! Bravo! Danke!

  4. Meine Lieben Mitleser ! Ihr habt alle so recht in euren Antworten, dass mir gar nicht zu sagen bleibt, außer: Ärmel aufkrempeln und los, egal ob rot oder grün, verhindert jedenfalls , eine Neuauflage mit seiner Kürzlichkeit und Anhang! Danke

  5. Mich erinnert das Bet-Event in der Stadthalle an die Plakate eines Bundespräsidentschaftskandidaten, der unbedingt „So wahr mir Gott helfe“ drauf stehen haben wollte, und dem Gott schließlich geholfen hat, nicht Bundespräsident zu werden.
    Vielleicht hilft der Segen Gottes dem Bastia ja auch, das zu bleiben, was er ist, nämlich Ex-Bundeskanzler!

  6. Großartig, wie immer! Kann mich nur dem 1. Brief anschließen! Leider nicht für die Roten kandidieren , aber GRÜN ist auch OKAY!
    Ich finde sie einfach toll, ihr Wissen und Wortwitz ist einfach nicht zu übertreffen! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Samstag und das wird sicher klappen, denn so einen gescheiten und wortgewaltigen, ehrlichen Menschen bräuchte jede Partei!
    Also alles Gute und viel Erfolg!

  7. Ach wie Verantwortungsbewusst, beim Ben Fitzgerald fühlte er sich also verpflichtet hinzugehen…….wo war er bei der Klimakonferenz……
    Mutige Entscheidung in die Politik zu gehen, liebe Frau Daniela Kickl, nichts kann frustrierender sein als öffentlich um die Gunst eines Menschen werben zu müssen….. Ich schließe Sie ein in mein Morgengebet ….. LG

  8. Liebe Daniela! Danke wie immer für deine „klasse Brieferl“!
    „Vater, wir danken dir so sehr. Für die Weisheit, die du ihm gegeben hast. Für das Herz, das du ihm gegeben hast für dein Volk.“ (Stadthallen-Gebet) für Sebastian Kurz, sein wirkliches Programm heißt: „Ich, Ich, Ich“!!
    Der Grund für mich nach 46 Jahren aus der Kirche auszutreten: … Wenn im Beisein von „Kardinal Christoph Schönborn“ in der Wiener-Stadthalle vor 11.000 Tausend Religionsfanatiker ein „unsozialer armutsförderter ÖVP-Politiker“ namens „Sebastian Kurz“ gesegnet wird, erübrigt sich jede Diskussion!!! … Mit dem „heiligen Messias Basti“ und „Kardinal Christoph Schönborn“ ins Hochmittelalter!!
    Mit dem „gesegneten ÖVP Messias Kurz“ und Gott als Großspender seiner Gnade, das muss hoffentlich nicht deklariert werden … und mit „Opus Die“ … als Hintergrund ins Hochmittelalter!! … „Naja“! Jetzt dient der türkisen ÖVP schon der Austrofaschismus, Dollfuss und Kardinal Innitzer als Vorbild! … Und jetzt ist auch der heilige ÖVP Messias „Basti Kurz“ mit dem Klerikalfaschismus leiert, also macht das schon Sinn, diese medienwirksame „Segnung vom unsozialen ÖVP Messias“ im bei sein von Kardinal Christoph Schönborn vor 11.000 Tausend Religionsfanatiker!! …so macht man gekonnte türkise Religions-Politik!!
    Das große austrofaschistische ÖVP-Vorbild!! … Wikipedia … „Kardinal Theodor Innitzer“ Sozialminister im dem Kabinett Schober III 1931/32, Dekan der theologischen Fakultät … Am 13. März 1933 wurde er als Kardinalpriester mit der Titelkirche San Crisogono in das Kardinalskollegium aufgenommen. Im selben Jahr gründete er das Dom- und Diözesanmuseum. Die Ausschaltung des Parlaments samt der Errichtung einer autoritären ÖVP-Diktatur durch Engelbert Dollfuß, zu dem Innitzer engen Kontakt hielt, wurde von ihm begrüßt. Die Katholische Kirche war in den folgenden Jahren der Stützpfeiler des austrofaschistischen Systems … Viel Kritik rief sein Verhalten nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich hervor. Er sprach sich – unter starkem Druck der nationalsozialistischen Führung – vor der Volksabstimmung über den Anschluss am 10. April 1938 öffentlich für diesen aus. Beim Besuch von Adolf Hitler am 15. März 1938 im Hotel Imperial in Wien ließ er „die Glocken läuten“, stattete dem „von Gott gesandten Führer“ einen offiziellen Besuch ab[6] und unterzeichnete am 18. März gemeinsam mit den Bischöfen eine von Gauleiter Bürckel angeregte Feierliche Erklärung, die den Anschluss Österreichs befürwortete. Von Bürckel beraten, unterschrieb Innitzer das Begleitschreiben handschriftlich mit der Formel … und „Heil Hitler“! Diese Erklärung wurde zusammen mit einer Kopie dieses Hitlergrußes ohne Zustimmung der Bischöfe im ganzen „Deutschen Reich“ verbreitet ….. Wikipedia …
    (B)esonnen, (E)ngagiert, (I)nformiert, (D)urchgsetzungsfähig, (L)ösungsorientiert!
    Liebe Grüße! Markus

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