Hallo Cousine Kickl!
Es ist wie eh immer. Wie immer bin ich der Letzte von den Letzten! Und überhaupt habe ich irgendwie das flaue Gefühl, dass mich viele nimmer so mögen, wie es mir zustünde!
Jetzt hamma auch noch einen 35-jährigen Bauernburschen als neuen Generalsekretär!
Ich mein, wen wundert es, dass ich schon mal sicherheitshalber meine Fühler nach Piefkonien, also zu den Deutschen ausstrecke?
Grüße, Bertl aus P.
Lieber Bertl,
mach dir nix draus, dass du der Letzte bist! Das ist keine Schande. Immerhin bist du ja jetzt glücklicherweise wieder in der Opposition!
Erinnere dich … Im September 2018, also noch zu glorreichen BIMAZ-Zeiten, warst du knapp an vorletzter Stelle! Da wurde dir der letzte Platz nur vom oppositionellen Peter Pilz streitig gemacht.
Der arme Basti! Er ist zwar nach dem Bundespräsidenten gemeinsam mit dem Werner auf Platz 1, aber es ist dennoch mit ihm bergab gegangen. Im September 2018 hatte er noch 24 Pluspunkte, jetzt sind es nur noch 19.
Ziemlich gleich ungustiös bzw. nicht vertrauenswürdig blieb auch der Gustl Wöginger. Ach, der Gustl … Oder, wie ihn die Sigi Maurer neuerdings zärtlich und gleichzeitig minimalistisch in der ZIB2 genannt hatte, einfach der “Gust“.
Aber bevor wir uns mit dem wenig vertrauenswürdigen Gust und der noch weniger vertrauenswürdigen Sigi abg‘fretten, kommen wir doch lieber zu dir!
Ich kann schon verstehen, dass du die AFD besucht hast. Berlin ist ja sicher sehr fesch und sehenswert. Und zusätzlich den Nachbarn ein paar ordentliche Vokabel wie Marille oder Semmeln beizubringen, kann kein Fehler sein. Auch wenn es Stimmen innerhalb der FPÖ gibt, dass dein Auftritt so „unnötig wie ein Kropf“ sei.
Mach dir nix draus, das sind sicher nur die Neider, die sicher auch gerne einmal in Berlin gewesen wären.
Hoffentlich geht es dir emotional nicht allzu nahe, dass der Basti, der noch vor zwei Jahren mit euch so superharmonisch auf Regierungsklausur war, jetzt das gleiche Harmonie-Getue mit den Grünen abzieht.
Du weißt doch noch, warum das notwendig ist, nicht wahr?
„Wenn sich die Spitze eines hierarchischen Systems nicht mehr in Übereinstimmung befindet, wenn die Autoritäten sich streiten, gibt es keinen unbedingten Gehorsam mehr.“
Wegen des Bauernsohns und neuen FPÖ-Generalsekretärs Michael Schnedlitz würde ich mir allerdings dann doch ein bisserl Sorgen machen. Der scheint mir von ausnehmend kreativer und wortgewandter Natur zu sein, wenn ich mir seine jüngste Presseaussendung so ansehe:
“Zu meinem Amtsantritt als freiheitlicher Generalsekretär hätte ich mir von der SPÖ etwas Fantasie und Ideenreichtum erwartet und keine abgenützten faden Textbausteine aus den untersten Schubladen der SPÖ“
Immerhin scheint er sich trotz bäuerlicher Abstammung mit Computern so weit auszukennen, dass ihm Textbausteine geläufig sind. Total kreativ jedenfalls! Da wirst du dich sehr warm anziehen müssen, Bertl, sehr warm!
Du könntest dich natürlich künftig von seiner Kürzlichkeit inspirieren lassen.
Keiner schwafelt so schön und gleichzeitig so herablassend wie er! Bei seinem Auftritt gestern in der ZIB2 hat er natürlich die “illegale Migration“ nicht auslassen können, ebensowenig wie die bewährte Lobhudelei auf die aktuelle Regierungskonstellation mit
“Es ist ein Vereinen des besten aus beiden Welten.“
Zur Untermauerung des gottgleichen Status seiner Kürzlichkeit ist es ganz besonders wichtig, mit entsprechendem Vokabular um sich zu werfen.
“Ein starker Standort und ein respektvoller Umgang mit der Umwelt, mit der SCHÖPFUNG sind nebeneinander möglich.“
Ach, die Schöpfung! Das klingt gleich viel besser als eben nur Umwelt. Viel umfassender, viel biblischer, viel heiliger.
Aber der wahre Held ficht auch seinen Kampf aus, seinen persönlichen Kampf gegen die Schmarotzer!
“Mein Verständnis ist ein starker Sozialstaat für alle, die ihn brauchen, aber Kampf gegen Sozialmissbrauch, KAMPF gegen Alle, die sich mehr herausnehmen als ihnen zusteht und Unterstützung für all jene, die jeden Tag aufstehen und BRAV arbeiten gehen …“
Das ist ganz wichtig, Bertl! Immer ein bisserl herablassend wie väterlich wirken und jene loben, die “BRAV“ arbeiten gehen. Und damit auch nicht den geringsten Zweifel aufkommen lassen, dass es Verzweifelte geben könnte, die auch gerne brav arbeiten gingen, es aber nicht schaffen.
Was du auch tun kannst ist, lustige Rechenbeispiele zu bringen. Weil eh keiner genau zuhört und der gemeine Basti-Anbeter ohnehin nur hört, was ihm mehr im Börsel bleibt.
So hat seine Kürzlichkeit gestern in der ZIB2 gesagt:
“Wer zum Beispiel 2.500 Euro brutto verdient und 2 Kinder hat, der wird insgesamt entlastet mit 4.000 Euro netto pro Jahr!“
Auch gestern, allerdings bei Fellner Live:
“Jemanden der ein Kind hat und 2.600, 2.700 Euro pro Monat verdient, brutto verdient, dem bleiben 1.000 Euro netto pro Jahr mehr übrig“
https://twitter.com/Lesart_/status/1223157487458750464
Die wundersame Vermehrung des übrig gebliebenen Geldes liegt vermutlich an der frischen Bergluft am Küniglberg. Oder aber der Basti-Heiland ist ob der dünneren Luft in den Bergpredigt-Modus verfallen, weshalb er eben auch die Schöpfung nicht unberücksichtigt lassen konnte.
Wir werden jedenfalls gemeinsam seinen Kampf gegen all jene, die nicht brav arbeiten gehen, im Auge behalten, richtig? Denn du weißt sicher auch, dass Fleiß und noch mehr der Anstand nicht unmittelbar mit normaler Erwerbstätigkeit zusammenhängen …
Herzliche Grüße,
Die Kickl
Möchtest auch du dich an “Frag die Kickl“ wenden? Zögere nicht und sende ein E-Mail an daniela@danielakickl.com