#Brieferl No.113 – Gib dem Affen Zuckerln





Lieber Cousin Herbert,

eigentlich wollte ich dir ja zu deiner exquisiten Performance gratulieren. Nein, ich meine damit nicht deine „Happy Herbert“ Vorstellung auf Facebook und Instagram.

Ich meine deine unverhohlen zur Schau gestellte Verachtung der Redner im Parlament.
Es hat mir persönlich ja sehr leid getan, dass du ob meines Brieferls an dich offenbar so gar nicht zu guter Stimmung zu bewegen warst. Dabei hatte ich wirklich gedacht, du freust dich besonders. Aber vielleicht hast du dich eh total gefreut und deshalb Grimassen geschnitten und dich wie ein Afferl gekratzt, damit es nicht auffällt! Das wird es sein!
Uff, da bin ich jetzt erleichtert, dass mir das noch eingefallen ist. Das relativiert dein Ungustl-Verhalten total. Ich werde mal schauen, was ich bezüglich eines neuen Brieferls im Parlament machen kann, okay?

Mir hat auch Finanzminister Hartwig Löger so leid getan. Der Arme. Da klaut er beim Donald einen eh schon miesen Slogan “America first“, baut ihn um auf “Europe first“, lässt das Ganze noch auf schöne Anstecker drucken und was ist dann? Es interessiert niemanden! Weder die Amtskollegen noch die Zentralbankchefs wollten beim Treffen der EU-Finanzminister die Anstecker tragen.
Ich habe aber eine Idee. Damit die sicherlich teuren Anstecker (wer hat die eigentlich entworfen?) nicht ungenutzt im Mistkübel landen, könnte man sie als Zuckerl verwenden. Also nicht als echte Zuckerln zum Verspeisen, sondern als “Ich habe meinen Test mit mehr als 25% bestanden“ – Belohnung.

Ab sofort sollen alle Aspiranten auf einen Posten bei der Polizei einen solchen Anstecker bekommen, wenn sie den einigermaßen (also eh nur jede vierte Antwort richtig) hinbekommen. Es schaut ja düster aus, um nicht zu sagen schlecht.
https://kurier.at/chronik/oesterreich/neue-polizisten-das-niveau-sinkt-ab/400113092

Nicht einmal 20% braucht man beim Test, um zur Ausbildung zugelassen zu werden. Das eröffnet auch ungeahnte Perspektiven für andere Bereiche des Lebens, die unterstützend bei der Entlastung des Pensionssystems helfen können. Alle Prüfungen an der MedUni sollten daher ab sofort mit 20% als bestanden gelten. Und 20% reichen bei den Führerscheinprüfungen auch locker.

Aber vielleicht kann so ein Anstecker die Motivation zum Lernen erhöhen. Naturgemäß sind diese Anstecker ausschließlich in der Freizeit zu tragen und vor allem ohne Uniform. Nicht dass ein Bürger sonst auf die Idee käme, deine Polizei hege „europäische Gedanken“. Das tät nämlich nicht zur Zielgruppe der neuen PolizistInnen und Polizisten passen. Denn: “Bisher wurde auch fast ausschließlich im Boulevard und in nationalistischen Medien wie dem Wochenblick mit Inseraten nach neuen Beamten gesucht.“

Besonders gefällt mir an der Entwicklung, dass diese neuen 20%-Leuchten jene sein werden, die dann mit Sturmgewehren durch die Stadt kutschieren.
https://wien.orf.at/news/stories/2927697/

Die Kira Grüberg, die Gute, hat übrigens auch noch ein paar Extra-Zuckerln zum Einstecken. Ich kann das gut verstehen, dass man mit dem Gehalt eines Abgeordneten zum Nationalrat alleine schwer auskommen kann. Vor allem dann, wenn man sich intensiv und voller Hingabe der Aufgabe widmet, wie es die Kira tut. Es sind ja nur 8.755,80 Euro brutto. Außerdem hat sie die Extra-Zuckerln in Form des Nebenverdiensts eh gemeldet, womit alles paletti ist.
Und es waren ja 2017 aus all ihren Nebentätigkeiten lediglich zwischen 3.501 und 7.000 Euro monatlich. Ob sie eigentlich mit dem feschen Opel zur Arbeit fährt?

Ich habe noch ein extra großes Zuckerl in Form eines Vorschlags für St. Basti den Kürzer, damit endlich etwas beim “Sparen am System“ weitergeht.

Er erscheint doch ein wenig unwirsch zu sein, weil sich doch die UN-Menschenrechtskommissarin näher für Österreich interessiert. In einem Aufwasch mit Deutschland, Italien und China.

Seine Presseaussendung erinnert mich ein bisschen an einen verzogenen Rotzbuben aus der Unterstufe.

Aber ich verstehe ihn schon. Stell dir nur vor, die Michelle Bachelet findet vielleicht etwas, was nicht passt. Da tät er schon irgendwie blöd dastehen. Deshalb meine Empfehlung – raus aus der UNO.

Zum einen ist dieser zweifelhafte Spaß eh nur teuer. Ganze 84,479 Millionen Euro hat die Mitgliedschaft und die damit einhergehenden Verpflichtungen im Jahr 2017 gekostet. Was man mit dem schönen Geld nicht alles machen könnte?

– Mehr KTM-Flitzer für die nächsten 20%-Polizisten
– Bau des Nationalstadions von Bumstis Gnaden
– Ein paar neue nicht ausgeschriebene Posten in den Ministerien

Zum anderen kann dann wahrscheinlich keiner von denen mehr zur Überprüfung irgendwelcher lästigen Menschenrechte kommen. Ich bin sicher, der Bumsti würde den Basti sofort unterstützen. Und bei dieser Gelegenheit kann man auch gleich die EMRK ad acta legen, wie im Wahlprogramm gewünscht.

Ach ja – und halt nicht vergessen die „Österreich“-Schilder an den Grenzen gegen “Schasklappersdorf“ auszutauschen.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




5 Antworten auf „#Brieferl No.113 – Gib dem Affen Zuckerln“

  1. Grossartig diese erhellend en und trotzdem humorvollen Briefe!! Es ist ein Jammer, dass Österreich in dieser „Schasklappersdorfklemme“ steckt und mit der Hoffnung, dass sich die Dummheit dieser Regierung so verstärkt, dass sie sich selbst an Blödheit und Arroganz überholt und so disqualifiziert selbst aus dem „Rennen“ katapultiert!!

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