#Brieferl No.172 – Bastimon Go





Lieber Cousin Herbert,

endlich nimmt sich die FPÖ eines Themas an, das wichtiger nicht sein könnte: Die Abschaffung der Rundfunkgebühren.

Ach, ich sehe sie schon wieder jubilieren, die FPÖ-Fans. “Jo genau, Schluss mit den Zwangsgebühren. Ist eh alles nur Schrott, was die senden. Und außerdem schau ich sowieso nie ORF!“

Ach, ich sehe schon rosige Zeiten auf die Zuschauer zukommen, wenn das Geld für den ORF direkt aus dem Steuertopf kommt. Was freilich etwas völlig anderes ist, als wenn man direkt bezahlt.
Weil es ist ja dann natürlich viel weniger. Oder mehr. Je nachdem, welche Sendungen halt finanziert werden sollen. Man könnte durchaus der Ansicht sein, dass die Einflussnahme der Politik im Rahmen einer steuerfinanzierten Variante um einiges als bisher höher ist. Um das Vorhaben der Bevölkerung dennoch schmackhaft zu machen, habe ich hier ein paar Sendungsvorschläge für den neuen, von Zwangsgebühren befreiten ORF ausgearbeitet.

1) Eins, Zwei oder Drei – du musst dich entscheiden, 3 Zellen sind frei

Bevor jemand in Sicherungshaft genommen wird, muss er in die neue Fernsehshow. Das ist unterhaltend und außerdem kennt gleich jeder Zuseher das Gesicht des Unholds. Was wichtig ist, für den Fall, dass er nach 18 Monaten doch wieder frei kommt.

Natürlich bleibt zu wünschen, dass die Sicherungshaft langfristig gesehen nicht nur für Asylwerber, sondern für alle zugänglich wird. Damit es mit den Kandidaten nicht zu fad wird.

Wie wir von Karoline Edtstadler wissen, ist ja die „öffentliche Ordnung“ bereits gestört, „wenn jemand durch besondere Gewaltbereitschaft auch in der Kommunikation mit Behörden auftritt“. Das lässt so viel Spielraum, dass schon ein unbedachtes Götzzitat die Verhaftung bewirken kann.

Der Kandidat muss zuerst Fragen beantworten, die sich auf die glorreichen Mitglieder der Regierung beziehen. Zum Beispiel: “Welches ist das Lieblingspferd des Innenministers?“

Danach darf er sich, in Abhängigkeit von der erreichten Punktezahl, eine von drei Zellen für die nächsten Monate aussuchen. Je weniger Punkte, desto trostloser die Zelle. Das sollte Ansporn genug sein, um sich eingehend mit den türkis-blauen Helden schon im Vorfeld zu beschäftigen.

2) Die große BVT (Baue Vilimsky einen Taser) Show

Um die Reputation des BVTs wieder herzustellen, soll das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung ins Hauptabendprogramm gerückt werden.

Vier Kandidat*innen (zwei Männer und zwei Frauen) müssen in der ersten Runde Fragen zum BVT beantworten. Dabei geht es nicht darum, die von der Opposition aufgeblattelten Fakten nachzuerzählen, denn das wäre zu einfach. Kreativität hinsichtlich der Erklärungen ist gefragt.

Beispiel: “Wenn Sie in der Rolle eines BVT-Referatsleiters sind, wie erklären Sie die Ihnen zur Last gelegte Hilfe für einen FPÖ-Politiker. Es gilt die Unschuldsvermutung!“

Antworten wie “Na ja …“ oder “Daran kann ich mich nimmer erinnern“ oder “Ich entschlage mich der Antwort“ zählen null Punkte.
Im Mittelfeld rangieren Antworten wie “Ich bin auch nur ein Teil der Befehlskette“ oder “Jedes Treffen, das mir hier zur Last gelegt werden soll, war rein privat“.
Zu den Top-Antworten zählen:
“Das ist alles eine links-linke Verschwörung“,
“Der Silberstein war‘s“ oder
“Ich werde persönlich und mit Nachdruck die Klärung dieser Angelegenheit vorantreiben!“

In der zweiten Runde bauen alle Kandidaten einen Taser. Diese werden dann im Anschluss an den anderen drei Kandidaten ausprobiert. Der Kandidat, dessen Taser das Opfer am coolsten umhaut, hat diese Runde gewonnen.

Der Gewinner aus beiden Runden darf am Schluss dem Stargast Harald Vilimsky den Taser überreichen und mit ihm eine Woche in Brüssel verbringen.

3) Bastimon Go

Die Bürger werden eh schon fleißig überwacht. Manchen ist das zu viel, wie beispielsweise dem Nikolaus Scherak, Verfassungssprecher der Neos. Der kann sich nämlich mit “Fast drei Millionen Kennzeichen ohne Anlass erfasst“ so gar nicht anfreunden und spricht von “Massenüberwachung aller Autofahrer“.

Andererseits gibt es China als grandioses Vorbild, das rigoros überwacht und unerwünschtes Verhalten entsprechend bestraft. Um den Österreichern die flächendeckende Überwachung leichter zu machen, wird ab sofort jeder Staatsbürger verpflichtet, “Pokemon Go“ zu installieren.

Jede Woche wird kontrolliert, wer
1) die meisten Chimchars gefangen hat
2) alle Chimchars in “Basti“ umbenannt hat.

 

Die Top-3-Staatsbürger werden zur großen “Bastimon Go“ Show eingeladen, wo sie sich zusätzlich einschleimen dürfen. Wer die meisten Schleim-Punkte absahnt, bekommt einen schicken, nicht ausgeschriebenen, dafür top-dotierten Job im Ministerium seiner Wahl.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




15 Antworten auf „#Brieferl No.172 – Bastimon Go“

  1. Das Thema der Abschaffung oder neue Gebührenregelung der „Zwangsgebühren“ für den staatlichen Rundfunk und das staatliche Fernsehen, wurde mit einer Mehrheit unter den schweizer Stimmenden mit einem schweizerischen Kompromis (statt bisher Fr. 451.10 neu nur noch Fr. 375.90) für ein unabhängiges Medienunternehmen mit einem vier! sprachigen Leistungsauftrag und entsprechendem Programm in den Sprachregionen abgesegnet!
    Eine Amerikanisierung, weg von qualitativ herausragend gemachten Sendungen inkl. der wichtigen Nachrichtensendungen, sind mit einem 100 Mio Fr. tieferen jährlichen Budget noch einigermassen vertretbar.
    Wer auf hochqualifiziertes, unabhängige journalistisch herausragende Information setzt, hilft damit schlussendlich einer demokratischen und in allen Landesteilen vertretenen Informationssendungen. Natürlich gibt so eine Reorganisation auch Verlierer. Job‘s werden gestrichen, Sendungen zusammengestuzt oder auch Sportevents nicht mehr im selben Umfang medial eingekauft.
    Die Jugend hätte gerne darauf verzichtet. Die konsumieren im Netz ihre persönlichen Nachrichten und hinterfragen einen starken unabhändigen Radio- und Rundfunk weniger kritisch.
    Vielleicht sind die Österreicher auch schlau genug. Die reichsten Printmedienbesitzer und Financiers mit Nationalratsmandaten hätten schon gerne eine Zerschlagung „unabhängiger“ Medien vorangetrieben. Man besitzt betrits die grösste Einflussnahme in den einschlägigen Redaktionen der Tageszeitungen. Ein sehr verlockendes Angebot! (siehe Amerika, Italien u. v. m.)
    Good luck Austria 🇦🇹

  2. Korrektur: zusammen gestutzt, hilft den Regionen und Bürgern! mit entsprechendem Service public und Leistungsauftrag.
    Ein starker staatlicher Sender mit höchst demokratischen Kontrollmechanismen, dient einer freien Gesellschaft als Gegenpol zu privat finanzierten, ev. politisch beeinflussten Medienunternehmen. .
    …….
    kluge Lösungen braucht ein demokratischer Staat.
    Was nichts kostet, ust meistvsuch nicht viel Wert 😉

  3. Die Volksabstimmung bei den Schweitzern hat die Abschaffung der Gebühren abgelehnt.sie wissen offensichtlich: wer zahlt schafft an. Schleichend haben wir dann ein staatsfunk wie in Ungarn, Russland usw. wollen wir das ?

  4. Niemand will einen Staatsfunk!! Es sollte die Landesabgabe weniger und in jedem Bundesland gleich hoch sein, Abghalfterte Politiker habeb in den Gremien des ORF nicht zu suchen- egal welche Farbe!! Es ist wieder einfach großartig treffend und humorvoll- das Brieferl- danke👏👏👍👍❤️💐

  5. Ich kann dir immer wieder nur danken. Angesichts dieser Regierung bin ich froh, dass ich schon 56 bin, leider noch jung genug, um einer Ausartung dieser Politik nicht mehr entkommen zu können! Für die Schäden, die hier angerichtet werden, werden uns unsere Enkel sehr dankbar sein 🙁

  6. Ich find es schlimm immer diese Extrem überzogenen, schlechtmachen den Reden egal von wem…… Ich sehe nicht ein, dass ich für etwas bezahlen muss dass ich nicht konsumieren bzw gar nicht konsumieren kann. Aber ich habe einen Fernseher mit integriertem DVD und somit muss ich bezahlen obwohl ich nicht mal einen Anschluss hab. Das ist eine Frechheit! Wie können sie über etwas schimpfen wenn sie es selbst nicht mal bewerkstelligen. ORF ist schon lang nicht mehr Parteifrei also hört auf jetzt wieder mal die Blaien niederzumachen…… Ihr seit nicht besser denn wenn man sich exploziert gegen eine Gruppe richtet und diese verhetzt, dieser Brief ist nix anderes, dann fällt das auch unter Rassismus….. Also da schimpft der Krumme der Bucklige….. Trauriges Österreich nur noch gegeneinander aufhetzen und ekelhaft mit den Menschen umgehen als gemeinsam einen Kompromiss zu finden…… Und eines muss man der Regierung lassen, sie reden auf einer höflichen Ebene miteinander finden Kompromisse, was die Roten und Grünen bei keiner Partei schafften nichtmal in den eigenen Reihen…. Und produktive und sinnvolle Ideen hab ich auch noch von keiner gehört……ich halte nichts vom Nein schreien ohne eine bessere Möglichkeit zu nennen.

  7. Habe das heute zum ersten Mal gesehen, finde es gut, daß es dieses Forum gibt, bin strikt gegen einen Statsrundfunk, auf den die Pläne der Regierung hinaus laufen, Herr Kurz will ja nach eigener Aussage unseren Staat in seinem und blauem Sinn umbauen, da gehört solch ein staatliches Medium dazu, weiter so!!

  8. Hallo Cousine Daniela,
    danke für Deine exzellenten Brieferl… Sie entsprechen meiner persönlichen Meinung voll inhaltlich und sind perfekt und humorvoll formuliert.
    Leider habe ich aber regelmäßig Vorhofflimmern, wenn ich Deinen Cousäng Herbert sehe/höre/von ihm lese. Frechheit!
    Ich erwäge daher eine Anzeige wg. gefährlicher und massiver Gesundheits- Gefährdung/Bedrohung meiner Person…
    Refundierung meiner Arztkosten, bzw. Rezeptgebühren und zahlreichen Rettungseinsätzen fordere ich ohnehin.
    Außerdem steht ja wohl eine präventive Verwahrung aus Sicherheitsgründen außer Frage.

    Deine großartigen Betrachtungen SENKEN dagegen aber regelmäßig meinen Blutdruck. Sogar der Kardiologe ist perplex.
    Thanx a lot, You make my days !
    HERZlichst, Michi

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