#Brieferl No.353 – Mein Besuch bei der Dosko-Freundschaftstour oder Was erwarten wir vom Staat





Lieber Cousin Herbert,
na da warst du sicher ziemlich überrascht, dass die KPÖ in Salzburg fast 12 Prozent geholt hat, nicht wahr? Die haben fast halb so viele Stimmen wie Ihr!

Als Frau auf der linken Seite der Macht habe ich mich sehr darüber gefreut. Insgesamt weniger erfreulich ist das Quirx in der SPÖ. Ich war diese Woche beim Termin der Freundschaftstour vom Hans-Peter Doskozil. Damit ich mir mal persönlich ein Bild von jenem machen kann, den sie unter anderem gerne „Steppensee-Django“ nennen .

Warum ausgerechnet zum Dosko?

Sie wirkt ja wirklich lieb, so als Mensch halt, die Pamela Rendi-Wagner. Sie war wohl auch als Ministerin noch recht passabel, als Chefin der SPÖ scheint sie nichts zu taugen, vielleicht auch deshalb, weil es ihr selbst nicht taugt.
„Übrigens habe ich damals nicht aufgezeigt“ und „ich habe mich bereit erklärt, diese Verantwortung zu übernehmen“ zeugt nicht gerade von dem Minimalfeuer, dass ein Parteichefi in den Mitgliedern und dann auch Wählern entfachen sollte.

Der Andreas Babler ist mir zu herzig und gleichzeitig zu verlogen. Seine herzige Art ist mir persönlich zu schleimig. Dass er genau NIE, also zumindest für die Öffentlichkeit wahrnehmbar, irgendetwas gegen die Politik der Chefin gesagt hat, und erst jetzt, da der Dokso den Weg zur Mitgliederbefragung geebnet hat, plötzlich auch daherkommt und selbst Chefi werden will – das halte ich für verlogen.

Bleibt also nur der Hans-Peter Doskozil und den habe habe ich mir eben angeschaut. Nicht, dass ich mir viel erwartet hätte. Die Politiker-Verdrossenheit, die Verlogenheit von „Mit dieser türkisen Schnöseltruppe streben wir keine Koalitionsregierung an“ bis zu Augenauswischereien wie Tampon-Steuer und das eiskalte Inkaufnehmen von steigender Armut in Österreich … das alles lässt das Vertrauen in die Politikerkaste doch ziemlich sinken. Und warum sollte der Dosko eine Ausnahme sein?

26. April, 17:30, Wien, Wirtshaus Zattl

Ab 17:00 war Einlass und natürlich wollte ich nicht unter den Ersten sein, weshalb ich um etwa 17:15 beim Wirtshaus war.

Ich fand ein gutes Plätzchen neben einer sehr netten Dame, die mich standesgemäß mit einem herzlichen „Freundschaft“ begrüßt hat.

Überhaupt waren alle sehr nett, aber wegen neuer Freunde war ich ja nicht gekommen. Kurz nach 17:30 erschien dann ER und ich stellte zu meiner Verzückung fest, dass ich zufällig an jenem Tisch Platz genommen hatte, bei dem er stehen und reden würde.

Ha – echt super!

Ich habe ihm genau zugehört. Ich habe versucht, so viel Information wie möglich zu filtern und dennoch die Art und Weise, WIE er spricht, auf mich wirken ohne mich vereinnahmen zu lassen. Ich mag mich von keinem mehr irgendwie vereinnahmen lassen, weil man ja eh weiß, was letztlich raus kommt, nämlich nix.

Und ich habe viel mitgeschrieben!

Ich fasse also kurz und nur ausschnittsweise zusammen, was er so gesagt hat:

„Die KPÖ hat in Salzburg mit dem Thema Wohnen gewonnen, weil die Leute der SPÖ nimmer glauben, dass sie in diesem Bereich was zustande bringen kann. Wir haben das Gefühl, die Empathie verlernt, wir hören den Leuten nimmer zu.
In Dänemark gibt es genau eine einzige Krankenkasse, die gilt für alle und es gibt ausschließlich Kassenärzte! Es ist gesetzlich verankert, in welcher Frist welche Krankheit behandelt werden muss. Und das funktioniert.
Es kann nicht sein, dass es in Österreich Gesellschaften gibt, die Pflegeheime betreiben, die Gewinne machen. Das hat nicht zu passieren! Und damit meine ich nicht die Volkshilfe, das Hilfswerk und wie sie alle heißen. Die machen ihre Arbeit top.

Mindestlohn

Wir brauchen einen Mindestlohn und keine Arbeitszeitverkürzung. Wenn ich heute einer Friseurin mit 1.300 Euro netto erzähle, dass sie nur mehr 32 Stunden zu arbeiten braucht, dann wird sie sich bedanken, weil sie sich einen zweiten Job suchen kann. Das kann man mit Spitzenverdienern machen, aber nicht mit jenen, die jetzt schon zu wenig verdienen.

Wenn ich sage, dass der Fliesenleger 2.400 Euro netto im Monat verdienen soll, dann höre ich immer – das geht nicht. Dieser Fliesenleger hat aber 1999 noch 28.000 Schilling verdient und das hat sehr wohl funktioniert! Wir wollen den Mindestlohn gemeinsam mit der Gewerkschaft umsetzen. Und den Leuten ist es komplett egal, wie der Mindestlohn umgesetzt wird, Hauptsache sie können von ihrem Gehalt leben.

Was erwarten wir vom Staat?

Wir müssen uns die Frage stellen: was erwarten wir vom Staat? Wollen wir wieder alles selbst in der Hand haben? Und wenn ja, wie treten wir als Staat auf?

Und ein Ziel ist klar: die ÖVP soll aus der Bundesregierung raus! Da können sie noch so scheinheilig daherkommen, mit denen war es schon immer eine Katastrophe.

Die Mitgliederbefragung ist nicht das Ende, sie ist der BEGINN einer neuen Ära, in der wir alle mehr aufeinander zugehen müssen. Und nicht wir als Personen sind das Wichtigste, die Partei und ihre Werte sind das Wichtigste.“

Mein Gesamteindruck

Es gab dann noch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und diese wurde von Einigen genutzt. Auch konnte man nach seiner Rede zu ihm gehen, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln.
Diese Möglichkeit habe ich natürlich genutzt, wenngleich ich dir nicht erzählen werde, worüber wir gesprochen haben.

Ich finde, er stellt eine gute Mischung aus Leidenschaft und Realismus dar.
Er hat mich nicht mitgerissen und das finde ich gut. Ich konnte mich auf seine Inhalte konzentrieren. Und die passen sehr für mich.
Alleine die letztlich philosophische Frage „Was erwarten wir vom Staat?“ hat es mir angetan.
Und er ist mir wesentlich sympathischer, als ich erwartet hatte.

Mein Fazit:

Möge dir, lieber Herbie, der Dosko blühen, dann wird es wahrscheinlich bald wieder vorbei sein mit dem Umfragehöhenflug der FPÖ.

Und die ÖVP kann sich dann wirklich endlich in die Opposition verzupfen!

Und vielleicht können wir Österreich, wenn wir schon die Zeit nicht zurückdrehen können, mit ihm wieder zu jenem Staat machen, in dem keiner Angst vor der nächsten Miete, einer kaputten Waschmaschine oder dem Schulskikurs der Kinder haben muss.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela