#Brieferl No.183 – Gedichte und andere Märchen





Lieber Cousin Herbert,

was der Basti neuerdings alles mitmachen muss, das tut schon beinahe weh. Und der Bumsti erst!

Der Bumsti ist besonders arm, wie ich finde. Da teilt er harmlos einen Artikel von einer Webseite, die er nicht so genau kennt, und schon wirft sich die Meute auf ihn, als gäbe es kein Morgen.

Ich bin ja immer wieder fasziniert, dass manche Leute so unbedarft im Internet herumsurfen. Und zufällig auf irgendwelchen Seiten landen, deren Couleur eigentlich jeder halbwegs Vernunftbegabte sofort erkennen kann.

So wie damals, als der Pressesprecher vom Bumsti, Martin Glier, rein zufällig auf Metapedia statt Wikipedia gelandet ist. Wobei “damals“ klingt gar so weit weg. Das war im Februar 2018 und wir hatten das im Brieferl No.25 besprochen.

Ach, das Leben als unbedarfter Mensch muss irgendwie schon besonders schön sein! Man gleitet wie auf blauen Wölkchen durchs Leben, schaut nicht nach links, dafür umso öfter nach rechts, und freut sich wie ein Kind, wenn man irgendwo lustige Geschichten findet. Man ist so vertrauensvoll und unbedarft und teilt seine Erkenntnisse mit der großen Welt.

Vielleicht aber stellt sich der Unbedarfte auch nur als ein solcher, was ihn dann eher zum Märchenerzähler oder Gschichtldrucker macht. Was aber auch nix ausmacht, denn er schiebt ja die Schuld eh den Anderen zu.

“Diese Art der Berichterstattung grenzt an Verhetzung, böswillige Unterstellung und Diffamierung.“

Strache verwehrt sich gegen diffamierende Unterstellungen, er habe eine Facebookseite mit rechtsradikalen Inhalten geteilt

Und schwups hat sich der Unbedarfte oder Gschichtldrucker wieder in die Opferrolle gebracht und darf jammern. Vor allem über die bösen Medien, weil “das nichts mehr mit redlichem Journalismus zu tun hat, sondern nur der krampfhafte Versuch ist, Schlagzeilen zu generieren.“

Der arme Basti war förmlich gezwungen, sein Schweigekanzler-Dasein kurzfristig zu verlassen, und sich angesichts des “Rattengedichts“ zu folgender Wortmeldung hinreißen zu lassen:

“Die getätigte Wortwahl ist abscheulich, menschenverachtend sowie zutiefst rassistisch und hat in Oberösterreich und im ganzen Land nichts verloren“

Aber man darf das alles nicht gar so eng sehen, denn schließlich kam Österreich durch dieses Gedicht weltweit in die Schlagzeilen.

Selbst in Kansas City weiß man nun, wie der blaue Hase läuft.

Und man berichtet auch darüber, dass der zuständige Vizebürgermeister nun zurückgetreten ist. Die Bewohner von Kansas City wissen nun auch, dass Braunau “the birthplace of Nazi leader Adolf Hitler“ war. Na bitte! Wenn das alles nicht letztlich der weltweiten Bildung dient, weiß ich auch nicht.

Vielleicht gibt‘s demnächst für Österreicher Rabatt bei deren Sehenswürdigkeiten. Die haben viele interessante Sachen in Kansas City, das muss ich sagen. Beispielweise das Airline History Museum oder die Science City, Planetarium inklusive.

Ich habe übrigens auch eine hübsche Broschüre zugesandt bekommen. Ein Leser unserer Brieferl hat sie am Bahnhof in Fehring in der Steiermark zusammen mit einer Broschüre von “Gegenargument“ gefunden.

“Gegenargument“ wird von der Freilich Medien Gmbh herausgebracht, die uns bisher eher unbekannt war.

 

Macht nix, denn ihren Vorgänger, nämlich den Aula-Verlag Graz, den kennen wir ja noch. Und der wurde ja vom DÖW als rechtsextrem eingestuft.

Die Broschüre von “Gegenargument“ ist jetzt gar nicht so wahnsinnig interessant, weshalb ich sie hier auch nur mit einer einzigen Seite erwähnen möchte. Nämlich jeder, auf der dir gehuldigt wird.

Viel interessanter finde ich persönlich die Broschüre, die beilegt war. Die stammt nämlich von den “Unabhängigen Nachrichten“, auch ein rechtsextremes Medium mit Zielgruppe Jugendliche. Allerdings aus Deutschland.

Ich frage mich, wie die Piefke das wieder hingekriegt haben, dass deren Schmierblatt in der idyllischen Südoststeiermark am Bahnhof aufliegt? Ob die mit dem “Gegenargument“ gar kooperieren?

Ein Märchen wird hier erzählt, abgestimmt auf die jugendliche Zielgruppe. Bitteschön, hier für dich zum Nachlesen:

Lass uns kurz die Informationen zusammenfassen:

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1) “Gegenargument“ legt “Unabhängige Nachrichten“ bei.

2) “Gegenargument“ wird vom Freilich Verlag herausgebracht, dem Nachfolger des vom DÖW als rechtsextrem eingestuften Aula Verlag Graz.

3) “Unabhängige Nachrichten“ stehen unter Beobachtung des Verfassungsschutzes Nordrhein-Westfalen, weil sie als rechtsextrem gelten.

4) “Vertretungsbefugtes Organ der Freilich Medien Gmbh“ ist Heinrich Sickl.

5) Heinrich Sickl ist FPÖ-Gemeinderat in Graz.

6) Heinrich Sickl soll auf einer Mitgliederliste der Identitären geführt werden.

7) Neben dem Bahnhof Fehring, wo beide Machwerke gemeinsam auflagen, wohnt ein Identitärer namens Blasius (Name von mir geändert).

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Ja ja, ich weiß schon, du sagen willst: Da gibt es erstens keinerlei Zusammenhang. Zweitens ist das Märchen eh nur ein Märchen. Und drittens … Nein, da lass ich Platz, damit du dir jetzt selbst was ausdenken kannst.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




4 Antworten auf „#Brieferl No.183 – Gedichte und andere Märchen“

  1. „Die getätigte Wortwahl ist abscheulich…“ merkts euch das. Was ist abscheulich? Die Wortwahl ist abscheulich!

    Danke für diese Offenbarung Hr. Kurz. Sie meinen also, dass nicht das Gedankengut, die Gesinnung etc. , sondern die Wortwahl abscheulich ist.

  2. Dass da auch ständig irgendwelche Zusammenhänge mit den Idiotären auftauchen. Der arme Bumsti muss demnächst ein eigenes Büro zur Ausredengenerierung besetzen. Da gibts aber bei den Blaunen eh genügend ‚ Fachkräfte‘.
    Danke für den abendlichen Lacher.

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