Lieber Cousin Herbert,
es tut mir wirklich schrecklich leid, dass ich deinen Geburtstag am 19. Oktober übersehen hatte. Glücklicherweise hast du dich auf deiner Facebookseite “für die vielen Glückwünsche“ bedankt, weshalb ich die Gelegenheit spät, aber doch, zum nachträglichen Gratulieren nutze: Gratuliere!
Heute gibt es auch wieder einen schönen Feiertag, zu dem wir uns alle selbst gratulieren können: den Equal Pay Day! Hurra, für den Rest des Jahres arbeiten Frauen rechnerisch gratis, weil ihr Durchschnittseinkommen eben um ein einiges geringer ist das der Männer.
Na, macht ja nix. Man muss und soll doch die Feste feiern, wie sie fallen und sich nicht ständig beschweren oder was wollen.
Seine Kürzlichkeit hat bisher den Österreicherinnen auf Twitter nicht gratuliert, was ich sehr schade finde. Die Vermutung liegt nahe, dass das spontane Gebet im Juni, von dem er freilich nichts wusste, doch nicht so gewirkt hat.
“Vater wir danken dir so sehr für diesen Mann, für die Weisheit, die du ihm gegeben hast, für das Herz, dass du ihm gegeben hast für DEIN Volk. Wir beten und wir danken dir, dass Gerechtigkeit in der Nation eine Nation aufrichtet. Dass Sünde für alle furchtbar ist. Wir beten, dass du ihm gerechte Führung gibst, riesige Weisheit und viel Schutz.“
Die Dankbarkeit hätte sich der Prediger schon einmal sparen können, denn von (normaler) Weisheit und Herz ist nix zu merken, nicht einmal ansatzweise. Und die erbetete “gerechte Führung“ und “riesige Weisheit“ lässt offenbar noch auf sich warten.
Mir dünkt, es handelte sich um ein großes Schauspiel zum Gaudium der Jünger. Oder war es gar ein unfähiger Scharlatan, der über gar keinen so guten Draht zum Angebeteten verfügt?
Wir wissen es freilich nicht. Jedenfalls bin ich heilfroh, dass zumindest DU die Zeichen der Zeit wieder einmal erkannt hast und auf Facebook eine “Stärkung der direkten Demokratie“ forderst.
War ja während der harmonischen türkis-blauen Zeiten doch nicht so der Renner, dieses Thema. Den Equal Pay Day hätten wir vielleicht später feiern dürfen, wenn man die Forderung
“Die verpflichtende Erstellung konkreter Maßnahmenpläne zum Abbau von Einkommensdifferenzen bei gleichwertiger Arbeit durch diejenigen Unternehmen, deren Einkommensberichte geschlechterdiskriminierende Unterschiede aufweisen“
vom Frauenvolksbegehren umgesetzt hätte.
Aber ihr wart doch eher theoretisch denn praktisch für die Stärkung der direkten Demokratie zugange, wie damals im Regierungsprogramm auf Seite 20 zu lesen war:
“Gegen Ende der Gesetzgebungsperiode und nach erfolgreicher Evaluierung der Weiterentwicklung des Volksbegehrens soll im Jahr 2022 das folgende Modell zur weiteren Stärkung der Demokratie beschlossen werden.“
Ja, ich weiß eh, was du sagen willst: Das war nicht euer Fehler. Wenn der Bumsti nicht auf Ibiza gewesen wäre bzw. die goaschtigen Journalisten über den Ausflug berichtet hätten, dann wäre das sicher noch gekommen. Fraglich halt, warum die euch ach so wichtige direkte Demokratie an das Ende der Gesetzgebungsperiode gelegt wurde.
Entweder konntet ihr euch als FPÖ gegen seine Kürzlichkeit nicht durchsetzen oder aber ihr hattet gehofft, so mit einem hübschen Zuckerl mehr Wähler bei der nächsten Wahl zu erheischen. Weil die Wähler doch schnell vergessen und das dann aber noch in lebhafter Erinnerung geblieben wäre.
Aber das ist alles “hätt i, war i“.
Apropos: “hätt i an ‘Hatschi Bratschis Luftballon‘ war i a Rassist“, lautet die Devise in den sozialen Medien.
Weil wir doch alle im Grunde Rassisten sind, jedoch zu blöd oder mit zu wenig Selbstreflexion ausgestattet, um das einsehen zu wollen. Und wenn man dann auch noch so ein Buch liest, hat sich das Tor zur Hölle als Haustüre verkleidet und man ist dem Untergang geweiht.
Du erinnerst dich sicher an mein Zitat “Die Trottel sind immer und überall. Je schneller man sich daran gewöhnt, desto besser ist es“ aus dem Brieferl No.232, korrekt?
Ich habe da jetzt einmal ein kleines Gedankenexperiment gemacht:
Ich sage meinen Kindern ab sofort, am besten täglich, wenn nicht stündlich, dass sie Trotteln sind. Weil ich davon ausgehen muss, dass die Trotteln nicht nur immer und überall sind, sondern vor allem JEDER vom Trotteltum betroffen ist. Es kann keine Ausnahmen geben! Wenn einer glaubt, er wäre kein Trottel, dann kann das nur daran liegen, dass er die gesellschaftlichen Muster und Strukturen nicht durchschaut hat. Und überhaupt sich selbst zu wenig reflektiert (ob dies für einen Trottel überhaupt möglich wäre, lassen wir dabei außer Acht).
Sollten meine Kinder zu weinen beginnen, sich verletzt fühlen oder beleidigt in ihre Zimmer zurückziehen, so werde ich sie dennoch bei nächster Gelegenheit auf ihre mangelnde Selbstreflexion aufmerksam machen müssen.
Weil es nicht sein kann, dass ein Trottel nicht weiß, dass er ein Trottel ist. Ich werde das so lange machen, bis meine Kinder entweder ausgezogen sind (weil sie heilfroh sein werden, mich los zu sein) oder aber endlich wissen, dass sie Trottel sind. Das ist insofern super, weil sie sich dann auch wie Trottel verhalten werden.
Dieses gemeine, ja geradezu vertrottelte Gedankenexperiment ist selbstverständlich keinesfalls auf die Rassisten umzulegen. Handelt es sich bei diesen doch um erwachsene Menschen, die komplett anders funktionieren als dumme Kinder …
Liebe Grüße,
Cousine Daniela
👍👍👍Liebe Daniela! Seine Kürzlichkeit hatte und wird nie ein Herz für uns haben! Das mit dem Hirn ist auch so eine Sache an der ich Zweifle! Selbstverliebt, eitel, Größenwahn – fällt mir dazu ein! Lg. Gerda
Mir dünkt, es handelte sich um ein großes Schauspiel zum Gaudium der Jünger. Oder war es gar ein unfähiger Scharlatan, der über gar keinen so guten Draht zum Angebeteten verfügt?
Nein, Nein, Nein, der hat keinen guten Draht zum Angebeteten. Der hat seine Kürzlichkeit angebetet. Der war scheinbar so geblendet vom Basti.
Übrigens der freut sich am meisten, dass die FPÖ sich jetzt so heftig streitet. Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte, der vierte und der fünfte.
Oder hat er gar einen Auftrag an Hofer erteilt, ohne Bumsti darfst Du wieder in der Sandkiste mitspielen. Beim Cousin Herbert ist er ja vorerst gescheitert.