Lieber Cousin Herbert,
gestern und vorgestern gab es drei interessante Sendungen im ORF, von denen ich dir heute erzählen möchte:
Anneliese Rohrer
Am Samstag, 16. November war die wunderbare Anneliese Rohrer zu Gast bei “Wien heute“. Seitdem sie Türkis-Blau eine gewisse „Grundbösartigkeit“ vorgeworfen hatte, ist noch klarer, dass sie über Durch- wie Weitblick verfügt.
“Ich hab wirklich nur eine Leidenschaft: ich möchte versuchen zu verhindern, dass die Leute in Österreich von der Politik hinters Licht geführt werden.“
Das finde ich schön. Und noch schöner finde ich, dass sie sich (auch) so aufregt.
“In einem Land wie Österreich, wo sich die Leute oft so teilnahmslos geben, manche, viele, nicht alle. Aber generell sind sie so teilnahmslos, als ginge sie diese Demokratie nichts an, als gingen sie diese Zustände nichts an. Und so lang das so ist, reg i mi auf! Und so lang i mi aufreg, bin ich in einer glücklichen Lage, weil ich kann schreiben.“
Und ja. Das Interessante an der Politik, am Leben überhaupt, ist die Psychologie dahinter. Wie die Menschen funktionieren. Ob als Einzelner, Kollektiv oder Organisation.
“Ich find‘ ja, Politik ist reine Psychologie auch. […] Wenn man sich jetzt die SPÖ anschaut, das ist wie in einem normalen Leben. Da hast Phasen, da kriegst du kein Bein auf die Erde. Da kannst du machen, was du willst, es ist alles falsch. Und in so einer psychologischen Phase ist die SPÖ als Partei.“
Glücklicherweise können wir uns psychologische Phänomene anhand der beiden anderen Sendungen gemeinsam näher anschauen.
Sigi, die Amnestische
Gestern war Sigi Maurer in “Hohes Haus“ zu Gast. Ich mache mir große Sorgen um sie. Von unserem Basti sind wir demenzielle Phasen, ausgelöst durch heftige Kanzleritis, mittlerweile gewöhnt. Was schon tragisch genug ist, für einen so jungen Menschen. Daran, dass nun auch die gute Sigi mit Erinnerungslücken zu kämpfen hat, müssen wir uns wohl noch gewöhnen.
Am 13. November wurde ein Interview mit ihr in News veröffentlicht, in dem unter anderem ihre Meinung zur berühmten Karikatur gestellt wurde:
“Es gibt auch kritische Stimmen, die befürchten, die Grünen würden damit ins offene Messer laufen und an der Kurz-ÖVP zerrieben werden.Eine im Internet gern geteilte Illustration dazu zeigt Sebastian Kurz als Sensenmann an die Tür der Grünen klopfend…“
Und was sagte die gute Sigi?
“Das habe ich noch gar nicht gesehen, ich habe gerade keine Zeit für Social Media.“
Potzblitz! Bereits am 29. September hatte die renitente Sozialistische Jugend Bezirk Gänserndorf dieses Bild publiziert, am 2. Oktober haben dann faktisch alle Zeitungen darüber berichtet.
Da sieht man wieder, wie schnell man doch erkranken kann. Plötzliche und unvorhergesehene koalitionäre Ministeritis vielleicht. Diese potentiell Amnesie auslösende Ministeristis trat eben auch im “Hohen Haus“ zu Tage.
Frage der Reporterin:
“Sebastian Kurz hat ja vor der Wahl gesagt, eine Sigi Maurer als Ministerin ist ausgeschlossen. Glauben Sie, hat sich seine Meinung mittlerweile geändert?[ …] Er hat Sie konkret ausgeschlossen!“
“Daran kann ich mich jetzt nicht erinnern, aber …“
Man muss ihr zugute halten, dass sie zumindest bei der Beantwortung gelacht hat. Was auch auf einen Anfall von Lügeritis hinweisen könnte. Weil ich nicht nur dich, allerwertester Cousin, sondern auch andere Politiker und noch mehr Innen unterstützen will, habe ich den Link herausgesucht.
“Kurz wischt Maurer als mögliche grüne Ministerin vom Tisch“ vom 12. September 2019.
Die meisten Fragen hat sie nicht beantwortet bzw. herumgeschwurbelt, dass sie zu den Koalitionsverhandlungen etc. genau nix sagen darf/kann/will. Wozu genau sie eigentlich in der Sendung war, wenn sie eh nix sagt bzw. sich nicht erinnern kann, bleibt ein ungelöstes Rätsel.
Aber einen wichtigen Satz konnte sie anbringen:
“Im Gegensatz zur FPÖ sind uns die Posten nicht so wichtig“
Ah, eh! Komisch nur, dass die Idee der Unterstützung einer Minderheitsregierung nicht umgesetzt wurde. Wäre das nicht die viel bessere Ausgangslage? Wenn der Basti sich jedes Mal Mehrheiten suchen müsste, dann könnte er nicht werkeln, wie er mag. Aber gut, was verstehe ich schon von der hohen Politik bzw. von der Wichtigkeit der Staatsräson und vor allem den dazugehörigen Posten.
Aber das Wichtigste ist und bleibt doch, dass sich “die Tür zur ÖVP weiter geöffnet“ hat. Ob es dabei hilfreich sein kann, dass deine ehemalige Schulfreundin Eva G. Verantwortungsmanagerin bei der Novomatic ist, ist (noch) nicht überliefert. Zumindest ist es schön, dass diese nichts bereut.
Hartwig, der Verwirrte
Gestern war dann noch Hartwig “Im Zentrum“ zu sehen und zu hören. Zu seiner potentiellen Verstrickung in die Causa “Mit Sidlo kommen Glücksspiellizenzen“ (natürlich gilt die Unschuldsvermutung)!
Es ist mir nicht möglich, sein Geschwurble wiederzugeben. Selbst die Steffi Krisper von den NEOS, die immer einen intelligenten Eindruck hinterlässt, konnte ihn nicht verstehen:
“Ich hab teilweise nicht verstanden, was Sie gesagt haben, weil es einfach so KEINE Antwort war und ich mir schwer tue, Ihnen so zuzuhören, wie Sie versuchen hier Ihre Verantwortung wegzureden.“
Um dir dennoch einen Eindruck zu geben, habe ich dieses Video für dich herausgesucht:
Als dann die Frage nach seiner “Daumen hoch“ Antwort auf die
„Lieber Hartwig! Herzlichen Dank für deine Unterstützung bezüglich CASAG! Lg HC“
SMS vom Bumsti kam, antwortete er:
“Zum damaligen Zeitpunkt war ich über dieses SMS genauso irritiert, hab mich sogar spontan geärgert …“
Claudia Reiterer: “Aber Sie haben Daumen hoch ….“
“Na ja, ich hab keine Antwort geben können, aber nur zurückgeschickt so nach dem Motto ‘Gib a Ruh‘. Aber unter diesem Ansatz bekomme ich jetzt eigentlich sogar eine positive Unterstützung im Sinne des Kontext!“
Ja, so ist das in Österreich. Die einen zeigen den Mittelfinger zum Ausdruck der Liebe. Die Anderen bestellen munter 3 Bier. Und die Dritten ärgern sich spontan (ich persönlich ärgere mich ja immer nur geplant) und hoffen auf Ruhe.
Liebe Grüße,
Cousine Daniela