#Brieferl No.264 – Ein kleiner Führer durch den verluderten Wahltag




Lieber Cousin Herbert,
wir alle kennen ihn doch mittlerweile und zwangsweise recht gut, unseren Kanzler, seine Kürzlichkeit Basti I.

Man weiß ja nie, wie es ihm gerade mit dem aktuellen Koalitionspartner behagt und ob er nicht auf die Idee einer kurzfristig angesetzten Neuwahl kommt. Deshalb habe ich mir gedacht, um auf den großen Tag gut vorbereitet zu sein, lege ich schon mal einen Plan an.

Wahlsonntag, 10:03

Der Wecker klingelt. Wie wir wissen, mag es unsere Kürzlichkeit nicht, wenn man ausschläft. Weil wir mit Nullen nicht so gut umgehen können wie er, dürfen wir den Wecker keinesfalls auf Punkt 10:00 stellen. Mit dieser emotionalen Grundausstattung können wir in den Tag starten.

Wahlsonntag, 10:27

Wer über Humankapital, also Kinder im schulpflichtigen Alter verfügt, sollte dieses mit Erlässen neben dem Frühstückstisch betreffend Maskenpflicht verwirren. Dieses Vorgehen ist notwendig, damit sich der Nachwuchs an das echte Leben gewöhnen kann.

Ein Beispiel:

– am Weg zum Frühstückstisch gilt strenge Maskenpflicht
– sofern Saturn im fünften Haus bei Vollmond im Sternzeichen des Skorpion steht, der wiederum Orion in den Popo sticht, entfällt die Maskenpflicht beim Niedersetzen
– zwischen 06:43 und 08:15 entfällt die Maskenpflicht, sofern es sich um einen Sonnen- und Sonntag handelt
– der Sicherheitsabstand ist beim Frühstück im Kleinwalsertal ebenso zu vernachlässigen wie bei groß angelegten Demos, was nicht bedeutet, dass man nach 23:00 noch immer Frühstücken darf

Wahlsonntag, 12:12

Wir brechen auf. Nein, wir gehen natürlich noch nicht schnurstracks zum Wahllokal. Unser erster Weg führt uns zum Bundeskanzleramt.

Dort geben wir unsere Bewerbung für die noch nicht ausgeschriebene Stelle des Sprechers der Sprecherin des Sprechers des Kanzlers ab. Die Medienabteilung wird unseren Einsatz (Sonntag UND Initiativbewerbung) sicher zu schätzen wissen.

Als Belege für unsere Qualifikation und Loyalität zu unserem geliebten Fxxxxx geschätzten Kanzler legen wir einen Zettel vor, auf dem steht, dass es ein Video gibt, das uns beim Schreddern von Festplatten zeigt.

Selbstverständlich hat dieser Zettel auch den Zusatz, dass wir niemanden über dieses Video informieren, was wir deshalb tun, weil wir nicht nur Fans von Basti I., seiner Kürzlichkeit sind, sondern auch von Innenminister Nehammer, der uns als großes Vorbild dient.

Wahlsonntag, 13:36

Wir klappern diverse Gasthäuser und Kaffeehäuser ab. Wir sind nämlich auch Fans von Harald Mahrer und möchten die Wirtschaft ankurbeln. Deshalb bestellen wir überall ein Glas Champagner, der ja jetzt wegen der entfallenen Steuer besonders günstig ist.

Dermaßen gestärkt erfreuen wir das weibliche Servierpersonal mit einem Kompliment wie “Sie sind mir ein festes Luder“.

Wir werden bald feststellen, dass wir die Grenze unseres Wahltagsbudgets überschritten haben. Das macht nichts. Erstens waren wir am Freitag bereits beim Pfandleiher, der dank des heroischen Einsatzes der Grünen für uns geöffnet hatte.
Zweitens sammeln wir die Rechnungen und haben so eine Zusatzqualifikation für unseren angestrebten Posten des Sprechers der Sprecherin des Sprechers des Kanzlers im Talon.

Wahlsonntag, 15:58

Wir schleppen uns ins Wahllokal. Wir wissen, dass wir unsere staatsbürgerliche Pflicht nur dann ordnungsgemäß erfüllen können, wenn wir so sind, wie uns unser geliebter Fxxxxx geschätzter Kanzler sieht.

Da wir auf dem Wahlzettel weder unseren Namen falsch drauf schreiben noch Steuern hinterziehen dürfen, bleibt uns nur, das Kreuzerl an der – aus Sicht der türkisen Buberl- und Mäderlpartie – falschen Stelle zu machen.

Wahlsonntag, 17:04

Wir setzen unser Unterfangen, der Wirtschaft tatkräftig unter die Arme zu greifen, fort und tingeln weiter durch die Cafés und Gasthäuser. Auch wir verspüren bereits die Lust am Leben!

Leider sind wir aufgrund unserer ersten Genussrunde bereits pleite, weshalb wir an die liebe, türkise Arbeitsministerin Christine Aschbacher denken.

Jene, die über eigenes Humankapital verfügen, haben es auch hier wieder leichter. Die lassen nämlich einfach die Kinder mit ausgestreckten Händen durch die Gegend laufen.

Sollte gerade keiner mit einem Bündel Geld in der Hand auf den Straßen unterwegs sein, so macht das auch nichts. Wir gehen zum nächsten Bankomat, rufen dort laut “wir kommen vom Blümel!“ und schwupps bekommen wir 10.000 Euro, die nach blümelanter Rechnung nur zu einem Abzug am Konto von einem Cent führen.

Soweit der Tagesplan. Solltest du Verbesserungs- oder Ergänzungsvorschläge haben, bitte melde dich.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




Eine Antwort auf „#Brieferl No.264 – Ein kleiner Führer durch den verluderten Wahltag“

  1. Des weat a gaude.
    Wenn dann a no die tiroler „Dornenkrone“ ihr endgültiges ihr von jeher und der vorsehung bestimmtes plätzchen im zentrum der monarchie, zentral auf dem heldemplatz montiert, als zeichen der unverbrüchlichen freundschaft Österreich – Italien als kulisse dienen kann, moch ma a fassl auf und feiern die
    wortgewandtheit der einen, beziehungsweise die fokusierte wahrnehmung der anderen (landes)volksvertreter.
    Wenn ma danoch no a weng um di heisa ziagn, treffn ma wenn ma glick hom vielleicht no unsan presidentn auf a glasl und a zigarettl.
    Er darf ja kraft seines amtes ungestraft a bank überfolln, aber ned über’d zeit mit seine freind im schanigartn sei achtl fertig trinken.
    Da werdn zum glück no prioritäten gsetzt in unsam lond, vo der staatsgewalt und da hiesign press.
    Ned dass er don in der frua ned ausa mog. Weda is er desholb türkis, ned amol blau und sicha sigt a, a no koane elefanten (aussa in irgendwelche rundn, aber des is a anders thema)…
    schee weats auf alle mol,
    nix für unguat

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