#Brieferl No.288 – Wo bleibt ein neuer Kanzler?





Lieber Cousin Herbert,
heute brauche ich deinen persönlichen Rat, bitte. Mein kleiner Sohn hat immer die tollsten Ideen, die er umsetzen möchte und zudem kann er stundenlang schwafeln, ohne irgendwas konkretes zu sagen.

Meint du eh auch, dass er genau für eines qualifiziert ist, nämlich Bundeskanzler, nicht wahr?

Ich gebe dir ein paar Beispiele, damit du dir ein klareres Bild machen kannst:

PR-Unterstützung

Der Sohn hat geplant, ein bisserl PR für sich und seine künftigen Minister zu machen.

Er hat natürlich bereits Mitarbeiter rekrutiert, ganze 59 an der Zahl, die er in seinem ZUCKERL (Zukünftiger Unschlagbar Charmanter Kanzler Errichtet Regelungen Langfristig) beschäftigt, damit sie ihn selbst besser darstellen.

Er weiß nämlich eines ganz genau:

Das Äußerliche ist das Wichtigste! Er pflegt deshalb auch immer seine Haare besonders gut, damit er bei den vielen Pressekonferenzen, die er vor seinen künftigen Wählern und Spendern abhält, besser ankommt als alle anderen.

Zum Äußerlichen gehört aber auch das Gelaber, das er grundsätzlich schon mehr als gut beherrscht. Wichtig ist aber auch, dass das Gelaber in allen ZUCKERL-Ministerien gleich ist!

Außerdem will er natürlich diese 59 Mitarbeiter wirklich für sich, für sich und nur für sich verwenden, weshalb er jetzt auf eine geniale Idee gekommen ist: er macht eine Ausschreibung für einen 30–Millionen-Auftrag, damit er sich und seine ZUCKERL-Kollegen noch besser darstellen kann.

“Ziel ist eine stringente gemeinsame Kommunikation aller Ministerien, d. h. ein Kommunikationsrahmen von einem Anbieter (Leadfunktion), auf den alle Ministerien zugreifen können“

Die kreative Idee

Besagter Sohn hat eher selten Ideen, die er sich nicht bei anderen abschaut. So hat er sich ein bisserl umgeschaut und hat jetzt DIE Lösung für die Corona-Situation gefunden: er lässt die ganze Bevölkerung testen!

Österreichs Massentests als „riesige Herausforderung“

Selbstverständlich war einer seiner ZUCKERL-Angestellten dagegen, als jemand aus einer anderen Vereinigung einen Vorschlag unterbreitet hatte, der auch auf „Testen“ ausgerichtet war.

Denn eines weiß der Sohn auch schon ganz genau: du darfst NIEMALS irgendwas Gutes an Aussagen von jenen finden, die nicht beim ZUCKERL sind!

“Gesundheitsminister Rudolf Anschober bezichtigte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner sogar des ‘Populismus’, weil sie sich für viel mehr Tests ausgesprochen hatte.“

Diese Massentestung ist ihm irgendwann in der Nacht im Traum als DAS Mittel erschienen, weshalb er gleich am nächsten Tag – so wie es eben seine Art ist – darüber fabuliert hat!

Seine ZUCKERL-Kollegen wussten zwar nichts davon, aber auch das gehört zur gelungenen Polit-Strategie: überrasche mit einer kreativen Idee und zeig allen, wo der Bartl angeblich den Most herholt, nämlich ausschließlich bei dir!

Gut, ganz genau überlegt hat er sich auch das freilich nicht, nämlich wie man das alles genau umsetzen soll. Und deshalb hat er keine detaillierten Infos geben können.

Das macht aber nix. Auch nicht, dass Experten das gar nicht so finden.

Taskforce im Gesundheitsministerium gegen Massentestung wie in der Slowakei

Er ist überzeugt, dass ER derjenige ist, dessen kreativen Ideen von Bedeutung sind! Um die schnöde Umsetzung sollen sich andere kümmern. Er braucht freie Zeit und freies Hirn für neue Ideen!

Und schwups, die nächste war schon da!

Die rettende Lösung

Der Sohn ist schon ein wenig genervt, weil die ZUCKERL-Anhänger gerne etwas aus den vollmundig angekündigten „koste es, was es wolle“-Töpfen haben wollen.

Besonders renitente Exemplare meinen sogar, es wäre Zeit, die gesamte Gesellschaft und deren Wirtschaftssystem einer Revision zu unterziehen. Das Gespenst des „bedingungslosen Grundeinkommens“ geistert wieder herum. Sogar von liberaler Seite!

Was kann es also besseres geben, als die Verantwortung beiseite zu schieben und den Menschen ein Jaukerl unterzujubeln. Das ist super! Dann können endlich alle Geschäfte wieder aufsperren, die Leute endlich ihr Geld wieder ausgeben und alle sind endlich wieder happy und peppi!

Corona-Impfstart im Jänner, Piks für alle ab April

Der Corona-Impfstoff ist sicherlich mit keinem anderen Impfstoff zu vergleichen, weshalb die Aussage aus dem Jahr 2018

“Die durchschnittliche Entwicklungszeit für einen Impfstoff ist mit 15 bis 20 Jahren anzusetzen“

als unverbindliche Richtlinie anzusehen ist. Immerhin hat man sehr viel Geld reingesteckt und alles viel besser gemacht, weshalb eben auch alles viel schneller geht!

Sollte jemand befürchten, dass der ZUCKERL-Kanzler eine Impfung mit gewissen Bürgerrechten verknüpfen will, so kann er sich schon mal den Jänner für ein Volksbegehren vormerken:

FÜR IMPF-FREIHEIT

Die wichtigste Erkenntnis

Der Sohn hat im Zuge seiner ZUCKERL-Bestrebungen eines bereits verinnerlicht und als wichtigsten Wirtschaftszweig von allen erkannt:

Was meinst du nun, werter Herbie? Hat dein Neffe das Zeug zum neuen Kanzler?

Liebe Grüße,
Cousine Daniela



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