#Brieferl No.351 – Der Schein des Fadens





Lieber Cousin Herbert,
na bitte, die Zeit rast dahin und schon ist morgen wieder einmal der Erste April. Und während die einen sich schon überlegen, wie sie ihre Mitmenschen in den April schicken können, basteln die anderen lustige Figürchen aus Fäden.

Im Schein des Fadens

Unabhängig davon, ob man inhaltlich einverstanden ist oder nicht – du hattest zusammen mit deinen Parteikollegen wenigstens den Mumm, das Parlament bei der Rede vom Wolodymyr Selenskyj zu verlassen. Ob das Neutralitätsargument ein fadenscheiniges war oder dem dir Innewohnenden „ich mach immer das Gegenteil von dem, was man von mir will“ geschuldet, das wissen wir nicht.

Die SPÖ war ja auch nicht gerade zahlreich anwesend, wobei die natürlich alle andächtig lauschen WOLLTEN, aber leider leider nicht KONNTEN.

Meine Aufmerksamkeit ist dabei auf den Mario Lindner gefallen, der unser aller besonderes Mitgefühl verdient, wurden ihm doch just, als Selenskyj sprach, Fäden aus den Mund gezogen. Zahnarzt UND daher Abwesenheit bei der historischen Rede – schlimmer geht es wirklich nicht!

Schade, dass wir unser Mitgefühl ob des gelöschten Tweets nicht mehr zum Ausdruck bringen können.

Wie ist das eigentlich? Muss man sich als Abgeordneter auch krank melden bzw. einen Arztbesuch ankündigen und nachweisen, oder reicht es, wenn man einfach nicht da ist?

Der Faden der Korruption

Na bitte, wer hätte es gedacht oder auch nur vermutet? Die Reichen und die Mächtigen sind verbandelt und verhabert, dass der türkis-schwarze Faden kaum noch sichtbar ist!

Unser Basti, der superste Ex-Kanzler aller Zeiten, soll angeblich (die Unschuldsvermutung gilt selbstverständlich wie immer und überall) sogar mithilfe seiner Freundin die Finger beim Dichand’schen „Heute“ drinnen gehabt haben.

„Wir können auch anders!“

Besonders hat mir persönlich das Statement des aktuellen, seit fast 11 Jahren Chefredakteur von „Heute“ Christian Nusser gefallen. So nach dem Motto, wer Satire macht ist a priori unbestechlich und gegen sonstige Einflüsse gefeit.

Nach dieser Logik wäre der Kurier dank Pammesberger die unabhängigste aller Zeitungen, auch wenn man bei der Lektüre oftmals einen anderen Eindruck bekommt.

Im Fadenkreuz der Propaganda

Grundsätzlich fasziniert in der heutigen Zeit eines ganz besonders – und das ist die Propaganda. Weniger die Tatsache, dass es Selbige gibt, sondern die unerschütterliche Ansicht des Durchschnittsbürgers, diese würde immer nur von den „Anderen“ betrieben.

Gleichzeitig traut dieser diversen Proponenten, vorzugsweise aus der türkisen (oder ist die Volkspartei eh schon wieder schwarz?) Ecke, zwar NIE und NIMMER über den Weg, im Gegenteil vermutet er (wohl zurecht) hinter deren Motiven nichts Gutes für die Mehrheit der Bevölkerung, was aber dann nicht zutrifft, wenn es um Selenskyj geht.

Da mutiert dann in den Augen des gemeinen Social-Media-Users jeder türkis-schwarze Ungustl wie von Zauberhand zum selbstlosen Hüter der Menschenrechte, weil ebendieser Durchschnittsbürger sich, wäre diese geistige Flexibilität nicht vorhanden, sonst fragen müsste, welche monetären, strategischen und politischen Interessen wohl einwirken, die den o.g. Ungustl so verändern.

Tut er aber nicht. Das nennt man dann wohl „Im Fadenkreuz der Propaganda“ gelandet.

 

Liebe Grüße,
Cousine Daniela