#Brieferl No.86 – Schöner leben mit den 12-Stunden-Schani





Lieber Cousin Herbert,

zuallererst möchte ich dir ganz herzlich zum ersten Pferderl gratulieren! Eines ist ja besser als keines, auch wenn es vielleicht für die Reiter ein bissi eng werden könnte. Aber vielleicht werden es ja noch mehr. In der Not müssen es halt ausländische Pferderln werden.
https://kurier.at/chronik/oesterreich/berittene-polizei-kickl-hat-sein-erstes-pferd/400055150

Manch einer vermutet ja, dass du nur deshalb die Pferderln haben willst, damit du in aller Ruhe deine Aufräumarbeiten im Innenministerium erledigen kannst. Als Ablenkung sozusagen.
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/politik/972936_Angeblicher-Auftrag-Kickls-an-Goldgruber-BMI-aufzuraeumen.html

In den letzten Tagen habe ich mir so meine Gedanken zur Freiwilligkeit gemacht. Weil ich das jetzt so oft gelesen habe.

„Die Leute, die am 16. Juni ausgezogen sind, taten das alle freiwillig“

sagt beispielsweise die Sprecherin von Gottfried Waldhäusl. Und meint damit diejenigen, die aus dem Caritas-Heim St. Gabriel ausquartiert wurden.
https://derstandard.at/2000082171609/Landesrat-Waldhaeusl-leert-Caritas-Heim-weiter-Montag-Stichtag

Da bin ich mir auch sicher! Weil die Koffer wurden ihnen sicher nicht gepackt und in Handschellen werden sie auch (noch) nicht weggeschafft worden sein. Die haben das schon alles selber gemacht, was ja faktisch mit Freiwilligkeit und frohlockender Vorfreude gleichzusetzen ist.

Selbstmord ist doch auch was Freiwilliges, weil das macht man auch selber und hat den Willen dazu. Du kannst dich freuen, dass es jetzt wieder einen Afghanen weniger gibt, für den du einen teuren Abschiebeflug organisieren musst. Da hat sich nämlich erst wieder einer ganz freiwillig aufgehängt.
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=419864611828409&id=100014146206115

Hast du eigentlich gewusst, dass ein Asylberufungsgericht in Paris ein Urteil ausgesprochen hat, in dem es heißt, dass Kabul für Abschiebungen zu unsicher ist?
Ich weiß, was du sagen willst. “Wer Froschschenkel und gestopfte Gänseleber isst, dem ist sowieso nicht zu trauen.“ Ich habe mir halt gedacht, ich erzähle es dir trotzdem.
https://derstandard.at/2000077408047/Kabul-fuer-Abschiebungen-zu-unsicher-urteilt-franzoesisches-Asylgericht

Ich bin mir sicher, dass sich auch die neuen Superarmen (wenn es Superreiche gibt, muss es auch Superarme geben, das wäre nämlich sonst nicht fair und ausgeglichen) aus freien Stücken und willigen Überlegungen ihr Schicksal selbst ausgesucht haben.
https://derstandard.at/2000081975043/Von-Mindestsicherung-neu-sind-rund-60-000-Oesterreicher-betroffen

Hat man sich meinen Vorschlag, mit der Mindestsicherung einen Strick auszuliefern, eigentlich durch den Kopf gehen lassen?
Das wäre doch was für „Think Austria“, oder? Ich sehe die Vorteile immer noch klar auf der Hand liegend, weil es sich hierbei bloß um ein Angebot eurerseits handeln würde.
Die Nutzung des Stricks wäre auch absolut freiwillig. Und so kann sich dann jeder aussuchen, ob er in Saus und Braus mit 560 Euro sich durch‘s Leben schummeln will oder eben doch nicht.

Und wenn da wirklich 60.000 Menschen betroffen sind, dann kosten die zusammen im Monat immerhin 33.600.000 Euro.
Da finde ich die 63,4 Millionen pro Jahr für persönliche Ratgeber der Regierungsmannschaft und Sonderbudgets für Basti, Bumsti und den Verteidigungsminister doch wesentlich besser investiert.
http://danielakickl.com/lieber-cousin-herbert/brieferl-no-70-schmankerln-zank-und-100-millionen/

Am Donnerstag war ich doch beim Kulturempfang der SPÖ Oberösterreich eingeladen und durfte dort aus den Brieferln an dich vorlesen. Das war ein tolles Erlebnis und die Leute haben auch viel Spaß gehabt. Ich habe übrigens deine SPÖ-Kollegin aus dem Nationalrat, die Sabine Schatz, kennengelernt. Ich mag sie sehr, weil sie auf Twitter und Facebook immer so gute Kommentare schreibt.

Als ich mit meiner Lesung fertig war, habe ich mich mit vielen Menschen unterhalten. Unter anderem mit einem besonders netten Ehepaar aus Linz. Wir plaudern also fröhlich, als ein Gast vorbeigeht, mich giftig anschaut, laut „Blunzn“ ruft und sofort wieder verschwindet.
Ich habe dieses Statement zum Anlass genommen, eine extra E-Mail-Adresse für Beschimpfungen und Beschwerden aller Art anzulegen: blunze@danielakickl.com
Damit das Beschimpfen und Beschweren leichter von der Hand geht.

Ich habe mir auch so meine Gedanken zum 12-Stunden-Tag gemacht. Ich finde auch hier die Freiwilligkeit mehr als nur wichtig und gut. Was ist allerdings zu tun, wenn man keine 12 Stunden arbeiten mag, Chefi aber nicht von den „überwiegenden persönlichen Interessen“ überzeugen kann?

Da kommt mir wieder meine umfassende Bildung zugute. Ich mag Strauss zum Anhören und Sackbauer zum Anschauen. Ich lese Marx genauso gerne wie Moers.
Den Ratgeber „Schöner Leben mit dem kleinen Arschloch“ von Walter Moers habe ich seit vielen Jahren und er hat mir oft durch schwere Zeiten geholfen.

Für den Fall, dass Argumente beim Chefi nix bringen, kann man sich noch immer hiermit helfen:

Was mir am 12-Stunden-Tag besonders gut gefällt, sind die volkswirtschaftlichen, gesellschaftspolitischen Konsequenzen. Der schnöde Hackler, die durchschnittliche Arbeiterin, die nach 8 Stunden oft schon geschlaucht sind, werden es nach 12 Stunden noch mehr sein. Dazu kommt dann noch, dass ja ein Arbeitsweg von 2,5 Stunden für Hin- und Rückweg als zumutbar gilt. Sind wir also bei 14,5 Stunden.

Da bleibt nimmer viel Zeit und vermutlich noch weniger Lust auf diverse nicht notwendige Hobbies. Zum Beispiel sich für Nachrichten zu interessieren. Oder vergnüglichen Sex haben. Das mit dem Sex finde ich besonders wichtig, weil damit verhindert wird, dass sich der schnöde Hackler, die durchschnittliche Arbeitnehmerin auch noch vermehren können. Und Nachkommen produzieren, die dann vielleicht auch „eh keine Steuern zahlen“, weil sie zwar schwer arbeiten, aber trotzdem wenig bezahlt bekommen.

Das finde ich schon cool. Außerdem wird es sicherlich ganz viele andere Profiteure geben. Die Pharmaindustrie würde mir spontan einfallen, auch Ärzte aller Art.

In diesem Zusammenhang finde ich es auch großartig, dass Firmen künftig nicht mehr so tief in die Tasche greifen müssen, wenn sie sich nicht gar so sehr an Gesetze halten und beispielsweise gar keine Löhne oder Pausenzeiten zahlen.
https://kurier.at/wirtschaft/ohrfeige-fuer-ehrliche-firmen/400034977

„Die Regierung will nämlich das ‘Kumulationsprinzip‘
bei Verwaltungsstrafen abschaffen.“

Die Industriellenvereinigung ist begeistert von der Formel “Beratung statt Strafe“.

Ich habe mir jetzt, inspiriert von der innovativen Kraft der Basti und Bumsti – Allianz, einen Assistenten angeschafft. Er ist mein 12-Stunden-Schani und daher ab sofort für Anfragen offizieller Natur unter folgender E-Mail-Adresse erreichbar:
schani@danielakickl.com

Er macht das alles freiwillig und wird auch gut von mir beraten, sollte er mit den Arbeitsbedingungen doch nicht ganz so zufrieden sein.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




12 Antworten auf „#Brieferl No.86 – Schöner leben mit den 12-Stunden-Schani“

  1. Vielleicht wäre auch erwähnenswert, dass der Konsum teurer Elektronischer Importgüter geringer werden könnte – Frau/Herr Haggler_In hat keine Zeit und Lust mehr diese zu nutzen. Auch haben sie weniger Zeit, Geld und Lust zum Konsum von Freizeitangeboten was unserer Dienstleistungsgesellschafft wirtschaftlich sicher ganz gut tun wird – weiter so Dani ?

  2. Liebe Daniela,
    dein Brieferl ist wieder einmal so treffend geschrieben. Ich stelle mir bildlich vor, wie Herbertl und so mancher türkisblaue Schwurbelkasperl wie kleine Rumpelstilzchen im Dreieck springen, vorausgesetzt, sie können sinnerfassend lesen (was ich bezweifle). Vielleicht z’reisst es ja einige bei deiner Lektüre bald von selbst in der Luft, wie den kleinen Giftzwerg im Märchen.

  3. Liebe Daniela, danke für das pointierte Brieferl, dass trefflich ausdrückt was im schönen Österreich von Basti und Bumsti in den Schmutz getreten wird mit Hilfe von Handlangern wie ihrem Cousin! Es ist einfach nur unfassbar traurig!!???! ❤️Ihre Gerda Lackerer

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