#Brieferl No.177 – Der türkise Altar oder Ein Ungustl kommt selten allein





Lieber Cousin Herbert,

eigentlich wollte ich versuchen, ein schleimiges Brieferl zu schreiben, das dir auch so gut gefällt wie das vom Michael Jeanée.

Aber mein Mitleid mit dem armen Basti-Heiland hat die Oberhand gewonnen, weshalb ich die schleimige Lobhudelei verschieben muss.

Es ist regelrecht herzergreifend, wie sehr er sich ins Zeug legt, um den Anschein der Moral zu wahren. Und wie unglaublich praktisch, dass er den Martin Sellner am türkisen Altar opfern kann. Endlich gibt‘s einen, den man ungeniert und sogar unter Beifall aller Linken niedertreten kann. Nicht nur das. Der Schwung beim Springen auf den am Boden Liegenden soll wohl dazu beitragen, genug Rückstoß für das Erreichen eines eigenen Mindestniveaus zu garantieren.

Martin Sellner, das Trampolin für den Basti. Und dabei scheint seine Kürzlichkeit ganz vergessen zu haben, dass doch auch sein Vize kein unbeschriebenes Neonazi-Szene-Blatt ist.

“Strache war über Jahre Bestandteil der Neonazi-Szene und begann parallel dazu seine Karriere in der FPÖ“

https://www.sueddeutsche.de/politik/oesterreich-die-akte-strache-1.3700724

Nun gut. Wir wissen ja, dass der Basti entweder nicht über das notwendige geistige Pouvoir verfügt, um über die Vergangenheit vom Bumsti Bescheid zu wissen.
Oder aber das moralische Rückgrat eines Puddings hat, weshalb ihm das einfach nur wurscht ist. Solange die “soziale Heimatpartei“ mitmacht und so tut, als hätte sie niemals auf den “kleinen Mann“ abgezielt, ist ja alles happy und peppi.
Exklusiv habe ich aber eine dritte Möglichkeit für den Basti, als Serviceleistung für ihn gewissermaßen. Weil die Alternativen “Dummheit oder Puddingrückgrat“ ihm vielleicht nicht gerecht werden.

Er liebt es womöglich, wenn man ihm Pflanzennamen gibt (Tiernamen sind nur was fürs gemeine Fußvolk) und kann ohne ein zärtliches “Ohrwaschlkaktus“ vom Bumsti ins Ohrli nimmer sein.

Der Martin Sellner am Altar des Heilands macht sich auch insofern gut, als die anderen Opfer ob dessen Präsenz nicht mehr so zur Geltung kommen. Oder, wie man auch sagt – ein Ungustl kommt selten allein.

Der türkise (Un)Gustl Wöginger hat sich besonders hervorgetan, indem er eine Änderung des Wahlsystems für die AK-Wahl gefordert hat. Klar, wenn man verliert, dann sucht man halt nach Schuldigen.

https://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/landespolitik/woeginger-fordert-aenderung-des-ak-wahlsystems;art383,3116855

Meinst du, hat dein Bumsti-Chef schon für den Umbau der Statistik Austria trainiert, als er auf eine Facebook eine eingeschränkte Darstellung des Ergebnisses der AK-Wahl veröffentlicht hatte?

https://derstandard.at/2000100867354/Kampf-um-Statistik-Austria-entschieden-Umstrittener-Umbau-fixiert

Ist natürlich schon praktisch, wenn im Sinne der Message-Control künftig das Bundeskanzleramt die erhobenen Daten veröffentlicht. Da etwas erst gar nicht erwähnt, dort ein bisschen was geschönt – und schon klappt‘s auch mit der “Wahrheit“.

Und wenn du glaubst, dass das alle Opfer sind, die unter dem Martin Sellner am türkisen Altar begraben wurden, dann hast du dich getäuscht. Denn es gibt jetzt Experten, die der Ansicht sind, dass die steuerlichen Begünstigungen des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes für die Fisch sind.

https://derstandard.at/2000100846522/Experten-ruetteln-an-Beguenstigung-fuer-13-und-14-Gehalt

Üblicherweise mag unser Basti Experten ja nicht gar so, wobei ich mir gut vorstellen könnte, dass er DA gerne mit dabei ist. Weil wir doch wissen, dass nur “sozial ist, was stark macht“. Und ein gekurztes 13. und 14. Gehalt macht insofern stark, als man sich eben einen Zusatzjob suchen kann, wenn man unbedingt mehr Kohle haben will. Was wiederum stark macht, weil nicht faul vor dem Fernseher oder hinter einem Buch sitzt.

Der Chef des ThinkTanks “Agenda Austria“, der diese Idee ausgebrütet hat, ist Franz Schellhorn. Der ist mir übrigens schon im Februar besonders aufgefallen, hat er sich doch auch als Ungustl entpuppt. Gut, für ungustiös wirken kann man oft nix, aber für Aussagen, die falsch sind, schon.

https://derstandard.at/2000098341928/Schellhorn-Niemand-anderer-wird-Millionaer-wenn-ein-Reicher-hoehere-Steuern

„Kein anderer wird Millionär, wenn ein Reicher höhere Steuern zahlt“

Falsch, werter Herr Schellhorn. Es ist nämlich relativ simpel. Je mehr Steuereinnahmen es gibt, desto mehr kann der Staat investieren. In Gesundheit und Bildung beispielsweise, in soziale Absicherung und damit Freiheit von Angst. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein gebildeter, gesunder und angstbefreiter Mensch zum Millionär wird, ist ungleich höher als eben unter anderen Umständen.
Wobei ich davon absehen möchte, zu hinterfragen, ob das einzige Glück und der absolute Lebenszweck des Menschen im Millionär-Dasein liegt. Weil “Glück“ sicherlich nicht im Themenbereich eines wirtschaftsliberalen Thinktanks liegt.

Ich hoffe nur, dass du, meine cousiniale Dioptriendistel (ich versuche jetzt auch, mich mit Pflanzennamen bei dir einzuschleimen), nicht allzu traurig bist, dass die FPÖ mit ihrer Schadensersatzklage zur aufgehobenen Bundespräsidenten-Stichwahl abgeblitzt ist.

Ich kann verstehen, dass 3,4 Millionen ein hübsches Sümmchen gewesen wären. Na ja, so ist das eben in einem Rechtsstaat.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




3 Antworten auf „#Brieferl No.177 – Der türkise Altar oder Ein Ungustl kommt selten allein“

  1. Herausragend, klar und sachlich!
    den zärtlichen Ohrwaschlkaktus würde ich weglassen. Nicht weil ich verunstaltet durchs Leben schreite, sondern weil das keine Relevanz für mich hat, wie jemand aussieht. Wichtig erscheint mir viel mehr was jemand zwischen den beiden Ohren hat. Das macht mich sehr nachdenklich. 🤔 Wie soll das jemals zu einem staatsmännischen Führungsstil führen, wenn man am Nasenring der Hochfinanz und in Abhängigkeit einer rechten Gesinnung ohne sozialer Verantwortung seinen Aufstieg verdankt.
    Ansich wäre es langsam an der Zeit, die Ungustl aus der Regierung zu werfen. Leider wird das nicht gelingen. Das Drehbuch von Uli Bree und seine „Vorstadtweiber“ sind gegen das was derzeit in Österreich abgeht ein amüsantes und herausragend gemachter Hinweis auf die „politische Hotwollee“ in dem Land. Jeder 4 Akter auf der Löwingerbühne bietet nicht den Unterhaltungswert dieser Exponenten.
    Traurig nur, dass es sich hier um Bürger, Gruppen und die Gesellschaft handelt. Die Einen klatschen begeistert (vermutlich mangels Bildung und dem Gang zum endlich „A-Dabei“, während die anderen für sozial ausgewogene Lösungen gegen diese Regierung demonstrieren. Wann gab es das schon mal in Österreich?
    Danke für Ihre Recheren, Anslysen und die subtile Art der Aufklärung in diesem Land. Ich hoffe, dass die Bürger Ihre Beiträge lesen und langsam kapieren um was es da geht!
    Da muss man nicht im Geringsten ein Linker sein! Das nenne ich XMV Xunder (gesunder) Menschenverstand.
    Grüsse aus der Wahlheimat 🇨🇭in mein geliebtes Geburtsland 🇦🇹.

  2. Einen schönen guten Abend! Ich danke für jedes einzelnes Brieferl. Mir stellt sich nur eine Frage: Braucht man nicht medizinische Hilfe, wenn man den ganzen Dreck zusammen trägt und in Brieferlform bringt? Mein Hirn braucht immer wieder Auszeit von den Nachrichten. Ich könnte jeden Tag kotzen!

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