#Brieferl No.179 – Ein Blümerl und die OBER-Strategie





Lieber Cousin Herbert,

wir kennen sie doch alle. Sie, die sie so viel mehr ist als nur Arbeitsministerin, Sozialministerin, Gesundheitsministerin und auch noch Konsumentenschutzministerin. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem schönen KHG und definitiv das Gelbe im faulen Regierungsei. KHB – der Liebling der Nation und personifizierte Wärme.

Allerdings scheint es mit der “Wärme“ am Montag dann doch nicht so geklappt zu haben. Weil doch beim Termin mit den Landesräten wegen der neuen Sozialhilfe diese über die KHBsche “Kaltherzigkeit“ geklagt haben.

Andererseits muss man ihr zugute halten, dass sie nur “Ich bin die Wärme“ gesagt hatte, damals in der “Pressestunde“ am 3. Februar 2019. Die funktioniert auch pipifein in Kombination mit Kaltherzigkeit. Hat ja ein wärmendes Feuerchen erst gar kein Herz und wärmt dennoch.

Einer der Clous an der ganzen neuen Sozialhilfe liegt beispielsweise darin, dass “auch sämtliche öffentlichen Mittel zur Unterstützung des allgemeinen
Lebensunterhalts und des Wohnbedarfs …“ die Sozialhilfe in “entsprechenden Ausmaß reduzieren.“

Das ist super. Das bedeutet nämlich, dass der Staat sich damit z.B. Zahlungen aus Spendenaktionen unter den türkis-blauen Nagel reißen kann und damit “im System spart“, wie es seine Kürzlichkeit ach so gerne tut.

Also nur im Sozialsystem versteht sich, nicht etwa im politischen System. Du erinnerst dich sicher an das Brieferl No.70, in dem wir die 63,4 Millionen Euro pro Jahr für persönliche Ratgeber und Sonderbudgets für die türkis-blaue Truppe besprochen hatten, nicht wahr? Klar, dass das auf längere Sicht irgendwie finanziert werden muss.

ich habe auch noch einen anderen Vorschlag für die Verwendung des Geldes, das den Sozialhilfeempfängern abgeknöpft wird: Vitamintabletten für Staatsanwälte.

Ich finde nämlich, dass es nicht sein darf, dass Hausdurchsuchungen erst nach einem Jahr stattfinden können, weil ein Staatsanwalt im “Dauerkrankenstand“ ist. Also bitte um ein bisserl Investition in die Gesundheit mit ein paar Tabletterln, aber nicht mit den Blauen.

Vielleicht war das G‘schichtl vom kranken Staatsanwalt als Ursache für die Verzögerung aber eh erstunken und erlogen. Also nicht, dass der Betroffene wirklich so lange krank war, weil das könnte man wohl herausfinden.
Ich meine eher die Tatsache, dass rein zufällig genau dann großartig Hausdurchsuchungen im rechtsextremen Milieu stattfinden, wenn Verbindungen zwischen FPÖ und Identitären im Raum stehen.

Na ja, aber wer will schon ein Schelm sein, der so da einen Zusammenhang vermutet.

Das absolute Highlight der bisherigen Woche ist jedoch der Gernot Blümel. Da kannst du auf den Peter Pilz, diese “Figur“, schimpfen so viel du willst. Der Peter Pilz hat eh die richtige Antwort gegeben.

PILZ VS. KICKL III: Kickl schlägt um sich

Aber dem Blümerl kannst du nicht das Wasser reichen, nicht einmal zum Gießen. Er strahlt halt Glanz aus wie ein Basti – jung ist er, fesch ist er (auch wenn hier die persönlichen Geschmäcker durchaus unterschiedlich sind).

Aber er hat etwas an sich, das der Basti noch üben muss. Ein männliches Durchsetzungsvermögen, dass nicht nur Herzen im Allgemeinen, sondern selbst das kalte Herz der KHB schmelzen lassen kann.

Wer, wenn nicht er, kann etwas so klipp und klar und explizit aussprechen und dabei von seiner eigenen Unfähigkeit oder Unverfrorenheit (ich kann und werde mir an dieser Stelle kein Urteil anmaßen) ablenken:

Wie kam es nun dazu, dass unser neuer Star am türkis-blauen Himmel den Moderator dermaßen aufblatteln konnte?

Es ging um die “Abschaffung der Anonymität in großen Online-Foren“. Weil doch nur das, und nur das, verhindern kann, dass jemand ungustiöse oder gar hasserfüllte Kommentare abgibt. So stellt sich halt ein kleines Blümerl die große weite Welt vor.

Jeder soll künftig seinen echten Namen angeben müssen und den dann mittels Handy-Bestätigung verifizieren lassen. Auch dafür ist es praktisch, dass anonyme Wertkarten nimmer in Österreich erhältlich sind.

Der Moderator verglich die Situation mit einem Wirtshaus, in dem jeder beim Eintritt seinen Ausweis herzeigen müsse, nur weil es vielleicht zu einer Keilerei kommt. Und es außerdem in Österreich keine Ausweispflicht gäbe.

NEIN! NIEMALS! BLÖDSINN!

“Es gibt sehr wohl eine Identifikationspflicht … der Polizist kann Sie mitnehmen, bis die Identität klar festgestellt ist …“

Der (gram)geneigte Zuhörer könnte also den Eindruck gewonnen haben, dass es entweder sehr wohl eine Ausweispflicht gibt oder aber der nächste Polizist sich jeden wahllos aus der Menge herauspflücken kann, um dessen Identität festzustellen.

https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bundesnormen/NOR40194060/NOR40194060.html

Da weder das eine noch das andere aktuell (man weiß ja nie, was noch kommt) der Gesetzeslage entspricht, kommen wir wieder zur oben genannten Frage:

Unfähigkeit (er weiß wirklich nicht, was im Sicherheitspolizeigesetz drinnen steht) oder Unverfrorenheit (er weiß es sehr wohl, faselt aber deshalb so komisch herum, um einen falschen Eindruck zu hinterlassen)?

Ich persönlich glaube ja, das er wieder der OBER-Strategie gefolgt ist. Ich hatte sie bereits im Brieferl No. 107 skizziert und mit Kindererziehung verglichen.
Um der Strategie den angemessenen Stellenwert zu geben, war ich so frei und habe sie gleich, für die weitere internationale Verwendung, als Akronym aus englischen Worten erstellt.

Outrage – BlamERelief

Outrage: Sag irgendeinen Schwachsinn, noch besser kündige selbigen in Form eines Gesetzes an. Wohl wissend, dass es (übergeordnete) Gesetze gibt, die dem Plan im Wege stehen. Wurscht. Wichtig ist das Ergebnis in Gestalt der allgemeinen Empörung (outrage).

BlamE: Beschuldige (blame) alle, die sich empören, dass sie dich entweder bewusst missverstehen, sowieso keine Ahnung haben oder nur deshalb dagegen sind, weil es von dir kommt.

Relief: Zuletzt adaptierst du entweder dein Vorhaben so, dass deine Interessen (zb Speicherung von Daten) gewahrt bleiben oder aber du machst den Zurück-Ruderer-De-Luxe, was dir wiederum die Mitgliedschaft im RC RANZIG (Rudern, aber nur zurück ist gut) verschaffen kann. Jedenfalls werden deine Fans, die manchmal ins Zweifeln kommen, in totaler und ehrlicher Erleichterung (relief) sagen können: “Schaut‘s nur, ist eh alles nicht so schlimm, wie ihr immer behauptet!“

Beispiel für das Gelingen der OBER-Strategie – der erleichterte Twitter-User:

Der OBER-Strategie folgte eben zB die angekündigte Auflösung der AUVA oder auch eben die mit der “Digitalsteuer“ verbundene Massenüberwachung (man wurde nämlich darauf aufmerksam gemacht, dass man IP-Adressen auch anonymisieren kann … POTZBLITZ … und man will sich das auch wirklich überlegen!)

Ich hoffe, du bist nicht allzu traurig, dass nicht du der neue Stern am türkis-blauen Himmel bist, sondern das Blümerl. Wenn er so weiter macht, wird selbst noch unsere KHB in Beliebtheit und Kompetenz überholen.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




8 Antworten auf „#Brieferl No.179 – Ein Blümerl und die OBER-Strategie“

  1. Statistiken simmen nicht immer! Schließe mich den vorherigen Komentare völlig an, dieses Schmierentheater von Regierung wäre ohne Brieferl überhaupt nicht auszuhalten! Danke❤️🌻

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