#Brieferl No.244 – Ein Traum in türkis-blau-grün …




Lieber Cousin Herbert,

heute Nacht hatte ich einen Traum, von dem ich dir unbedingt erzählen muss! Es war der 4. November 2019 und alles war so wunderbar, dass ich es kaum zu Beschreiben imstande bin.

Der Basti war immer noch Kanzler, du der allerbeste Innenminister der Zweiten Republik und Ibiza lediglich eine von fünf der Balearischen Inseln.

Unsere geliebte KHB, nicht zu verwechseln mit dem schönen KHG, hatte weiter Fahrt zur Entmachtung der Arbeitnehmer in der neuen Österreichischen Gesundheitskasse aufgenommen und die Erstaufnahmezentren für Asylwerber hießen noch immer “Ausreisezentrum.

Auch durfte noch immer in allen Wirtshäusern und sonstigen Lokalitäten fröhlich gepofelt werden. Und Christian Hafenecker schrieb ein Liebesgedicht an den Herrn Hermann, den Chefredakteur der Kronen Zeitung.

Aber dann, potzblitz, kam ER und zerstörte die türkis-blaue Idylle, trat die Harmonie mit Füßen und machte ihn schlecht. Ja, er machte ihn richtig schlecht, unseren Basti, unseren Heiland, unseren Erlöser!

Er war wie ein wildes Tier mit zehn Hörnern und sieben Köpfen. Er war für 713 Tage gekommen und hatte die Macht über das Rednerpult, lästerte seiner Heiligkeit und bekämpfte die türkisen Parteianhängsel. Er hatte zwar keine sexy Zahl, aber einen Namen und sein Name war … Noll, Dr. Alfred Noll.

Ungeachtet der Harmonie rund um seine heilige Kürzlichkeit, begann er mit seiner Rede:

https://www.youtube.com/watch?v=ZHL2UkvdBeM

“Herr Bundeskanzler, Sie haben Ende Jänner 2017 […] ein Regierungsprogramm unterschrieben. Sie haben damals bezeugt, dass Sie sich an dieses Programm halten werden. Sie haben sich mit dem Ziel einer gemeinsamen Regierungsarbeit verpflichtet, selbst verpflichtet. Ungeachtet Ihrer Selbstverpflichtung haben Sie dann die Koalition mit der SPÖ aufgekündigt und so vorgezogene Neuwahlen 2017 erzwungen.
Ganz nüchtern betrachtet, und da kommt wahrscheinlich der Rechtsanwalt in mir durch: Ihre Unterschrift war nichts wert!

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Basti, völlig zurecht absolut unbeeindruckt, unterhielt sich stattdessen lieber angeregt mit dem Gustl Wöginger.

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Sie haben Ihren Partner damals in die Irre geführt und vielleicht haben Sie ihn sogar politisch betrogen. Mitte Dezember 2017 haben Sie sich mit der FPÖ auf ein Regierungsübereinkommen geeinigt. Wiederum haben Sie damit bezeugt, dass Sie sich an dieses gemeinsame Programm halten werden, denn wozu unterschreibt man denn und macht etwas aus. Sie haben versprochen, dass Sie sich mit dem Ziel einer gemeinsamen Arbeit selbst verpflichten.
Und ungeachtet Ihrer Selbstverpflichtung haben dann vor nicht einmal zwei Wochen die Koalition mit der FPÖ aufgekündigt und so erneut vorgezogene Neuwahlen 2019 […] erzwungen. Wiederum, ganz nüchtern betrachtet: schon wieder war Ihre Unterschrift nichts wert.

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Natürlich scherte sich die heilige Kürzlichkeit keinen Deut um das Gesagte und plauderte lieber mit einem gewissen Herrn Eckart Ratz, der erstaunlicherweise statt deiner den Innenminister gab.

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“Und nachdem ich einer der wenigen wirklich Konservativen in diesem Haus bin, muss ich Ihnen sagen: ein Bundeskanzler der Republik Österreich, dessen Unterschrift sich binnen zwei Jahren zweimal als völlig wertlos erweist, der ist vertrauensunwürdig! Er provoziert bei wohlwollender Betrachtung entweder den Verdacht, generell politisch geschäftsunfähig zu sein, oder es im Bereich politischer Gewerbsmäßigkeit darauf abzusehen, seinen jeweiligen Partner durch seine Unterschrift täuschen beziehungsweise betrügen zu wollen und ich empfinde das als schändlich! […] Es ist entweder Zeugnis eines überaus zweifelhaften Charakters oder es ist der Ausdruck eines ausschließlich auf eigene Machterweiterung zählenden politischen Raubrittertums.“

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Die Worte des Dr. Noll blieben glücklicherweise ungehört, so dass sich trotz eigenartiger Umstände neue Freundschaften bilden konnten. Die Bilder seiner heiligen Kürzlichkeit änderten sich für die ehemaligen Kritiker, zumindest im Kopf.
Die Erfolgsmeldung der Kopf-Bild-Änderung veranlasste die Band Wet Wet Wet, die Textzeile ihrer Coverversion des Songs “Love is all around“ von

“I feel it in my fingers
I feel it in my toes
The love that’s all around me
And so the feeling grows“

Zack Zack Zack in

“I feel it in my greeners
I feel it in my head
The love that’s all around me
And so the feeling grows“

zu ändern.

Sogar richtig vertrauenswürdig erschien seine Kürzlichkeit manchen plötzlich, was weniger seiner Vergangenheit als politisch Geschäftsunfähiger denn seinem blendenden Heiligenschein zu verdanken war. Und so wurde dann noch alles gut, denn der Dr. Noll durfte das Rednerpult nicht mehr benutzen …

Liebe Grüße,
Cousine Daniela




4 Antworten auf „#Brieferl No.244 – Ein Traum in türkis-blau-grün …“

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