#Brieferl No.298 – Von den O’Timmins und O’Haras





Lieber Cousin Herbert,
sag mal, so unter uns … warum bist denn du gar so humorlos? Gehst du zum Lachen in den Keller und kommst nur zum Keifen raus?

Ich kann mich erinnern, wie du damals im November 2018  selbst vor mir schneller davon getschörtelt bist, als ein normaler Mensch bis Eins zählen kann. Leider war damals niemand in der Nähe, der das gefilmt hätte!

Gestern ist mir übrigens diese eine nette Geschichte von den O’Timmins und den O’Haras aus den Lucky Luke Heftln eingefallen. In „Familienkrieg in Painful Gulch“ geht es um zwei Familien, die im Clinch liegen. Keiner weiß genau warum, was aber auch egal ist. Hauptsache, sie können einander bekriegen und sich gegenseitig – Überraschung: zum Nachteil aller – das Leben schwer machen.

Das erinnert mich irgendwie an die aktuelle Situation. Es gibt zwei Lager in Gesellschaft, die aufeinander eindreschen, als gäbe es kein Morgen mehr und denen letztlich oft der Wille dazu fehlt, den jeweils anderen auf nur einen Hauch von „Recht haben“ zuzugestehen.

Wegen der schönen Geschichte beim Lucky Luke nenne ich die Einen O’Hara (das sind die mit den großen Ohren) und die Anderen O’Timmins (sie haben große rote Nasen).

Alle, die mit den Corona-Maßnahmen unzufrieden sind und das mithilfe ihres Demonstrationsrechtes zum Ausdruck bringen, werden ohne weiteres Nachdenken den O’Haras zugeordnet.

Da können die Leute Ausreden verwenden, welche sie wollen!

So sagte eine Frau, die im Beruf Wirtin ist, dass sie nichts dafür könne „wenn ein oder zwei Nazis dabei sind“. Sie demonstriere gegen das von der Bundesregierung verursachte Chaos!

Schon bringen sich die O’Timmins in Stellung!

Aber auch die O’Haras sind nicht von schlechten Eltern, wenn es gegen ihren Erzfeind geht. Da wird von Impfzwang gefaselt und Testzwang und überhaupt ist alles nur deppert! Und bringen sich entsprechend in Stellung.

Weder bei den O’Timmins noch bei den O’Haras scheint der Verstand zu obsiegen. Das Wissen, dass Gut und Böse, Richtig und Falsch nur als theoretische Antipoden existieren, scheint nicht vorhanden zu sein. Schon Grillparzer hat wie folgt formuliert:

Niemand ist rein. Das Schlimme will sein Recht;
und wer’s nicht beimischt tropfenweis dem Guten,
den wird’s gesamt aus Eimern überfluten.

Eine Wackere habe ich allerdings ausmachen können, die sich weder vor den einen noch vor den anderen Karren spannen lässt.

Bei Lucky Luke ist die Sache übrigens gut ausgegangen. Es kam sogar zu einer Vermählung eines O’Hara mit einer O’Timmins.

Der gemeinsame Sprössling Aloysius D. O’Timmins-O’Hara stand fortan für die reale Umsetzung des Unmöglichen.

Im echten Leben ist den Vorbildern für die O’Timmins und O’Haras, den Hatfields und McCoys übrigens auch gelungen, ihre Fehde zu beenden. Obwohl sie bereits 1891 nach 13 durchaus blutigen Jahren ihre Fehde beendet haben, wurde 2003 erneut einen Waffenstillstand geschlossen.

Reo Hatfield said that he wanted to show that if the two families could reach an accord, others could also

Liebe Grüße,
Cousine Daniela



6 Antworten auf „#Brieferl No.298 – Von den O’Timmins und O’Haras“

  1. Sehr geehrte Frau Kickl,
    die Frau Meinl-Reisinger, die ich sonst durchaus schätze, geht hier auf Wählerfang. Natürlich sind nicht alle Spinner Nazis, und nicht alle Demonstranten sind Spinner. Wer aber den Schulterschluss mit Querdenkern, Identitären, Strache und Co usw. nicht scheut, der darf sich nicht wundern. Wenn man will, kann man sich von diesen pol. Richtungen auch absetzen. Aber diesen Willen sehe ich nicht.

    Ich freu mich sonst über jeden Ihrer Briefe. MFG

  2. Sehr geehrter Herr Helmut Handler-Kunze
    Zuerst eins vorweg, ich gehe davon aus dass alle Parteien von Links bis ganz Rechts auf Wählerfang sind.
    Das ist nun Mal die Krux in einer Demokratie.
    Auch freut mich zu hören, dass, obwohl ich in diesem Zusammenhang wohl der Spinner, kein Nazi sein muss.
    Wenn nun aber das noch verbriefte Demonstrationsrecht lächerlich gemacht, beziehungsweise verteufelt werden kann, dadurch, dass bestimmte Personen auch vor Ort sind, ist’s vorbei mit der Meinungsfreiheit.
    Man müsste, wenn die Veranstaltung nicht genehm, einfach den entsprechenden Paria ausmachen und laut schreien – „haltet den Depp…!“
    Mir stellt sich die Frage, wen sie mit
    „Querdenkern, Identitären, Strache und Co usw…“ meinen. Das usw. ist doch recht weit gegriffen und öffnet Tür und Tor zu gelenkter Wahrheit die Sie sicher nicht anstreben.
    Mit freundlichen Grüssen

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