#Brieferl No.137 – Ein-Jahres-Jubiläum





Lieber Cousin Herbert,

jetzt ist es schon wieder genau ein Jahr her, dass ich dir das erste Brieferl geschrieben habe. Du hast eh alle gelesen, oder etwa nicht?

Lässt sich jedenfalls irgendwie schwer überprüfen. Genau wie diese “Am Schulhof ist nur noch deutsch zu sprechen, jawolllll“ – Initiative vom Manfred Haimbuchner. Ich verstehe ja, dass er gerne hätte, dass jeder alles verstehen kann. Wobei, wenn man konsequent ist, man dann auch Dialekte abschaffen müsste.

Ab sofort sollte es deshalb es keine mieselsüchtigen Grantscherben, sondern nur noch schlecht gelaunte, verdrießliche Menschen geben. Und der Bahöl kann auch gleich in Gatsch hupf‘n.

Ich frage mich, wie genau sich der Herr Haimbuchner die Kontrolle und auch die Strafmaßmaßnahmen bei Zuwiderhandeln vorgestellt hat. Gar nicht wahrscheinlich, weshalb ich wieder einmal helfend eingreife.

Für die Kontrolle schlage ich vor:

– Einrichtung eines freiwilligen (!) Spitzelwesens innerhalb der Schülergemeinschaft, Projektname “Blockwart 2.0“

– Herzige Miniponys mit Abhörgeräten auf Schulhofstreife. Die werden von allen gestreichelt, weil sie so herzig sind. Daher können sie sich den Verdächtigen gut annähern und mitlauschen.

– Bekanntmachung der Gratis-App “Troja Quest“, die wegen des herzigen Pferderls am Logo eh jeder freiwillig herunterlädt und die das hinterrückse Installieren des spionierenden Bundestrojaners obsolet werden lässt.

Auch für die Strafmaßnahmen habe ich Vorschläge für dich bzw. deinen Kollegen ausgearbeitet:

– Durchführen von Gehsteigreinigungen (die Gehsteige können ja doch nie sauber genug sein), Projektname “Reibpartie 2.0“

– Wöchentliche Singkurse mit Udo Landbauer. Damit der Umgang mit der deutschen Sprache gefestigt wird.

– 100 Mal “Das Land bekennt sich zur Heimatpflege durch das Bewahren der landestypischen Brauchtümer und Traditionen“ schreiben. Handschriftlich, versteht sich.

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Willst du eigentlich den Herrn Gridling wieder suspendieren? Oder vielleicht wäre Kündigung gleich besser? Er hatte nämlich im BVT-Untersuchungsausschuß etwas Anderes ausgesagt als dein Spezi, der Herr Goldgruber. Schade übrigens, dass dieser in Zivil und nicht in seiner feschen Uniform erschienen war. Ich hätte ihn so gerne damit gesehen.

“Goldgruber bestritt am Dienstag, Gridling gefragt zu haben, wo verdeckte Ermittler eingesetzt werden. Gridling bekräftigte seine Version am Mittwoch und fügte sogar hinzu, dass Goldgruber nach der Identität der V-Leute fragte.“

Einer der beiden lügt also. Du tippst sicher auf den Herrn Gridling, weshalb du dringend Konsequenzen überlegen solltest.

Aber wenigstens hast du beim BVT insgesamt schon gut weitergedacht und planst dessen Umbau zu einer “blauen Stasi“. Da kann ich nur nochmals raten: schau unbedingt, dass du alle los wirst, die irgendwie ihre Arbeit ordentlich erledigen!

Blöd halt, dass du wegen unseres Bundesbellis nichts unternehmen kannst. Ich wäre da überhaupt ein wenig vorsichtig, weil er doch in der Funktion des Bundespräsidenten eine Regierung entlassen kann.

Immerhin scheint euer Verhältnis, wohl dank der Weitsicht unseres Bundesbellis, nicht ganz darnieder zu liegen.

“Wir sprechen miteinander. We agree to disagree.“

Der Jean Asselborn, den wir bereits aus einigen Brieferln kennen, hat sich auch wieder zu Wort gemeldet.

“Mit der vor Kurzem beschlossenen Ablehnung des UN-Migrationspaktes agierten Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache als ‘Handlanger von Viktor Orbán‘“.

https://www.profil.at/oesterreich/jean-asselborn-regierung-handlanger-orban-10460244

Da kann der Taservili schimpfen so viel er mag. Wer beide gehört hat (also Harald Vilimsky und Jean Asselborn) weiß eh, wo der liebe Gott oder wahlweise das fliegende Spaghettimonster Hirn hat regnen lassen und wo nicht.

Zur Feier des Tages habe ich dir aktuelle Version der BBHF, der “Basti & Bumstis Hall of Fame“ beigelegt. Damit wir euch an euren Taten messen können und nix vergessen.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela

BBHF_20181111




6 Antworten auf „#Brieferl No.137 – Ein-Jahres-Jubiläum“

  1. … es überrascht mich immer mehr, dass hier offensichtlich eine familiäre Bande besteht … Ihre geistreich-pointierten Brieferln sind echt von hohem Unterhaltungswert und lassen mich die politischen Auswirkungen dieser Rechtspopulisten-Regierung doch um einiges leichter ertragen … die Komponente Humor hat mir nämlich dabei gefehlt!

  2. die woche fängt gut an, danke daniela für (d)ein jahr briefliches einmischen im einheimischen unheimlichen politikspielchen. es nutzt zwar nix, weil die drei wichtigen (oder sind es mehr oder weniger, oder nur unwichtige wichte) sowieso resistent gegen alles, das nicht von rechts kommt zu sein scheinen, aber es entspannt so ungemein und man hat das gefühl, nicht meinungstechnisch alleine zu sein in den unendlichen weiten der österreichischen innen-, außen- und sonstwas-politik. es ist nie ein fehler, zu erfahren, was sich in der geschützten werkstätte am ring so abspielt. freu mich schon aufs nächste brieferl, das natürlich auch wieder unter https://www.facebook.com/schwarzataler/ unseren leser_innen ans hirn und herz gelegt wird.

  3. Liebe Daniela,
    ein Bekannter- ehemals türkischer Kurde- erzählte aus seiner Kindheit, dass es dafür nur den Lehrer mit seinem Sohn brauchte.
    Die Türkei hatte auch kurdisch sprechen verboten. Der jugendliche Spion erzählte es dem Vater und die kurdischen Kinder bekamen die Schläge.
    Und die Folge?! Sie hassen die Türken!

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