#Brieferl No.158 – Der türkise Torero





Lieber Cousin Herbert,

wunderst du dich selbst eigentlich auch, dass du noch immer im Amt bist? Aus gut informierten Kreisen habe ich erfahren, warum das so ist.

Weil nämlich *Trommelwirbel * bumm bumm bumm * der Basti so ein großer Fan meiner Brieferln an dich ist!
Nur deshalb weist er seine “türkise Buberl- und Mäderlpartie“ (die borge ich mir so gerne von dir aus) immer an, die Misstrauensanträge geben dich abzuschmettern.

Jetzt habe ich mir gedacht, ich mache dem Basti einmal eine richtige Freude und schreibe ihm auch ein Brieferl. Wenn du bitte so nett bist, und es ihm überreichst. Danke herzlichst.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela

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Lieber Basti,

grundsätzlich bin ich ja nicht jedem per du, aber da du mich und alle anderen Besucher deiner Homepage mit “du“ ansprichst, will ich mal nicht so sein.

Da habe ich übrigens gleich einmal die erste Bitte: auf deiner Homepage steht “Die Veränderung hat begonnen. Mit dir!“.

Bitte, mit MIR nicht! Vielleicht kannst du irgendwo eine Liste zur Verfügung stellen, in der ich mich eintragen kann. In der sich alle eintragen können, die deine Veränderungen in einem türkisen Zwielicht sehen. Das könnte dir ein bisserl einen Sinn für die Realität geben.

Apropos Realitätssinn: sag mal, hast du wirklich nicht gewusst, was du dir mit Cousin Herbert einhandelst? Ich unterstütze Herbie immer tatkräftig und diese Tradition möchte ich auch mit dir beibehalten. Schau mal, was ich gefunden habe, und zwar aus dem Jahre 2015:

Kickl ist „Totengräber des Abendlandes“

Herbie hatte die EMRK als „Einfallstor für die illegale Masseneinwanderung“ bezeichnet, was deinem Parteikollegen und Justizminister Wolfgang Brandstetter nicht ganz so gefallen hat. Ich finde es gut, dass er mittlerweile Verfassungsrichter ist und darauf achten kann, dass sich Österreich eben nicht „außerhalb des Verfassungsbogens bewegt“, wie das eine Änderung der Menschenrechtskonvention oder gar deren Beseitigung nämlich wäre.

Hast du das damals nicht mitbekommen oder war es dir wurscht?

Weißt du, wie du mir vorkommst, lieber Basti? Wir wissen doch von der neuen “Gesundheitskoordinatorin“, dass wir mit dir einen “sehr gutaussehenden und jungen Politiker“ haben. Wie du über das politische Parkett tänzelst, immer adrett und grinsend, erinnerst du mich einen Torero.

“Besonders in sozial schwächeren Schichten ist eine Karriere als Torero beliebt, da sie die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg bietet. Erfolgreiche Matadores erfreuen sich oft einer ähnlichen Beliebtheit wie Popstars und gelten als Inbegriff männlicher Tugenden wie Mut und Stärke.“

Das Bild von dir als Torero gefällt mir. Mutig und stark setzt du die Veränderung durch. Und was wäre ein Torero, hätte er nicht seine Muleta, das Tuch, mit dem er vor dem Stier herumwachelt. Wie du sicher weißt, oder auch nicht, ist die rote Farbe für den Stier völlig irrelevant, ist dieser doch rotblind.

Der Herbie, nein die ganze FPÖ, so fair muss man sein, ist deine Muleta, richtig? Die Zuschauer starren ja auch ganz gespannt auf das Gewachle und lassen sich so schön ablenken. Und schon kannst du elegant dem österreichischen Stier ein paar Stiche versetzen.

Ein paar Stunden Mehrarbeit hier, ein paar Krankenkassen- und Sozialsystem-Umstrukturierungen dort, das Ganze flankiert von Postenschacher de Luxe und umgarnt von Wahlkampfkostenüberschreitung, Überwachungspaket und BVT-Skandal.

Weit haben wir es gebracht, wenn ich aktuell eine APA Aussendung lesen muss, in der sich “ORF-Journalisten gegen Einmischung der Politik in Informationssendungen“ verwehren. Danke Basti, für alles, was du schon getan hast. Und noch mehr für das, was du noch tun wirst.

Ich weiß ja nicht, ob du das vielleicht alles machst, weil du es nicht besser weißt. Das kann schon sein, denn Bildung und Lebenserfahrung sind nun mal durch nichts zu ersetzen, schon gar nicht durch einen schicken Kanzlerposten.

Vielleicht aber weißt du auch genau, was du anrichtest und strahlst deshalb mit Leuten wie Arnold Schwarzenegger um die Wette. Aber wahrscheinlich dient dieser nur als Reserve-Muleta, wenn mal wieder kein Herbie, Waldhäusl oder Gudenus zur Verfügung stehen.
Glaubst du denn ernsthaft, dass dir irgend jemand den Klimaschützer abnimmt, wenn du gleichzeitig einen 140 km/h – Minister schalten und walten lässt? Oder die Umweltverträglichkeitsprüfung der automatisierten Lächerlichkeit preisgibst?

Noch ganz kurz ein anderes Thema. Hast du jemals die Ghostbusters gesehen?

Ich vermute mal, dass du ein großer Fan vom Slimer bist, dem türkisen Schleimimonster. Eigentlich ist er ja ganz herzig, aber er ist halt türkis und schleimig. Mir scheint, du legst viel Wert auf Schleim. Anders kann mir die Vergabe hinsichtlich mancher Sitze im Nationalrat, Koordinierungsfunktionen und anderer hochdotierter Posten nicht erklären.

Aber das will ich dir nachsehen. Es ist sicherlich nicht leicht, dem Schleim zu widerstehen, vor allem in jungen Jahren. Eine gewisse Abgeklärtheit stellt sich erst später ein.

Ich stehe dir gerne beratend wie garantiert schleimfrei für deinen weiteren Werdegang zur Verfügung. Und damit du auch ein bisserl was zum Nachdenken und nicht nur das lustige Video hast, schenke ich dir zum Abschluss ein Zitat von Ludwig Wittgenstein:

“Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen.“

Das, lieber Basti, gilt es zu beachten. Auch wenn du viele Aspekte des Unglücklichseins nicht kennst, sie dir vielleicht derzeit noch nicht einmal vorstellen kannst, so gilt es dennoch, sie zu respektieren.

Und so wie jeder andere Mensch hast du auch die Verpflichtung, die Unglücklichen so weit möglich, von ihrem Unglück zu befreien.

Es gibt eh so viele Dinge im Leben, die man nicht ändern kann. Also sollten jene, die veränderbar sind, zum Wohle Aller und nicht Weniger geändert werden.

Denk daran, wenn das nächste Mal über Kürzung der Mindestsicherung, 150 Euro sind zum Leben eh ausreichend etc. palawert wird.

Denn es ist noch kein Mensch wirklich glücklicher geworden, weil ein anderer unglücklicher wurde.

Liebe Grüße,
Daniela




22 Antworten auf „#Brieferl No.158 – Der türkise Torero“

  1. Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen!
    Ob das der Hr. BK Kurz (Basti) wirklich versteht?
    Der Cousin und die Entourage geben im Umfärbeprozess Vollgas. Da sind die 140 km/h Überlegungen als Vergleich dagegen eine “Tempovorgabe für eine Spielstrasse”. Ein Club von Geschwindigkeitsfans in allen Lebenslagen.
    Da eine Mehrheit der Bürger nicht so genau hinhören und hinsehen. ist die Art und Weise in grinsender Einigkeit auf‘s Tempo zu drücken, nun die gemeinsame Chance soviel wie möglich an Boden gut zumachen (Gewinnmaximierung €) sicher zum eigenen Vorteil, um auch da immer das Maximum herauszuholen. Nebenbei muss die nette Begleitung schon ein wenig versorgt werden. Die eigene Visa rauchen zu lassen gibt auch sehr viel mehr Lustgewinn für ein Wiener “Vorstadtmädl” als immer nur darauf zu warten, bis der selbsternannte Arbeiter und Chefkommentator der Regierung, irgendwie die ständige Langeweile im Präsentationsmodus endlich vertreiben kann. Ob er auch in trauter Umgebung lieber mit den Handygames seine “spärliche” Freizeit verbringt? Wenigstens kann er die nette Begleitung ein wenig in der Hofreitschule unterbringen um die Pferde zu bewegen und einem schönen Hobby zu fröhnen. Qualifikationen ? “Learning by dooing”. Da gibt’s die fähigsten Bereiter. Gut gemacht Basti! So geht Beschäftigungsprogramm 😉

  2. Grandios! Zur neuen Gesundheitskoordinatorin muss man fairerweise sagen, wenigstens hat sie irgendwann mal Medizin studiert! Obwohl – dann könnt ich den Job auch als ausgebildete Intensiv- und Anästhesie DGKP und ich hab vor allem tatsächlich Berufserfahrung. Nur leider kennt mich d er Basti nicht als Grinsekatze aus den Seitenblicken!

  3. Liebe Daniela Kickl,auch ich würde mich LIEBEND GERNE in die Liste eintragen! Geniale Idee! Im Bezug auf ihre Briefe schließe ich mich den Kommentaren an.All die Komnentare die ich bisher zu ihren Briefen gelesen habe, sprechen mir aus der Seele. Es ist doch erfrischend zu wissen ,dass ich mit der Sicht auf diese Regierung nicht alleine bin . Die Briefe und ihr Humor helfen mir schon sehr durch den Alltag, zwischen den ganzen Schasklappersdorfern!😜 ich wünsche mir sehr ,dass wir alle über all das nocheinmal ganz entspannt lachen können ,wenn es gut überstanden ist ! Und ich wieder voller Freude sagen kann und möchte: I am from Austria😊💗 Liebe Grüße Evelyne Krbusek

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