#Brieferl No.260 – Von Fischen und Schwammerln





Lieber Cousin Herbert,
na bitte, es geht wieder rund die letzten Tage, nicht wahr?

Der Basti macht einen auf kuschelig und volksnah und die Ulrike Lunacek den Eindruck eines Bauernopfers, das beleidigt ist. Allerdings nicht, weil die Basti & Werner-Spitze inklusive Blümerl ihre Arbeit nicht ordentlich erledigen und die Menschen der Kunst- und Kulturszene wohl genau DESHALB kaum noch über die runden kommen …

Nein, das Programm vom Lukas Resetarits will sie sich anschauen und prüfen, ob sie „an deren Programmen genauso viel Kritik finde wie sie an meinem“!

Na macht ja nix.

Der Basti war gestern großartig in der ZIB2! Da kann sich Österreich wirklich nur … gratulieren. Einen Kanzler zu haben, der bei ALLEN Fehler findet, aber nur nicht bei sich selbst.
Er, wie immer Opfer, wurde von den armen Menschen, die seit Wochen im Kleinwalsertal eingesperrt waren, förmlich niedergerannt. Und auch die Journalisten waren es, die nicht ordnungsgemäß agiert haben!

Und überhaupt wissen wir ja, dass Österreich besonders gut dasteht und viel besser arbeitet, als alle anderen Länder! Ich habe mir das mal im Detail angeschaut und den Umgang von Österreich und Irland mit der Corona-Krise verglichen.

Lese und staune!

Zack Zack Zack versus Ankündigung

Es war am Donnerstag, 12. März 2020, als ich eine SMS von den Schulen meiner Kinder bekam. Darin war zu lesen, wie auch über sämtliche Nachrichtenkanäle verbreitet, dass ab dem heutigen Tag um genau 18:00 sämtliche Bildungseinrichtungen in Irland bis auf Weiteres geschlossen wären. Von den primary über die secondary schools bis hin zu den Universitäten. Alle und das sofort! Zack Zack Zack gewissermaßen.

In Österreich war am Vortag angekündigt worden, dass ab dem folgenden Montag, 16. März 2020 der Unterricht für Schüler ab 14 Jahren, ab Mittwoch, 18. März 2020 auch für alle anderen eingestellt werde.

Na bitte, da hammas schon.

Die einen realisieren Maßnahmen unmittelbar und flächendeckend, es gibt keine Missverständnisse, sondern klare, einfache Regeln.
Die anderen kündigen erst mal an und setzen dann gestaffelt, unlogisch und nicht wirklich nachvollziehbar um.

Von Fischen und Schwammerln

Es gibt doch das geflügelte Wort

“der Fisch beginnt immer am Kopf zu stinken“,

was weniger eine Weisheit von Petrus, dem Schutzpatron für Fischer und Angler war, sondern im Kontext von Organisationen anzusiedeln ist. Es bedeutet also, um bei Fauna und Flora zu bleiben:

wenn der Chef ein Schwammerl ist,
nutzen die besten Mitarbeiter auch nix.

In Irland steht Dr. Leo Varadkar in der Position des Taoiseach (gesprochen: Tischock, Bedeutung: Premierminister) an der Spitze der Regierung.
Geboren 1979 in Dublin, als Sohn eines indischen Vaters und einer irischen Mutter hat er 2003 sein Medizinstudium abgeschlossen, im Zuge dessen er ein Praktikum am KEM Hospital in Mumbai absolvierte.
Während er in verschiedenen Krankenhäusern in Irland praktizierte, schloss er seine Ausbildung zum Hausarzt ab und begann seine politischen Interessen zu verfolgen.

In Österreich haben wir den Basti Kurz.
Einzig gesichert ist, dass er 1986 das Licht der Welt erblickte. Ob dies sowie die nachfolgende Kindheit im Waldviertel oder dem Wiener Bezirk Meidling stattgefunden hat, ist je nach Stimmungslage des Heilands verschieden.

Über seinen Werdegang wissen wir wenig bis nichts. In seiner offiziellen Biografie auf der Webseite des Parlaments klafft eine Lücke nach Beendigung des Präsenzdienstes im Jahr 2005 bis zum Abgeordneten zum Wiener Landtag im Jahr 2010.

Zumindest wissen wir, dass er einmal bei der UNIQA angestellt war (bemerke den Unterschied zwischen „angestellt war“ und „gearbeitet hat“) und dort unter jenem Mann “aufgebaut“ wurde, der zufälligerweise während seiner ersten Kanzlerschaft den Posten des Finanzministers bekam.

Eine Zahlung versus Diverse Fonds

Werfen wir einen Blick auf die sozialen Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft sowie der Menschen selbst.

In Irland wurde das „COVID-19 Pandemic Unemployment Payment“ eingeführt, welches nach klaren, einfachen und gut kommunizierten Regeln funktioniert. Nicht nur für Arbeiter und Angestellte, die ihren Job verloren haben, sondern auch für die Selbständigen, die nun ohne Einkommen dastehen.

Wer wissen will, wie in Österreich mit Selbständigen, im Speziellen mit den stark betroffenen EPUs (Ein-Personen-Unternehmen) umgegangen wird, kann sich durch das Corona-Hilfspaket sowie Härtefall-Fonds Phase 2 auf der Webseite der Wirtschaftskammer durchkämpfen.
Warum genau die Bearbeitung bzw. die Auszahlung nicht wie in Irland von der Regierung direkt, sondern von der gesetzlichen Interessensvertretung der Wirtschaftstreibenden durchgeführt wird, darüber müssten uns gesondert unterhalten.

Mietverträge

Seit dem 27. März 2020 und für den Zeitraum von zumindest drei Monaten gelten in Irland folgende gesetzlich verankerte Regelungen betreffend Mietverträgen:
– niemand darf zwangsgeräumt werden
– niemand darf gekündigt werden
– es darf keine Mieterhöhung geben

In Österreich hat man sich darauf geeignet, dass
– man Zwangsräumungen eigentlich nicht, aber unter Umständen doch durchführen darf
– befristete Mietverträge verlängert werden können, aber nicht müssen

Der Weg zurück in die „neue Normalität“

Österreich hat bereits mit den ersten Lockerungsmaßnahmen begonnen, während in Irland der Lockdown noch jedenfalls bis 18. Mai 2020 geplant ist.

Der Weg zurück, in eine neue oder wie immer geartete „Normalität“, ist ebenso unterschiedlich, jedoch in sich jeweils gleich konsistent, wie es der bisherige Umgang war.

Am 1. Mai 2020 wurde in Irland ein 5-Phasen-Plan zur Wiedereröffnung von Wirtschaft und Gesellschaft präsentiert. Jede Phase ist genau und einfach beschrieben sowie mit einem voraussichtlichen Termin versehen.

Die Schulen bleiben jedenfalls bis September geschlossen, die Abschlussprüfung der secondary school, das leaving cert (Äquivalent zur Matura), kann auf Wunsch ausgelassen werden,die Noten werden dann aufgrund der bisherigen Leistungen berechnet.

In Österreich gibt es neben täglichen Pressekonferenzen und ebenso unzähligen wie undurchsichtigen Erlässen mehr Konfusion als Klarheit. Prominente Beispiele für Verwirrung sind der berühmt-berüchtigte Ostererlass sowie der Kurz-Vor-Mitternacht-Erlass.

Aktuell ist beispielsweise betreffend Zentralmatura auf der Seite des Bildungsministeriums folgendes zu lesen:

Es gibt sicherlich mehr Gründe für die unterschiedliche Herangehensweise als bloß die beiden unvergleichbaren Regierungschefs. Wenngleich ich hier die Fehler(un)kultur der beiden dokumentieren möchte:

Ja natürlich, es ist nicht immer alles nur gut oder nur schlecht. Faktum bleibt aber:

Fische beginnen dennoch beim Kopf zu stinken
und 
Schwammerln bleiben Schwammerln.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela



2 Antworten auf „#Brieferl No.260 – Von Fischen und Schwammerln“

  1. Ich habe vor ein paar Stunden, genau den Satz unter einen Artikel über den Rücktritt unserer Staatssekretärin geschrieben, da hat mir dann einer gedroht, wenn ich unsern BK als Fisch beleidige, dann kommt der Nehammer und klagt mich wegen Majestätsbeleidigung. Jetzt wissen sie, was sie erwartet.

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