#Brieferl No.261 – Klogeflüster




Lieber Cousin Herbert,
die erste Welle ist langsam vorüber. Ich meine selbstverständlich nicht nur die Covid-Welle, sondern vielmehr auch die Klopapier-Hamster-Welle. So schön die in der Wohnung gestapelten Packerln auch sind, stellt sich nun doch die Frage: was tun mit dem vielen Klopapier?

Aufheben, um für die zweite Welle gerüstet zu sein?
Horten, um den Kindern einmal Antiquitäten vermachen zu können?
Oder doch verbrauchen?

Wir müssen der Regierung insgesamt unendlich dankbar sein, dass sie den Verbrauch von Klopapier aktiv unterstützt und so auch die Wirtschaft ankurbelt.

Konsumieren geht über Studieren

Ich wollte ja bereits Studien über die verschiedene Klopapiersorten erstellen, weil die Unterschiede doch gewaltig sind. Das beginnt bei der Farbe, geht weiter über die Lagen, die grundsätzliche Elastizität und natürlich die Funktionalität.

Aber dann kam er, unser Harald „Chuck Norris“ Mahrer, und er mich daran erinnert, dass es nur einen einzigen Weg gibt, um die Wirtschaft wieder beleben: KONSUMIEREN!

Daher gilt ab sofort: verbrauche dein Klopapier und kaufe rasch neues nach!

Dabei hat uns die Regierung auch in weiser Voraussicht unterstützt.

Die Grünen haben dafür gesorgt, dass die Pfandleiher offen haben, falls das Geld für neue Packerln fehlen sollte. Und auf Betreiben vom Basti wurde die Schaumweinsteuer aufgehoben. Schampus fördert bekanntermaßen die Verdauung und kann daher nach dem Besuch beim Pfandleiher noch günstiger gegluckert werden! Was sich eben wieder positiv auf den Klopapierkonsum auswirkt.

Klopapier und andere Kapitalanlagen

Du bist nicht der einzige Herbert, der sich über Klopapier und den Kapitalismus Gedanken macht.

Klopapier als Kapitalanlage ist genauso möglich, wie Kinder und deren Recht auf Bildung als Humankapital für die Zukunft zu betrachten. Als was sonst, wenn nicht als volkswirtschaftlichen Faktor, sind denn die Fratzen anzusehen, möchte ich dich fragen!? Eben!

“Mir war das Öffnen der Schulen ein tiefes Anliegen, damit es nicht zu einem Humankapitalverlust großen Ausmaßes kommt.“

Danke lieber Bildungsminister Fassmann! So wird auch die Tradition der Wünschelrutengängerin Schramböck weiter fortgesetzt, die doch bereits im Zuge der letzten türkisen Regierungsbeteiligung entsetzt festgestellt hatte:

„Die Gymnasien produzieren oft am Markt vorbei“

So soll es sein! Vielleicht kann man den Artikel 32 – Verbot der Kinderarbeit und Schutz der Jugendlichen am Arbeitsplatz – der Charta der Grundrechte der EU einmal einer Revision unterziehen.
Es hatte schließlich seine Gründe, warum Kinder früher auch in unseren Breiten zur Erwerbstätigkeit herangezogen wurden.

Die wahre Freiheit ist am Klo!

Wo gibt es sie noch, die einzig wahre und echte Privatsphäre?

Beim harmlosen Spaziergang schon mal sicher nicht, da könnte dich eine Kamera einfangen, um mit Bildern von dir die Gesichtserkennungsdatenbanken zu füttern.

Wenn du dein Handy mit auf den Spaziergang nimmst, kommt dein Bewegungsprofil nachher zum Basti, damit er überprüfen kann, ob du während der Ausgangssperren, die ja eh gar keine waren und du nur zu blöd warst, das alles richtig zu verstehen, auch brav zu Hause warst.

Was bleibt also noch als Rückzugsort?

Genau – das Klo!

Immer mehr Leute nutzen die Gelegenheit der Abgeschiedenheit, um endlich mal in Ruhe auch telefonieren zu können. Ich vermute ja, dass unser Basti auch zur Klo-Telefonier-Fraktion gehört. Zumindest dann, wenn er bei Zeitungen anruft und sich über deren Berichterstattung mokiert!

Nun könnte es natürlich auch sein, dass das Klo alleine als Rückzugs- und Besprechungsort nicht mehr ausreicht. Da trifft sich es sich pipifein, dass zumindest das Psychotherapieangebot erweitert werden könnte.
KÖNNTE, nicht wird.

Sollte man dafür erst einen Antrag wie beim Härtefallfonds oder Corona-Hilfs-Fonds stellen müssen, so kann man eh jetzt schon schwarz sehen.

Überhaupt können sich nämlich – und da verrate ich dir jetzt eines der geheimsten Geheimnisse ever ever ever – finanzielle Probleme durchaus negativ auf das (psychische) Wohlbefinden auswirken.

Was unserem Basti reichlich egal sein dürfte, will er doch die Geldmangel-Depression gleich EU-weit einführen und lieber Kredite als Hilfen vergeben. Was wieder einmal viel zu kurz gedacht ist.

Und um beim Klopapierverbrauch als Wirtschaftsmotor zu bleiben: ein kleiner Geldscheißer ist besser als der größte Kredit.

Liebe Grüße,
Cousine Daniela

PS: Damit auch die leidliche Frage nach dem korrekten Aufhängen einer Klopapierrolle endlich geklärt wird, habe ich dir das Bild des Klorollen-Patents herausgesucht.




5 Antworten auf „#Brieferl No.261 – Klogeflüster“

Schreibe einen Kommentar