Lieber Cousin Herbert,
mich hat der Slogan “sozial ist, was stark macht“ von deinem Regierungschef, jenem welterfahrenen Bundesmaturanten Heiland-Basti, nicht losgelassen. Um mich konstruktiv zu zeigen, habe ich einen Tag lang seine Theorie an lebenden Objekten in meiner Umgebung ausgetestet. Hier mein Erfahrungsbericht.
Zuerst fuhr ich mit dem Auto zum nächsten Supermarkt. Etwa auf der Mitte des Weges war ein Hund gerade dabei, die Straße zu überqueren. Ohne dazugehöriges Herrchen oder Frauchen und auch ohne Halsband. Hunde sind ja auch soziale Wesen, weshalb er zum ersten Kandidaten auserkoren wurde. Üblicherweise bremse ich für auf der Straße herumlaufende Tiere, nachdem ich mich mit einem kurzen Blick in den Rückspiegel vergewissert habe, dass kein anderes Auto an meinem pickt.
Instinktiv wollte ich das wieder tun, aber dann ist mir der Satz “sozial ist, was stark macht“ ins Autofahrerhirn geschossen. Anstatt der Bremse habe das Gaspedal betätigt. Das hat Wirkung gezeigt. Der Hund hat bemerkenswert große Augen gekriegt und ist knapp, aber doch mit einem unglaublichen Speed davongelaufen.
Mission 1 accomplished. Augen- wie Beinmuskulatur des Hundes wurden exzellent trainiert. Wenn das nicht stark macht, weiß ich auch nicht weiter. Auch die Angst, die ihm auf der gegenüberliegenden Strassenseite zum Zittern brachte, kann für seine Zukunft nur gut sein. Nur wer Angst kennt und damit umgehen lernt, ist stark!
Im Supermarkt angekommen schlich ich unauffällig bei den besonders hohen Regalen herum. Immer wieder passiert es mir nämlich dank meiner Körpergröße von beinahe 1,80 m, dass irgendeine klein geratene Person um meine Hilfe beim Herausholen eines hoch gelagerten Artikels bittet. Bisher bin ich diesem Wunsch immer gerne nachgekommen, weil ich doch auf dem sozialen Holzweg war. „#Brieferl No.149 – Der soziale Holzweg“ weiterlesen