Lieber Cousin Herbert,
jetzt ist es schon wieder genau ein Jahr her, dass ich dir das erste Brieferl geschrieben habe. Du hast eh alle gelesen, oder etwa nicht?
Lässt sich jedenfalls irgendwie schwer überprüfen. Genau wie diese “Am Schulhof ist nur noch deutsch zu sprechen, jawolllll“ – Initiative vom Manfred Haimbuchner. Ich verstehe ja, dass er gerne hätte, dass jeder alles verstehen kann. Wobei, wenn man konsequent ist, man dann auch Dialekte abschaffen müsste.
Ab sofort sollte es deshalb es keine mieselsüchtigen Grantscherben, sondern nur noch schlecht gelaunte, verdrießliche Menschen geben. Und der Bahöl kann auch gleich in Gatsch hupf‘n.
Ich frage mich, wie genau sich der Herr Haimbuchner die Kontrolle und auch die Strafmaßmaßnahmen bei Zuwiderhandeln vorgestellt hat. Gar nicht wahrscheinlich, weshalb ich wieder einmal helfend eingreife.
Für die Kontrolle schlage ich vor:
– Einrichtung eines freiwilligen (!) Spitzelwesens innerhalb der Schülergemeinschaft, Projektname “Blockwart 2.0“
– Herzige Miniponys mit Abhörgeräten auf Schulhofstreife. Die werden von allen gestreichelt, weil sie so herzig sind. Daher können sie sich den Verdächtigen gut annähern und mitlauschen.
– Bekanntmachung der Gratis-App “Troja Quest“, die wegen des herzigen Pferderls am Logo eh jeder freiwillig herunterlädt und die das hinterrückse Installieren des spionierenden Bundestrojaners obsolet werden lässt.
Auch für die Strafmaßnahmen habe ich Vorschläge für dich bzw. deinen Kollegen ausgearbeitet:
– Durchführen von Gehsteigreinigungen (die Gehsteige können ja doch nie sauber genug sein), Projektname “Reibpartie 2.0“
– Wöchentliche Singkurse mit Udo Landbauer. Damit der Umgang mit der deutschen Sprache gefestigt wird.
– 100 Mal “Das Land bekennt sich zur Heimatpflege durch das Bewahren der landestypischen Brauchtümer und Traditionen“ schreiben. Handschriftlich, versteht sich. „#Brieferl No.137 – Ein-Jahres-Jubiläum“ weiterlesen